Leben und sterben lassen

Nachdem er zum Start der Bond-Reihe nicht zur Verfügung stand, übernahm Roger Moore mit Leben und Sterben lassen seine erste Rolle als James Bond. Johannes Michel hat sich den Film noch einmal angesehen und schreibt, warum sein Einstand alles andere als gelungen ist.

Leben und sterben lassen (Live And Let Die)
Agententhriller, GB/USA 1973. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 116 Minuten.
Mit: Roger Moore, Yaphet Kotto, Jane Seymour, Clifton James, Julius W. Harris, Geoffrey Holder, David Hedison, Gloria Hendry, Bernard Lee, Lois Maxwell u.a. Regie: Guy Hamilton

Auch ein 007 schwächelt einmal

Drei britische Agenten werden in New York, New Orleans und auf der Karibikinsel San Monique ermordet. James Bond (Roger Moore) soll die Hintergründe aufklären und beginnt mit seiner Arbeit in New York. Kaum angekommen, gerät er in die Fänge des afroamerikanischen Verbrecherbosses Mr. Big (Yaphet Kotto). Nur durch ein geschicktes Ablenkungsmanöver und seinen CIA-Kollegen Felix Leiter (David Hedison) kann er freikommen. Schnell stellt sich heraus, dass Mr. Big und Kananga, ein Drogenhändler aus San Monique, ein und dieselbe Person sind. Sein Ziel: das Monopol auf dem amerikanischen Drogenmarkt.
Daneben stellen sich Bond noch weitere Probleme in den Weg. Kanganga ist nicht nur wütend auf Bond, weil dieser seine Geschäfte durchkreuzt, sondern auch, weil er sich seiner Seherin Solitaire (Jane Seymour) angenommen hat. Diese stand aber unter einem Keuschheitsgelübde, und seit dem Schäferstündchen mit Bond sind ihre magischen Kräfte dahin. Zudem nutzt Kananga den Aberglauben der Einwohner, um seine Macht zu steigern und missbraucht sie zu seinen Zwecken. Und dann ist da noch Tee Hee (Julius W. Harris), ein Handlanger, dessen rechte Hand von einem Krokodil abgebissen wurde und nun durch einen Metallgreifer ersetzt wurde. Tee Hee freut sich natürlich schon darauf, Bond das gleiche Schicksal beizubringen und so findet er sich inmitten vieler hungriger Krokodile wieder. Nach erneuter Flucht verfolgen ihn Kanangas Männer bei einer wilden Verfolgungsjagd zu Wasser. Nach einer weiteren Festnahme durch den Drogenbaron kann Bond das Finale (wie sollte es anders sein) für sich entscheiden.

Will Bond den Krokodilen vorwerfen: Tee Hee.

Nach Im Geheimdienst Ihrer Majestät mit George Lazenby und Diamantenfieber mit einem reaktivierten Sean Connery musste ein neuer Bond her. Für die Produzenten war klar: Nach dem ersten gescheiterten Versuch, Roger Moore ins Boot zu holen, musste es nun klappen. Moore war schon als erster Bond im Gespräch gewesen, konnte aber aufgrund anderer Verträge nicht zusagen.

Nun hatte das Produzententeam also den wirklichen Wunsch-Bond zur Verfügung – und was machten sie daraus?
Zuerst einmal zur Story. Der Ansatz ist sicherlich nicht schlecht, immerhin trachtet diesmal kein Gangster nach der Weltherrschaft oder dem Weltfrieden (wie Blofeld in Diamantenfieber). Es geht schlicht und ergreifend ums liebe Geld. Kananga möchte den Drogenmarkt beherrschen, vom Anbau bis zum Vertrieb. Dazu bringt er einschlägige Viertel in den Großstädten in seine Gewalt und schaltet gezielt Agenten aus, die ihm in die Quere kommen könnten. So weit, so gut, nur: Für einen knapp zwei Stunden langen Film ist das nicht genug. Die Filmemacher retten zwar durch gelungene Verfolgungsjagden und diverse Voodookult-Szenen noch einiges, enttäuschend bleibt das Gesamtkonzept aber trotzdem.

Weiterhin fehlen Leben und sterben lassen zu viele Bond-Grundelemente. Es gibt keinen Technikbastler Q, Bond muss fast vollständig auf technische Spielereien verzichten und er bestellt keinen Wodka Martini. Dafür wurde die Humorschiene stark ausgebaut, leider, muss festgestellt werden. Denn alles andere, was die Zuschauer in einem Agententhriller sehen möchten, sind doofe Sprüche. Bond gibt den Coolen, und das, obwohl er einige Male in die Hände der Bösewichte fällt und nur durch Zufälle und Dummheiten seiner Bewacher am Leben bleibt. Unverständlich, warum diese ihn zwar mitten in einer Krokodilherde aussetzen, dann aber wegfahren und ihn sich selbst überlassen.

Die schon angesprochenen Voodoo-Szenen sind anfangs zwar amüsant, flachen aber mit der Zeit auch ab. Irgendwie will das alles nicht in einen Bond-Film passen. Ebenso vollkommen fehl am Platz ist die Figur des Sheriff Pepper (Clifton James), der aus unerklärlichen Gründen im Nachfolger Der Mann mit dem goldenen Colt noch einmal auftaucht. Er stellt das böse Klischee eines Dorfsheriffs da, der von der Lage im Rahmen der Bootsverfolgungsjagd völlig überfordert ist und nicht mehr kann, als dumm daherreden. Ein Highlight hingegen ist ohne Frage Jane Seymour als Soiltaire. Sie ist kein typisches Bondgirl, sondern agiert sehr zurückhaltend. Vielleicht macht gerade das den Reiz ihrer Rolle aus.

Fazit: Schwächster Bond-Film mit vielen Peinlichkeiten. Einen Pluspunkt gibt’s für die gelungenen Verfolgungsjagden. 5 von 10 Punkten.


Das Team: Tee Hee, Voodoo-Meister Baron Samedi (Geoffrey Holder), Whisper (Earl Jolly Brown); vorne: Solitaire, Bond, Kananga.

Absolut gelungen: Wilde Verfolgungsjagden.

Peinlich: Sheriff Pepper.
Johannes Michel, 08. Juni 2007. Bilder: United Artists/MGM.


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Kommentare

3 Antworten zu „Leben und sterben lassen“

  1. […] offizieller Bond-Darsteller nach Sean Connery und George Lazenby, konnte mit seinem ersten Film Leben und Sterben lassen nicht überzeugen, was weniger an seiner Performance, als an der dünnen und wenig spannenden Story […]

  2. […] kommt die Bond-Reihe wieder in Fahrt. Nachdem uns die beiden ersten Filme mit Roger Moore, Leben und sterben lassen sowie Der Mann mit dem goldenen Colt nicht überzeugen konnten und sogar teilweise enttäuschten […]

  3. […] seinen zwei schwächeren Auftakt-Filmen Leben und Sterben lassen und Der Mann mit dem Goldenen Colt konnte Der Spion der mich liebte, Roger Moores dritter […]

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