Skyfall

2012 ist nicht nur das Jahr des vermeintlichen Weltuntergangs. James Bond feiert 50jähriges Kinojubiläum. Und gefeiert wird das halbe Jahrhundert natürlich mit einem weiteren Film: Skyfall, in welchem Darsteller Nr. 6, Daniel Craig, zum dritten Mal im Geheimdienst Ihrer Majestät unterwegs ist.

 

Skyfall
Agententhriller UK/USA 2012. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 143 Minuten. Kinostart: 1. November 2012.
Mit: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem, Ralph Fiennes, Naomie Harris, Bérénice Marlohe, Ben Whishaw, Albert Finney u.v.a. Regie: Sam Mendes. Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade und John Logan.

 

 

Abgang und Neustart

Als eine Festplatte mit geheimen Daten über in Terrororganisationen eingeschleuste Agenten gestohlen wird, heften sich James Bond (Daniel Craig) und seine junge Kollegin Eve (Naomie Harris) an die Fersen des Killers Patrice (Ola Rapace). Doch die Mission geht schief. Patrice entkommt mit der Festplatte und Bond stürzt, nachdem ihn Eve versehentlich angeschossen hat, von einer Eisenbahnbrücke in den (vermeintlichen) Tod. Nach diesem Fehlschlag bekommt Geheimdienstchefin M (Judi Dench) mit dem „Bürokraten“ Mallory (Ralph Fiennes) eine Art Aufpasser vor die Nase gesetzt, der ihr empfiehlt, möglichst bald in den freiwilligen Ruhestand zu treten. Doch M weist jegliche Vorwürfe von sich. Da kehrt der tot geglaubte Bond zurück. Trotz fehlender Form wird er mit der Verfolgung der Festplatte beauftragt. Die Spur führt ihn nach Shanghai, zur geheimnisvollen Sévérine (Bérénice Marlohe). Die asiatische Schönheit führt ihn zu Silva (Javier Bardem), einem Ex-Agenten, der wahrlich nichts Gutes im Sinn hat und eine alte Rechnung begleichen will…

Eigentlich sollte Daniel Craig nach seinen beiden erfolgreichen Auftritten Casino Royale (2006) und Ein Quantum Trost (2008) bereits 2010 zum dritten Mal den bekanntesten Agenten der Kinogeschichte spielen. Doch der Bankrott des Filmstudios MGM verzögerte die Produktion des 23. Bond-Films. Allerdings nur um etwa zwei Jahre. Nach der Rettung MGMs 2011 erhielt Regisseur Sam Mendes (American Beauty, Zeiten des Aufruhrs) grünes Licht und von November 2011 bis Mai 2012 gingen die Dreharbeiten in England, Schottland, der Türkei und China über die Bühne.

Nachdem David Arnold bei den letzten fünf Filmen für die Musik verantwortlich war, übernahm nun zum ersten Mal Thomas Newman, der Stammkomponist des Regisseur Mendes, diesen Job. Den langweilig gesungenen Titelsong nahm die britische Sängerin Adele auf. Gingen die beiden letzten Bond-Filme in eine härtere und authentischere Richtung, so führt Skyfall diese fort, jedoch nicht ohne klassische Elemente der 50 Jahre alten Filmreihe wieder stärker zu verwenden. Bond 23 überzeugt und fesselt als zwar recht langer, aber rasanter, intelligent geschriebener und glänzend gespielter Agententhriller und liefert nicht nur einen perfekten Jubiläumsfilm sondern neben Casino Royale auch den besten Streifen seit Lizenz zum Töten (1989).

Die hohe Qualität des Films kann man vor allem an zwei Dingen festmachen. Erstens überzeugt das Drehbuch vom Stammautorenduo (seit Der Morgen stirbt nie) Neal Purvis und Robert Wade, sowie John Logan (Aviator, Hugo Cabret). Die Story entwickelt sich kontinuierlich und organisch über die gesamte Laufzeit des Films und hat durchaus die eine oder andere Überraschung bereit, ohne jedoch seine Charaktere zu vergessen. Erstaunlicherweise geht es diesmal nicht um die Eroberung oder Zerstörung der Welt durch einen Superverbrecher, sondern darum wie man quasi mit einem Mausklick großes Chaos anrichten kann. Darüber hinaus bietet Skyfall mit dem Ex-Agenten und „Cyberterroristen“ Raoul Silva einen herausragenden Bösewicht, glänzend gespielt von Oscar-Gewinner Javier Bardem (No Country For Old Men). Die Figur Silva präsentiert sich als Spiegelbild Bonds, quasi ein zurück gelassener Vorgänger. Obwohl Silva erst nach 70 Minuten überhaupt auftaucht, entfaltet er in seinen wenigen Szenen eine tiefgründige Wirkung wie es kaum ein 007-Gegner vorher tat.

Wenig Screentime haben auch die beiden Bondgirls Eve (Naomie Harris) und Sévérine (Bérénice Marlohe). Das liegt aber daran, dass es in Skyfall um eine andere Frau an Bonds Seite, geht: M, letztmals gespielt von Judi Dench, nachdem sie die Rolle außerdem in den letzten sechs Filmen verkörperte. Bond 23 ist ihre Abschiedsvorstellung, in deren Verlauf die Figur von der souveränen Chefin zu einer angreifbaren und menschlichen Figur wird, die für ihre Agenten mehr als eine Vorgesetzte ist. Nach zwei Filmen Pause sind zwei klassische Bond-Figuren wieder mit dabei: Ben Whishaw glänzt als moderne Nerd-Version des Tüftlers Q und auch eine bekannte Sekretärin bekommt ein neues Gesicht. Neuartig ist auch der Look des Films. Die Inszenierung von Sam Mendes und seiner Crew glänzt trotz diverser rasanter Actionszenen vor allem durch angenehm ruhige Kameraführung (die sich von der verwackelten Handkameraführung in Ein Quantum Trost deutlich abheben) und viele Bilder, in denen man von den Darstellern nur die Silhouette sieht. Das Finale von Skyfall spielt schließlich auf einem düsteren, schottischen Anwesen, das dem Film seinen Namen gibt. Bemerkenswert, dass erst der 50. Bondfilm sich wirklich mit der Vergangenheit seines Protagonisten einigermaßen tiefgehend befasst.

Nicht zu vergessen, lebt Bond 23 auch von der Leistung seines Titeldarstellers Daniel Craig, der in seinem dritten Auftritt gleichzeitig Labilität und Willensstärke zeigt. Skyfall ist einerseits das Ende einer Ära und der Start einer neuen, die sicherlich mit den beiden nächsten 007-Abenteuern, zu denen sich Craig bereits verpflichtet hat, weitergeht. Den ersten Gerüchte, dass Bond 24 und 25 eine zusammenhängende Geschichte nach Drehbüchern von John Logan allein erzählen sollen und an einem Stück gedreht werden, erteilte der Hauptdarsteller kurze Zeit später eine Absage. 2014 oder 2015 darf man aber mit dem nächsten Film etwa rechnen.

Fazit: Sam Mendes macht mit Skyfall so gut wie alles richtig und inszenierte einen tiefgründigen, vor allem von Daniel Craig und Javier Bardem herausragend gespielten, Agentenfilm mit starkem Skript und visueller Souveränität. 9 von 10 Punkten.

 

Marius Joa, 2. November 2012. Bilder: Sony/MGM.

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