Inception

Nach dem Riesenerfolg von The Dark Knight konnte Regisseur Christopher Nolan seine eigene Story verfilmen, an der er über zehn Jahre gearbeitet hatte. Das Ergebnis: „Inception“, ein Film über die Architektur der Träume und die Tiefen des menschlichen Unterbewusstseins.

Inception
Mysterythriller USA/UK 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 148 Minuten. Kinostart: 29. Juli 2010.
Mit: Leonardo DiCaprio, Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page, Marion Cotillard, Tom Hardy, Ken Watanabe, Dileep Rao, Cillian Murphy, Tom Berenger u.a. Drehbuch und Regie: Christopher Nolan.

Abgründiges Traumlabyrinth

Christopher Nolan, am 30. Juli 1970 in London geborener, britisch-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor, gehört nicht erst seit seinem verstörend-genialen Batman-Film The Dark Knight zu den Besten seiner Zunft. Einen Namen erwarb er sich mit kleinen Filmen wie Following und Memento, die konsequent eine nicht chronologische, bei letzterem in rückwärts erzählte, Geschichte aufweisen und als geniale Thriller gelten. Mit Batman Begins und The Dark Knight holte er die Comic-Fledermaus aus den Untiefen des Trash und lieferte nebenbei mit Prestige einen verblüffenden filmischen Zaubertrick ab. Mit seinem neuesten Film Inception führt Nolan nun die Reihe seiner außergewöhnlichen Thriller fort.

Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) ist ein besonderer Dieb. Er „stiehlt“ mithilfe seines Teams Informationen aus dem menschlichen Geist, durch das Eindringen in die Träume der Zielperson. Durch diverse erfolgreich ausgeführte Aufträge für internationale Mega-Konzerne hat er sich einen Namen gemacht. Doch seit dem mysteriösen Tod seiner Ehefrau Mal (Marion Cotillard), wird Cobb als deren Mörder gesucht und kann deshalb nicht in die USA zu seinen beiden Kindern. Der japanische Konzernchef Saito (Ken Watanabe), bei dem ein Traumdiebstahl misslingt, bietet Cobb einen besonderen Auftrag an. Es sollen keine Informationen aus dem Geist eines Menschen gestohlen werden, sondern durch eine sog. „Inception“ eine Botschaft eingepflanzt werden. Zögerlich willigt Cobb ein. Neben Arthur (Joseph Gordon-Levitt), Eames (Tom Hardy) und dem Chemiker Yussuf (Dileep Rao) gehört auch die junge Studentin Ariadne (Ellen Page) als Traum-Architektin zum neu zusammengestellten Team. Ariadne gelingt es nach und nach die  Geheimnisse Cobbs zu erfahren, und warum Mal immer wieder in den Träumen auftaucht.

Vor allem vor dem US-Kinostart Mitte Juli wurde Inception mit sehr viel Lob überschüttet. Bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob der Film die durch Nolans bisherige Filme hohen Erwartungen erfüllen kann. Das kann er. Inception ist jedoch im Gegensatz zu Memento oder The Dark Knight kein Meisterwerk aber dennoch ein äußerst gelungener, vielschichtiger und spannender Film.

In höchst kurzweiligen 148 Minuten entwirft Nolan ein abgründiges Traumlabyrinth. Die Hauptfigur ist nicht nur ein cooler Krimineller, der Menschen in deren Träumen bestiehlt, sondern selbst ein durch seine Erfahrungen gezeichnet ist. Weil Dom Cobb den Tod seiner Frau nicht verarbeitet hat, spukt sie als Femme fatale durch die Träume, die er und sein Team nutzen, um den jeweiligen Auftrag aus zu führen. Das stürzt vor allem Cobb in innere Konflikte, die er zu verbergen versucht. Diesen gescheiterten Charakter spielt Leonardo DiCaprio weitgehend zurückhaltend, aber wirkungsvoll. Wie immer emotional sehr authentisch ist Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard (La Vie En Rose) in der Rolle von Cobbs Ehefrau. Von den übrigen Darstellern überzeugt vor allem der souveräne Joseph Gordon-Levitt (500 Days Of Summer) als Traumspezialist Arthur und Ellen Page (Juno) als Traumarchitektin Ariadne.

Auch wenn die Träume sich auf mehreren Ebenen abspielen und dadurch an Komplexität gewinnen, so ist Inception in sich völlig schlüssig und recht verständlich aufgebaut, Als Zuschauer muss man zwar aufpassen, dafür ist die Story trotz ihrer Vielschichtigkeit sehr kurzweilig und spannend. Bisweilen erinnert der Übergang von Realität zum Träumen sehr an die Matrix-Trilogie, doch wird hier bloßes Abkupfern bekannter Elemente vermieden und etwas Eigenes geschaffen. Denn wo es in der Matrix nur eine Welt zu geben scheint, so ist das Labyrinth der Träume in Inception scheinbar endlos nach „unten“ fortsetzbar, allerdings nicht ohne Konsequenzen für die Psyche des Träumenden.

Außerdem liefert Christopher Nolans neuestes Werk beeindruckende Bilder der Traumwelten, die zwar der Realität sehr ähneln, aber insgesamt doch ein wenig überzeichnet sind. Auch inhaltlich hat sich Nolan weiterentwickelt. Er muss das Publikum nicht mehr (über)fordern, um seine Vision zu adaptieren. Inception wird fast völlig linear erzählt und hat ein für Nolans bisherige Filme untypisches Ende, das weniger verstörend wirkt wie z.B. in Memento oder The Dark Knight. Der Regisseur hat also seinen Freifahrtschein genutzt, um sich in neues Terrain zu manövrieren. Die nächste große Herausforderung wird es sein, seinem zweiten Batman-Film einen dritten folgen zu lassen, der eine angemessene Fortsetzung bietet.

Fazit: Tiefgründiges und spannendes Traumabenteuer. 9 von 10 Punkten.

Marius Joa, 1. August 2010. Bilder: Warner.

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