John Carter – Zwischen zwei Welten

1912 erschien die erste von elf Geschichten über die Abenteuer von John Carter auf dem Mars. 2012 gibt es diesen Stoff von Tarzan-Erfinder Edgar Rice Burroughs als Leinwand-Spektakel.

 

John Carter – Zwischen zwei Welten (John Carter)
Science-Fiction/Fantasy-Abenteuer USA 2012. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 132 Minuten. Kinostart: 8. März 2012.
Mit: Taylor Kitsch, Lynn Collins, Mark Strong, Ciarán Hinds, Dominic West, James Purefoy u.v.a. Regie: Andrew Stanton. Nach Die Prinzessin vom Mars von Edgar Rice Burroughs.

 

 

Zwischen den Schlachten

Auf der Flucht vor Indianern verschanzt sich der US-Bürgerkriegsveteran John Carter (Taylor Kitsch) in einer Höhle und erwacht kurze Zeit später auf dem Mars! Dort wird er von großen grünen vierarmigen Marsbewohnern gefangen genommen, kann sich aber durch seine Sprungkraft, die er aufgrund der im Vergleich zur Erde niedrigeren Schwerkraft besitzt, befreien. Anschließend gerät Carter mitten in eine Schlacht zwischen den verfeindeten Städten Helium und Zodanga, die beide von Menschen mit roter Haut bewohnt werden. Carter rettet Dejah Thoris (Lynn Collins), Prinzessin von Helium, vor den Truppen Zodangas. Doch die rothäutige Schönheit soll nach dem Willen ihres Vaters Tardos Mors (Ciarán Hinds) den machthungrigen Kriegsherrn Sab Than (Dominic West), Anführer von Zodanga, heiraten. Dejah erkennt in John Carter einen Mann, der das Schicksal des sterbenden Planeten Barsoom, wie der Mars von den Einheimischen genannt wird, positiv beeinflussen kann.

1912 veröffentlichte der amerikanische Autor Edgar Rice Burroughs (1875-1950), auch bekannt als Erfinder der Figur Tarzan, die erste von elf Geschichten über den Bürgerkriegsveteran John Carter und seine Abenteuer auf dem Planeten Barsoom. Hundert Jahre dauerte es, bis der Groschenroman-Stoff seinen Weg in die Kinos finden sollte.

Nach ersten fehlgeschlagenen Versuchen des Looney Tunes-Machers Bob Clampett in den 1930er Jahren, den Stoff als Zeichentrickfilm zu realisieren, blieb das Projekt viele Jahrzehnte in der „Produktionsvorhölle“ stecken. In den 1950ern interessierte sich Stop-Motion-Spezialist Ray Harryhausen für eine Verfilmung, aber auch aus einer geplanten Leinwand-Adaption von John McTiernan (Stirb langsam) in den 1980ern wurde nichts. Nach der Jahrtausendwende sicherte sich Paramount die Rechte an der Barsoom-Reihe, mit Jon Favreau (Iron Man) als geplantem Regisseur. Doch daraus wurde auch nichts. Schließlich landete die Geschichte wieder bei Disney. Regie bei der 250-Millionen-Dollar-Produktion John Carter – Zwischen zwei Welten führte schließlich Andrew Stanton, bekannt für seine Pixar-Animationsfilme Findet Nemo und WALL-E. Gedreht wurde von Januar bis Juli 2010, anschließend ging die lange und aufwändige Postproduktionsphase über die Bühne.

Es wäre zu einfach, dem Film John Carter vorzuwerfen, er kopiere auf dreist Art Science-Fiction-Filme wie Star Wars, Der Wüstenplanet, Planet der Affen oder Avatar. Vielmehr haben sich die Macher dieser Werke und, sofern vorhanden, ihrer literarischen Vorlagen, bei Edgar Rice Burroughs einflussreichem Werk inspirieren lassen. Die Barsoom-Buchreihe ist damit quasi die Mutter vieler bekannter Science-Fiction-Epen.

Visuell hat sich der Aufwand bei John Carter trotz einer (wie nicht anders zu erwarten war) unnötigen 3D-Konvertierung, die lediglich der Preistreiberei dient, durchaus gelohnt. Der Film ist sogar weniger Effekte lastig als man vielleicht vermutet. Die grünen Marsbewohner sind komplett am Computer animiert, bekannte Darsteller wie Willem Dafoe (Spider-Man) oder Samantha Morton (Minority Report) liehen den wichtigsten Charakteren ihre Stimmen und Bewegungen. Ansonsten dominieren in optischer Hinsicht die riesigen Wüstenlandschaften des roten Planeten, für die der US-Bundesstaat Utah Pate stand.

Wie gewöhnlich bei Blockbustern krankt es auch hier am Inhalt. Während die Rahmengeschichte auf der Erde noch einigermaßen überzeugen kann, verliert sich die Mars-Story in der Unübersichtlichkeit zu vieler Schlachten. Der Film beginnt mit einer kurzen Einführung zum Konflikt auf dem roten Planeten, springt dann zwischen einzelnen Jahren im Amerika des 19. Jahrhunderts hin und her, bis endlich der wirkliche Hauptplot beginnt. Es wird anfangs erwähnt, dass Barsoom ein sterbender Planet sei, aber dann nicht näher darauf eingegangen.

Die Figuren sind recht platt geraten, sei es der verschleuderte Bösewicht Sab Than, gespielt von Dominic West (The Wire), oder die Kriegerprinzessin bzw. „Wissenschaftlerin“ Dejah Thoris, die im Verlauf des Films mit ihrem bedeutungsschwangeren Gefasel nervt. Titeldarsteller Taylor Kitsch (Friday Night Lights), der mit Filmpartnerin Lily Collins übrigens schon in X-Men Origins: Wolverine zu sehen war, spielt John Carter nicht als strahlenden Helden, sondern als von Krieg und Verlust der geliebten Ehefrau gebrochenen Mann, der keine große Lust verspürt, nach dem Ende des Sezessionskriegs auch noch gegen amerikanische Ureinwohner zu kämpfen, sich aber auf dem Mars in einer ähnlichen Situation wieder findet. Interessante Notiz am Rande: John Carter – Zwischen den Welten „vereint“ vier Darsteller der HBO-Historienserie Rom wieder, nämlich Ciarán Hinds, James Purefoy, Polly Walker und Nicholas Woodeson.

Fazit: Rasantes und inhaltlich wirres Scifi-Fantasy-Abenteuer nach prägender Vorlage des Tarzan-Erfinders. 5 von 10 Punkten.

 


John Carter und Dejah Thoris

 

 

 

Marius Joa, 11. März 2012. Bilder: Disney.


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