Nordwand

Nordwand ist nicht nur ein Bergsteiger-Drama. Es zeigt neben einer atemberaubenden Landschaft auch diverse menschliche Charakterzüge.

Nordwand
Bergsteiger-Drama, Deutschland 2008. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 126 Minuten. Deutscher Kinostart: 23. Oktober 2008.
Mit: Benno Fürmann, Florian Lukas, Johanna Wokalek, Georg Friedrich, Simon Schwarz, Ulrich Tukur u. a.
Regie: Philipp Stölzl

Von der Legende des Riesen-Oger

Im Jahre 1936, die olympischen Spiele stehen kurz bevor, propagiert das NS-Regime für diejenige Seilschaft eine Goldmedaille, die es wagt, sich der Erstbesteigung der Eiger Nordwand zu stellen. Die zwei Gebirgsjäger Toni Kurz (Benno Fürmann) und Andi Hinterstoisser (Florian Lukas), beide ambitionierte Bergsteiger aus Berchtesgaden, sind skeptisch, ob sie die Gefahr wagen sollen. Nicht umsonst wird der Berg als „Mordwand“ bezeichnet. Die letzten beiden, die das Ersteigen versuchten, gelten noch immer als vermisst. Erst durch das Zureden ihrer Jugendfreundin Luise (Johanna Wokalek), die sich als Volontärin bei der „Berliner Zeitung“ durch die Berichterstattung über die Besteigung den Durchbruch erhofft, entschließen die beiden sich für das Wagnis. Zusammen mit einer konkurrierenden österreichischen Seilschaft (Georg Friedrich, Simon Schwarz) beginnen sie den Aufstieg zum Gipfel. Zum Verhängnis wird den Bergsteigern ein aufkommender Schneesturm: Einer der Österreicher bricht sich bei einem Abrutsch ein Bein. So wird auch die deutsche Seilschaft vor die Entscheidung gestellt, mit umzukehren oder vielleicht doch noch den Ruhm einzustreichen. Alle Geschehnisse stehen unter ständiger Beobachtung unzähliger Schaulustiger, so auch der des NS-Reporters Arau (Ulrich Tukur), der, egal welches Ende die Geschichte nimmt, seine Sensationsgeschichte vermutet.

Andi Hinterstoisser und Toni Kurz wollen die Eiger Nordwand bezwingen.

Nordwand ist sicherlich kein Film für jedermann. Ein gewisses Interesse am Thema und für wunderschöne Landschaftsaufnahmen ist hier Voraussetzung. Wer dies jedoch mitbringt, ist bei Philipp Stölzl Film vollkommen am rechten Platz. Die Verfilmung besticht ungemein durch die Kraft der Kameraführung. Den Kameramännern ist es gelungen, atemberaubende Szenen einzufangen, ohne dass diese in irgendeiner Weise als übertrieben empfunden werden. Der Zuschauer ist gefesselt von der dramatischen Handlung und gleichzeitig begeistert von der Kunst der Darsteller. Diese agieren beeindruckend , der Kinobesucher muss sich immer wieder vor Augen halten, dass es sich hier nur um eine Geschichte auf der Leinwand handelt und nicht um eine reelle Situation, in der er gerade involviert zu sein scheint.

Als reines Bergsteiger-Drama ist Nordwand aber keinesfalls zu sehen. Die Erzählung der versuchten Erstbesteigung bietet einen guten Kern für Nebenhandlungen. Erzählt wird zum Beispiel die Situation und Haltung des NS-Regimes und dessen Stolz auf gute deutsche Sportler. Zu finden sind aber auch wieder aufflammende Gefühle Toni Kurz‘ gegenüber seiner Jugendliebe Luise. Und, nicht zu vergessen, werden auch menschliche Charakterzüge wie Verbissenheit und Ehrgeiz nicht ausgelassen. So werden dem Zuschauer zwei volle Stunden Spannung geboten, ohne dass dieser sich nur einmal ein früheres Ende herbeisehnt.

Fazit: Extrem fesselndes und gelungenes Drama, das in jeder Hinsicht überzeugt. 9 von 10 Punkten.


Der Kampf ums nackte Überleben…

Neugierig verfolgen Presse und Schaulustige das Treiben am Berg.
Myriam E. Michel, 29. Oktober 2008. Bilder: Majestic (Fox).


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