Saw 4

Zum vierten Mal kommt der Mörder Jigsaw ins Kino – nur ist er diesmal schon tot. Wer aber auf eine derart makabre Idee kommt, kurz vor seinem Tod noch eine kleine Audiokassette mit seinem „Testament“ zu verschlucken, der lebt zwangsläufig weiter. Johannes Michel über Fluch und Segen der Horrorserie.

Saw 4
Horrorfilm, USA 2007. FSK: keine Jugendfreigabe. 92 Minuten. Deutscher Kinostart: 7. Februar 2008.
Mit: Tobin Bell, Costas Mandylor, Scott Patterson, Betsy Russell, Lyriq Bent, Athena Karkanis, Justin Louis, Simon Reynolds u.a. Regie: Darren Lynn Bousman

Sieh, was ich sehe!

Auch wenn die beklemmende Atmosphäre von Teil 1 bis Teil 3 der Saw-Reihe immer mehr verloren ging, war schon vor dem Kinostart von Saw 3 klar, dass auch ein vierter Teil folgen würde. Gerüchte besagten vor etwas mehr als einem Jahr, dass die Erfinder der Horror-Reihe sich zurückziehen und für keine weiteren Produktionen zur Verfügung stehen werden. Dies hat sich aber nicht bewahrheitet. Einmal mehr sind Darren Lynn Bousman, James Wan und Leigh Whannell mit an Bord, wenn das Morden des Jigsaw-Killers weiter geht.

Erinnern wir uns an Saw 3. Am Ende sind Jigsaw/John (Tobin Bell) und seine Gehilfin Amanda (Shawnee Smith) tot, die Horrorreihe scheint hiermit ihr Ende zu nehmen. Aber weit gefehlt. Die Polizei entdeckt die Leiche von Detective Kerry (Dina Meyer) – und prompt tauchen die beiden Agenten Strahm (Scott Patterson) und Perez (Athena Karkanis) auf und mischen sich in den Fall ein. Sie vermuten, dass Jigsaws Ex-Ehefrau Jill (Betsy Russell) mehr weiß, als sie bei den ersten Verhören zugegeben hat. In Wirklichkeit verfolgen die beiden Agenten aber eine interne Spur, denn sie vermuten, dass Jigsaw die Polizei infiltriert haben könnte.
Hauptfigur ist diesmal Commander Rigg (Lyriq Bent), der nur 90 Minuten Zeit hat, um den Tod zweiter Kollegen zu verhindern – mit dabei ist auch Erich Mathews (Donnie Wahlberg) aus Saw 2. Dabei tappt er in einige Fallen und trifft auf Menschen, die selbst eine dunkle Seite haben. Riggs dunkle Seite ist nach Jigsaw, dass er anderen Menschen immer helfen möchte, ohne dabei Rücksicht aus sich selbst zu nehmen. So kommt es, dass er einige Male die Entscheidung über Leben und Tod treffen muss, um seinem Ziel, die Kollegen zu retten, näher zu kommen.

Typische Szene: Versagt der Herr links, bedeutet das auch für den Herrn rechts das Ende.

Die Saw-Reihe lebt von zwei elementaren Bestandteilen: Brutalität und Beklommenheit. Zum einen ist es wichtig, dass die (technischen) Spielereien, mit denen Jigsaw seine „Opfer“ konfrontiert, möglichst ausgefeilt und schmerzhaft erscheinen. Zum anderen muss aber auch eine gewisse Enge vorherrschen, die beim Zuschauer ein Beklemmungsgefühl auslöst. Und genau dieser zweite Aspekt ist in Saw 4 vollkommen abhanden gekommen. Spielten Teil 1 noch in einem engen Badezimmer, Teil 2 in einem Haus, Teil in einer alten Fabrik, müssen für den vierten Teil schon allerhand verschiedene Locations herhalten. Von der Wohnung eines Polizisten über ein herunter gekommenes Hotel bis hin zu der schon bekannten Fabrik ist alles mit dabei. Saw 4 büßt also deutlich an Atmosphäre ein.

Positiv ist den Machern anzurechnen, dass das Phänomen Jigsaw auch erklären. Klar, man könnte argumentieren, es sei doch nicht wichtig, warum Jigsaw seinen Opfern derartige Prüfungen auferlegt – gerade das Diabolische mache den Wahnsinnigen ja aus. Das mag zwar stimmen, dürfte aber für die meisten Saw-Fans nicht ausreichen. Und daher haben sich die Verantwortlichen entschieden, hinter Jigsaws Kulissen zu blicken. Der Zuschauer erfährt also, wie es dazu kam, dass aus dem gesellschaftlich sehr engagierten John der Jigsaw-Mörder werden konnte. Die Erklärung ist zwar nicht lückenlos, aber dennoch einleuchtend – und vor allem nachvollziehbar.

Dennoch bliebt zu vermerken: Jedes Konzept nutzt sich mit der Zeit ab. Das gilt auch für Saw. Zwar vermögen die Filme noch immer ordentlich Zuschauer anzuziehen – weshalb wir uns sicher auf eine Fortsetzung „freuen“ dürfen, Ekel, Blut und Brutalität allein sind aber für die Zukunft einfach zu wenig. Vielleicht sollten die Macher auf neue Elemente und/oder bekanntere Schauspieler setzen, um für neuen Pep zu sorgen. Ein probates Mittel wäre zudem, sich nicht zu stark auf eine Laufzeit von anderthalb Stunden festzulegen, die komplizierte Geschichte des Films wäre in zwei vollen Stunden sicher besser aufgehoben gewesen. Unser Vorschlag: Teil 5 sollte, wie Teil 1, ein Film sein, der fast vollständig in Echtzeit spielt und weniger auf Nebenhandlungen setzt, von Erklärungen haben wir erst einmal genug.

Fazit: Saw ist noch immer gut für eine weitere Fortsetzung, das beweist der Beginn des Films, als Jigsaw in der Pathologie zerschnitten wird, benötigt aber neue Impulse. 4 von 10 Punkten.


Jigsaw mit seiner Frau.

Diese Höllenmaschine rollt die Kette, befestigt am Probanten, immer weiter ein.
Johannes Michel, 10. Februar 2008. Bilder: Kinowelt.

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