X-Men Origins: Wolverine

Der Erfolg der X-Men-Trilogie bei Publikum und Kritikern führte zur Entwicklung mehrerer Spin-Offs, von denen aber bisher nur die Vorgeschichte des beliebten Charakters Wolverine als Prequel produziert wurde. Marius Joa über X-Men Origins: Wolverine , den ersten Sommerblockbuster 2009.

X-Men Origins: Wolverine
Comicverfilmung/Action-Drama USA 2009. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 106 Minuten (gekürzte deutsche Kinofassung). Deutscher Kinostart: 29. April 2009.
Mit: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Ryan Reynolds, Lynn Collins, Danny Houston, Will.I.Am, Taylor Kitsch, Daniel Henney, Kevin Durand, Dominic Monaghan u.v.a. Regie: Gavin Hood. Drehbuch: David Benioff. Nach Charakteren von Len Wein.

Dramatische Action-Unterhaltung

Kanada, 1845. Nach einer schicksalhaften Familientragödie müssen der kleines James Logan und sein älterer Bruder Victor fliehen. Da sie beide mit grenzenlosen Selbstheilungskräften und tödlichen Krallen ausgestattet sind, kämpfen sich die erwachsenen Brüder (Hugh Jackman, Liev Schreiber)  durch die großen Kriege der Menschheitsgeschichte, bis sie von US-Major William Stryker (Danny Houston) aufgegriffen werden. Stryker leitet ein Team von Mutanten, darunter Teleporter John Wraith (Will.I.Am), die superschnellen Kämpfer Wade Wilson (Ryan Reynolds) und Agent Zero (Daniel Henney) sowie der Strom manipulierende Chris Bradley (Dominic Monaghan), das Spezialaufträge in der ganzen Welt ausführt. Als Victor immer gewalttätiger wird, zieht sich Logan aus der Spezialeinheit zurück. Mit der hübschen Lehrerin Kayla (Lynn Collins) lebt er ein einfaches Leben als Holzfäller in den kanadischen Rocky Mountains.

Doch nach ein paar Jahren holt Logan die Vergangenheit wieder ein. Während Victor in seinem scheinbar grenzenlosen Blutdurst die ehemaligen Team-Mitglieder allmählich dezimiert, möchte Stryker, mittlerweile zum Colonel befördert, Logan wieder für die US-Streitkräfte anwerben. Logan lehnt ab, nur um kurze Zeit später seine geliebte Kayla leblos vorzufinden. Von fürchterlicher Rache getrieben, willigt Logan ein, in einem grausamen Experiment, sein Skelett mit dem außerirdischen, unzerstörbaren Metall Adamantium anreichern zu lassen, um seinen Bruder Victor zur Strecke zu bringen. Doch Stryker spielt ein doppeltes Spiel…

Schon während der Produktion des bisher letzten X-Men-Films Der letzte Widerstand (2006) war es klar, dass es ein Spin-Off über die Figur Wolverine geben wird. Hauptdarsteller Hugh Jackman beteiligte sich mit seiner eigenen Firma als Produzent. Das Drehbuch schrieb David Benioff (Troja), die Regie übernahm der Südafrikaner Gavin Hood, der für Tsotsi 2006 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film erhielt. Gedreht wurde in Australien, Neuseeland und Kanada, von Januar bis Mai 2008.

Obwohl die Produktion zeitweise unter keinem guten Stern stand (so munkelte man über diverse Streitereien zwischen Regisseur und Studio), so ist der Film mit Abstrichen gelungen. In einer turbulenten und mit diversen Überraschungen ausgestatteten Story gelingt es Wolverine die Balance zu halten, zwischen innovativem Actionthriller und dem Drama um die geschundene Hauptfigur. Wer die bisherigen X-Men-Filme kennt, weiß natürlich, worauf die Handlung am Ende in etwa hinausläuft und welche Charaktere überleben. Denn die Haupthandlung von Wolverine spielt etwa 17 bis 20 Jahre vor X-Men (2000).

Bei den Charakteren wird auch  eines der Hauptprobleme des Films deutlich: es gibt zu viele Figuren, die auftauchen und schnell wieder verschwinden, ohne dass sie Tiefe entwickeln können. Eine Schwäche, die schon X-Men: Der letzte Widerstand (2006) hatte und die einfach in der kurzen Laufzeit von nur knapp über 100 Minuten begründet ist. Auch insgesamt wirkt Wolverine ein wenig gehetzt.

Schauspielerisch kann man dem Film aber keinen Vorwurf machen. Hugh Jackman spielt zum vierten Mal die Rolle, die in 2000 zum Star gemacht hat, mit Routine und trotz vieler rastloser Actionszenen auch mit Tiefe. Gleiches gilt für den zweiten Hauptdarsteller Liev Schreiber als blutrünstigen Killer Victor Creed. Für Schreiber war es die erste Action-Rolle. Nachdem Brian Cox William Stryker in X-Men 2 verkörpert hatte, wird der finstere Offizier hier von Danny Houston (Aviator, Children Of Men) gespielt. Lynn Collins (Der Kaufmann von Venedig, 2004) spielt Wolverines große Liebe Kayla, während „Black-Eyed Peas“-Rapper Will.I.Am sein Kinodebüt als John Wraith feiert. Einen besonderen, von vielen Fans lang ersehnten Einstand feiert die beliebte Figur Gambit. Der junge Darsteller Taylor Kitsch hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck.

Trotz teilweise hastiger Inszenierung ist das Prequel-Unternehmen Wolverine als gelungen zu betrachten, vor allem dank der herausragenden Action-Sequenzen, die den Zuschauer zu fesseln wissen. Im Erfolgsfall winken mit der Vorgeschichte zum Charakter Magneto und der Story der ersten Absolventen von Charles Xaviers Mutanten-Akademie zwei weitere Prequels.

Deutsche Fans sind einmal mehr vom deutschen Filmverleih, in diesem Fall 20th Century Fox, kräftig gelyncht worden. Denn obwohl X-Men Origins: Wolverine von der FSK eine FSK 16-Freigabe erhalten hat, ist die deutsche Fassung um etwa eine Minute gekürzt, wobei hier drei Szenen betroffen sein sollen. Dies zeigt einmal mehr den unverschämten Umgang der Filmverleiher mit dem deutschen Kinopublikum, ähnlich wie auch schon bei den 2008er Marvel-Comicverfilmungen Iron Man und Der unglaubliche Hulk.

Fazit: Packende und dramatische Action-Unterhaltung, nur bei der Charakterzeichnung muss man größere Abstriche machen. 7 von 10 Punkten.


Stryker rekrutiert Logan und Victor.

Wolverine auf der Flucht.

Der ewige Kampf.
Marius Joa, 3. Mai 2009. Bilder: 20th Century Fox.


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