Batman Forever

Gerade jetzt ist das Lager der Batman-Fans tief gespalten. Anhänger der alten Reihe, bestehend aus vier Filmen, verteidigen sich gegen den neuen Batman. Kurz vor dem Deutschlandstart von Batman – The Dark Night haben wir die bisherigen Verfilmungen erneut gesehen.
Teil 3, Batman Forever, brach mit bisherigen Konzepten und wollte vor allem eines sein: schrill. Bestes Zeichen dafür: Jim Carrey als Bösewicht. Wie gefällt ein solcher Batman?

Batman Forever
Comic-Action, USA 1995. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 122 Minuten. Deutscher Kinostart: 3. August 1995
Mit: Val Kilmer, Tommy Lee Jones, Jim Carrey, Nicole Kidman, Chris O’Donnell, Michael Gough, Pat Hingle, Drew Barrymore u.v.a. Regie: Joel Schumacher

Schrill, nervig, schwach

Regisseur Tim Burton und Batman-Darsteller Michael Keaton standen nach einem erfolgreichen und einem weniger erfolgreichen Film nicht mehr für einen weiteren Batman zur Verfügung. Der „neue“ Joel Schumacher und auch Val Kilmer stehen für einen vollkommen anderen Batman, der mit Burtons düsterem Helden und der tristen Stadt Gotham City nichts mehr gemein hat.

Aus Batman kennen wir noch Staatsanwalt Harvey Dent. Nach einem Chemieanschlag ist er allerdings entstellt und nennt sich nun Two-Face (Tommy Lee Jones). Nach einer fehlgeschlagenen Entführung beginnt er, sich ein Dauerduell mit Batman (Val Kilmer) zu liefern. Psychologin Chase Meridian (Nicole Kidman) ist von dem Superhelden absolut begeister und kennt nur ein Ziel: ihn besser kennenzulernen. Auch Batmans Alter-Ego Bruce Wayne hat mit Probleme zu kämpfen: Sein ehemaliger Angestellter Edward Nygma (Jim Carrey), ein durchgeknallter Wissenschaftler, hat eine Maschine entwickelt, mit der er die Gehirnströme der Einwohner von Gotham auslesen kann. Nachdem Wayne seine Erfindung ablehnt, verlässt er das Unternehmen und wird zum Riddler. Zusammen mit Two-Face will er dem wahren Ich von Batman auf die Spur kommen. Wayne plagen aber auch noch andere Sorgen: Artist Robin (Chris O’Donnell) hat sich bei ihm einquartiert und beginnt, unangenehme Fragen zu stellen.

Two-Face tritt gegen Batman an.

Wer die bislang düstere Atmosphäre der Batman-Filme schätzte, die beiden ersten Filme mochte und nun auch von den neuen Verfilmungen Batman Begins und Dark Knight fasziniert ist, der sollte Batman Forever (und eventuell auch Batman & Robin?) am besten überspringen. Von der Schauspielerriege haben sich nur Butler Alfred und Commissioner Gordon mit herüber gerettet. Keine Frage: Batman Forever ist um einiges näher an der Comic-Vorlage, die ebenfalls recht bunt daher kommt. Unterstützt wird dies außerdem durch hektische Schnitte, viel Tempo und rasante Kamerafahrten. Aber vieles wirkt deplatziert.

Nachdem Michael Keaton den meisten Batman-Fans noch gefiel, ist Val Kilmer eine absolute Fehlbesetzung. Er versucht plötzlich, einen coolen Bruce Wayne und damit auch einen coolen Superhelden zu geben – der Batman aber eigentlich gar nicht sein will. Stolz präsentiert er Robin seine Auto- und Motorrad-Sammlung, mit Chase sitzt er in einem optisch überladenen Wohnzimmer und versucht, ihr sein Geheimnis zu offenbaren.

Aber auch Batmans Gegner sind in keinster Weise angst einflößend, sondern nur ungemein peinlich. In der Vorlage ist Two-Face ein gefährlicher Gegner, in Batman Forever eine reine Witzfigur. Ähnlich ist es auch um den Riddler bestellt, dem hier zu viel Platz eingeräumt wird. Jim Carrey agiert hilflos und peinlich und versucht, seinen schwachen Charakter durch die unmöglichsten Gesichtsverzerrungen interessant zu machen. Oft konnte Carrey damit seine Rolle rechtfertigen, diesmal aber versagt auch er. Als sich Two-Face und der Riddler verbünden, steigt der Nervfaktor für den Zuschauer ins nahezu Unermessliche.

Gut gefällt die zum Kinostart gerade 28-jährige Nicole Kidman, die sowohl Batman als auch Bruce Wayne schöne Augen macht und den beiden (bzw. dem einen) ordentlich den Kopf verdreht. Auch ist sie eine starke Frau und nicht derart hilflos wie Kim Basinger im ersten Batman. Ebenfalls über dem Niveau der anderen: Chris O’Donnell als Robin, der sich den Platz an Batmans Seite erkämpfen muss. Warum er Two-Face erledigen möchte, ist absolut verständlich, das Batman in erst einmal wieder los werden will, ebenso.

Zu den bereits angesprochenen Schwächen kommt auch eine völlig abstruse und unausgegorene Story. Trotz bester Bewaffnung (sämtliche Batman-Spielzeuge werden im Laufe des Films zerstört, zumeist schon beim ersten Einsatz) scheinen die Sicherheitsvorkehrungen in Waynes Villa nicht gerade auf dem neuesten Stand zu sein, denn Alfred lässt sich einfach überrumpeln. Unglaubwürdig. Außerdem: Nygmas Wundertechnik ist viel zu Science-Fiction-orientiert, obwohl Batman doch gerade immer auf Realismus pocht. Schließlich ist er einer der wenigen Superhelden ohne Superkräfte. Ja, allem Anschein nach haben die Drehbuch-Autoren einige Actionszenen platziert und um sie herum dann eine Story verfasst, die nur als Rahmen dient. Traurig.

Fazit: Ungemein nerviger dritter Batman-Film, der sowohl in Sachen Story als auch schauspielerisch nicht überzeugen kann. Sinnfreie Kinounterhaltung ohne Hirn. 3 von 10 Punkten.


Edward Nygma ist mit seiner Erfindung zum erfolgreichen Unternehmer geworden.

Begehrenswert: Chase Meridian.

Wayne und Meridian kommen sich langsam näher.
Johannes Michel, 11. August 2008. Bilder: Warner.


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