Empire

Im Februar 2006 wurde die sechsteilige US-Historienserie Empire überraschend nach zwei Folgen bei Pro 7 abgesetzt. Marius Joa hat sich die komplette Serie angesehen und schreibt, ob man als deutscher Zuschauer etwas verpasst hat.

Empire
Historienserie USA 2005. 6 Folgen. Gesamtlaufzeit ca. 257 Minuten (NTSC-DVD).
Mit: Santiago Cabrera, Jonathan Cake, Emily Blunt, Vincent Regan, Michael Maloney, James Frain, Trudie Styler, Christopher Egan, Fiona Shaw, Michael Byrne, Colm Feore, Orla Brady u.v.a.
Regie: Greg Yaitaines, John Gray & Kim Manners. Originalkonzept: Thomas Wheeler.

Vom Playboy zum Kaiser

44 vor Christus. Caesar (Colm Feore), ein ganz toller Hecht, hat fast die gesamte damals bekannte Welt erobert. Er kehrt nach Rom heim und wird dort vor allem vom Volk gefeiert. Weil Caesar nicht nur ein toller Hecht, sondern auch ein großzügiger Typ ist, möchte er mit neuen Gesetzen dem Volk mehr Macht geben. Das finden die meisten Senatoren allerdings weniger schön. Angeführt vom bösen Cassius (Michael Maloney) und dem Weichei Brutus (James Frain) stechen sie Caesar im Senat wie ein Schwein ab. Caesar hat gerade noch soviel Luft, dass er seinem kürzlich engagierten Leibwächter Tyrannus, einem Ex-Gladiator (nein nicht Russell Crowe, sondern Jonathan Cake) mitteilen kann, wer denn nun Nachfolger werden soll. Caesars Wahl fällt auf seinen Neffen Octavius (Santiago Cabrera), der sich eine Langeweile damit vertreibt, dass er jungen Mädels nachsteigt und selbst vor Vestalinnen nicht Halt zu machen scheint. Jedenfalls ist Octavius jetzt ganz schön in der Klemme, denn Cassius ist ganz schön sauer, dass es ein Testament gibt, welches Caesars Neffen zum Erben macht. Tyrannus hat Caesar geschworen, Octavius zu beschützen. Mehr oder minder gegen den Willen des jungen Playboys machen sich die beiden auf die Flucht. Nebenbei wollen sie ein paar Freunde von Caesar zusammentrommeln, um gegen Cassius und Brutus (aka der Harte und der Zarte) sowie die anderen Verschwörer vorzugehen. Marc Anton (Vincent Regan) kämpft ebenfalls gegen die „Bösen“, denn er war Caesars Co-Konsul und Freund. Und da wäre da noch die Vestalin Camane (oder war’s Camene?; Emily Blunt), die ziemlich in der Tinte sitzt, weil sie sich verbotenerweise für Octavius engagiert und seine Flucht mit bedeutungsschwangeren Monologen aus dem Off kommentiert.

Halt wo bin ich hier? Ist das hier Gladiator 2? Wohl nicht, denn Russell Crowe und Joaquin Phoenix sind nicht dabei, dafür viele ziemlich unbekannte, hauptsächlich britische Schauspieler. Aber Rom ist es auch nicht, also was dann? Ganz einfach: Empire ist eine fürs amerikanische Fastfood-Fernsehen produzierte „hysterische“ Serie, die Elemente aus Ridley Scotts überschätztem Blockbuster Gladiator und dem Ende der römischen Republik vereint, quasi eine Light-Version der kompromisslosen Historienreihe Rom, allerdings ohne jede Form von historischer Korrektheit oder Anspruch.

Viel Pathos, eine Menge Schwertkampf-Action, banale Dialoge und natürlich die Mär, von einem der ganz unten anfing und ganz oben landete (siehe Gladiator). Klingt nach perfekter B-Ware als eine Art „Brot und Spiele“ für das kleingehaltene amerikanische Volk. Wieso das ganze dann gleich mal 50 Millionen Dollar kostet, kann man vielleicht an den recht gelungenen Sets und Requisiten sehen. Die visuellen Effekte können mit dem o.g. Kino-Vorbild auch sehr gut mithalten.

Ursprünglich sollte die als „episch“ beworbene Serie acht Folgen lang sein, doch mit der Zeit merkten die Produzenten, dass dies zuviel Kohle kosten würde. Deshalb wurde auf sechs Folgen gekürzt und das merkt man leider. Denn bei der streckenweise unterhaltsamen Story erwartet man halt doch ein einigermaßen spektakuläres Ende und wird folglich enttäuscht.

Die Darsteller können aus ihren Stereotyp-Rollen wenig herausholen. Am ehesten überzeugen können noch Jonathan Cake als pflichtbewusster Kämpfer Tyrannus (in der deutschen Synchro: Sertorius) und Michael Maloney (Hamlet, Tagebuch eines Skandals) als schlecht gelaunter Bösewicht Cassius. Santiago Cabrera (Heroes) ist einerseits für seine Rolle als 19jähriger Octavius ein wenig zu alt und andererseits wirkt er mehr wie ein aufstrebender Fußball-Star. Bekannte Namen halten sich in Grenzen. Colm Feore (Chicago, Riddick) spielt Caesar, Vincent Regan (Troja, 300) seinen Mitstreiter Marc Anton. Und Fiona Shaw (Harry Potter, Filme 1-3 und 5) tritt ab Folge 4 als dessen Gattin auf.

Hinter der Kamera tummeln sich mit den Regisseuren Kim Manners (Akte X) und Greg Yaitanes (Children Of Dune) zwei im Sci-Fi/Mystery-Bereich erfahrene Männer. Gedreht wurde der Sechsteiler übrigens in etwa da, wo auch Rom entstand: in den legendären Cinecittà-Studius zu Rom. Einige Nebendarsteller sind in beiden Serien zu sehen.

In den USA kam Empire trotz berechtigterweise eher schlechter Kritik bei den Zuschauern an. In Deutschland wurde die Serie eines der frühen Opfer des vom „Absetz“-Wahn befallenen Privatsenders Pro 7 (wir berichteten). Nach zwei Folgen war im Februar 2006 Schluss mit der deutschen Erstausstrahlung. Auf eine Nachholung wartet man bis heute. Das ist aber nicht unbedingt bedauerlich.

Fazit: Oberflächliche, leicht verdauliche US-Historienkost, die trotz der Schwächen streckenweise unterhalten kann. 4 von 10 Punkten.


Die Guten.

Die Bösen.

DVD-Features:

Auf DVD gibt es Empire nur als Region 1-Fassung. Die DVD-Box enthält zwei Making Of-Featurettes und gelöschte Szenen als Bonusmaterial. Eine deutsche Veröffentlichung ist nicht in Sicht.

Marius Joa, 19. Dezember 2007. Bilder: Touchstone Television/ABC.

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