I Am Legend

Der Endzeit-Roman I Am Legend von Autor Richard Matheson wurde bereits dreimal verfilmt. Die vierte Adaption benötigte eine lange Vorlaufzeit und ein enormes Budget. Marius Joa war im Kino.

I Am Legend
Science-Fiction-Drama/Horrorfilm USA 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 101 Minuten. Kinostart: 10. Januar 2008.
Mit: Will Smith, Alice Braga, Charlie Tahan, Willow Smith, Salli Richardson,  u.v.a. Regie: Francis Lawrence. Nach dem Roman von Richard Matheson.

Düstere Endzeitvision mit harten Schockeffekten

2009 hat die Wissenschaftlerin Dr. Krippin (Emma Thompson) das Masern-Virus genetisch so verändert, dass es als sehr wirksames Heilmittel gegen Krebs wirkt. Doch der Schuss geht gewaltigst nach hinten los und eine unvorstellbare Pandemie löscht fast die gesamte Menschheit aus. In New York hat anscheinend nur der Militär-Wissenschaftler Dr. Robert Neville (Will Smith) überlebt. Mit seinem Hund durchstreift er tagsüber die Stadt auf der Suche nach Nahrung und Unterhaltung. Nachts verbarrikadiert sich Neville in seinem Haus, denn die „Nachtsucher“, die zu vampirähnlichen „Tieren“ mutierten Menschen machen sich auf die Suche nach frischem Blut. In seinem unterirdischen Labor versucht Neville durch Versuche an Ratten und Infizierten ein Gegenmittel gegen den Krippin-Virus zu finden. Als sein Hund infiziert wird und stirbt, scheint Neville durchzudrehen.

Sein Erstlingswerk, der Science-Fiction-Roman I Am Legend (dt. Titel u.a. Ich bin Legende oder Ich, der letzte Mensch) brachte dem amerikanischen Schriftsteller Richard Matheson 1954 den Durchbruch. Bereits 1964 wurde das Buch als amerikanisch-italienische Produktion mit Vincent Price unter dem Titel The Last Man On Earth fürs Kino adaptiert. Neben dem spanischen Kurzfilm Soy Leyenda (1967) gab es mit Der Omega-Mann 1971 eine dritte Verfilmung, mit Charlton Heston als Hauptdarsteller.

Die aktuelle Adaption steckte lange in der Produktionshölle fest. Ridley Scott wollte den Film schon 1997 mit Arnold Schwarzenegger machen, doch das angesetzte Budget von  200 Millionen Dollar wurde als zu hoch angesehen. Mit Francis Lawrence (Constantine) fand sich schließlich nach knapp zehn Jahren noch ein Regisseur und von September 2006 bis März 2007 wurde an Abenden und am Wochenende im abgesperrten, in eine Geisterstadt verwandelten New York gedreht.

Man muss der gesamten Filmcrew wirklich ein großes Lob für die grandios aufbereitete Location aussprechen. Denn es ist ihr gelungen, auf aufwendigste und detaillierteste Weise ein komplett verlassenes und verwahrlostes New York zu schaffen. Die Atmosphäre ist zum einen merkwürdig, aber auch irgendwie unheimlich, wenn der Hauptcharakter im Auto durch die verlassenen Straßen fährt oder von einem Flugzeugträger aus Golfbälle in die Ferne schlägt. Diese Szenen sind zwar meistens völlig ruhig, erzeugen aber dadurch und durch die Einsamkeit ein Gefühl des Unbehagens.

Und irgendwann beginnen die in teilweise großen Abständen auftretenden Schockeffekte. Und die haben es in sich. Selbst der erfahrene Horror-Zuschauer dürfte bei der einen oder anderen Szene mehr als nur ein wenig erschrecken. Der Film bricht mit den typischen Erwartungshaltungen der Zuschauer, was harte Schockeffekte betrifft und schockt dadurch zusätzlich. Die Toneffekte unterstützen diese auf perfekte Weise. Wer schwache Nerven, ein schwaches Herz oder beides besitzt, sollte um den Film einen großen Bogen machen.

Der ein oder andere mag vorher seine Zweifel darüber haben, ob Will Smith einen Film alleine tragen kann, wie es in I Am Legend wirklich notwendig ist. Das Ergebnis: er kann, und wie. Smith gibt hier nicht den strahlenden Helden, der mit dümmlichen Sprüchen die ernste Situation aufzulockern versucht (siehe Independence Day). Stattdessen spielt er den zumeist ernsten Einzelgänger, der im apokalyptischen New York auch mit seinen Ängsten zu kämpfen hat. Und hier kann Will Smith auch mehr als überzeugen, weil man ihm jeden Gefühlszustand wirklich abnimmt.

Erwähnenswert ist, dass der Film auf amerikanischen Hurra-Patriotismus verzichtet, was leider keine Selbstverständlichkeit ist. Der Held des Films hat de Hoffnung jedenfalls ziemlich aufgegeben und versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Erst gegen Ende ändert sich seine Einstellung wieder.

Was das Ende betrifft, so muss sich der Film gefallen lassen, dass ein plötzlich auftauchendes „Vertrauen auf Gott“ ziemlich aufgesetzt wirkt. Eine solche Komponente war vorher nicht notwendig und ist es auch am Ende nicht. Einen dicken Logikfehler gibt es auch noch. Wie kann Neville als einziger Überlebender im verwahrlosten New York Strom haben, auch noch drei Jahre nach dem Ausbruch der Epidemie? Die Sache mit dem Schmetterling wird auch nicht weiter erklärt.

Trotz der genannten, eher kleinen Schwächen kann I Am Legend aber sehr überzeugen und die Messlatte für zukünftige Endzeitvisionen wirklich hochlegen. Vor allem im Bereich Toneffekte ist der Film absolut oscarwürdig! Will Smith beweist zudem seine Fähigkeiten als ernst zu nehmender Schauspieler. Die 150 Millionen Dollar Produktionskosten haben sich jedenfalls gelohnt.

Fazit: Düstere Endzeitvision, die zwischen unheimlicher Ruhe und harten Schockeffekten abwechselt. Neben dem Spiel von Will Smith kann vor allem das verlassene New York überzeugen. 8 von 10 Punkten.


Sam und Robert.

Im Versteck.

Warten auf Funkkontakt.
Marius Joa, 20. Januar 2008. Bilder: Warner Bros.


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