[REC]

Ein spanischer Film in deutschen Kinos? [REC] macht schon allein diese Tatsache sehenswert. Interessant ist auch: In den USA wird zurzeit bereits unter dem Titel Quarantine ein Remake gedreht, das noch in diesem Jahr auch bei uns im Kino anlaufen soll. Johannes Michel hat sich [REC] angesehen.

[REC]
Horrorfilm, Spanien 2007. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 83 Minuten. Deutscher Kinostart: 8. Mai 2008.
Mit: Manuela Velasco, Ferran Terraza, Jorge Yamam, Pablo Rosso, David Vert, Carlos Lasarte, Vicente Gil, Martha Carbonell, Carlos Vicente u.a. Regie: Jaume Balagueró, Paco Plaza

Wackelkamera, Blut und Zombies

Aus zwei Gründen dürfte [REC] für viele Kinofans ein kleines Highlight darstellen. Zum einen ist der Horrorfilm „Made in Europe“, genauer „Made in Spain“ und damit endlich einmal keine Massenproduktion aus Hollywood. Zum zweiten: Zombie-Filme haben zwar eine lange Tradition, aber keine wirkliche Lobby. Einzig 28 Days Later gelang es erfolgreich, Zombies glaubwürdig zu reanimieren. Nun haben sich die spanischen Regisseure Jaume Balagueró und Paco Plaza daran versucht.

Mit Sondererlaubnis begleitet die TV-Reporterin Angela (Manuela Velasco) mit einem Kameramann die nächtliche Arbeit der Berufsfeuerwehr in Barcelona. Während sie auf einen spannenden Einsatz wartet und die Feuerwehrmänner interviewt, geht tatsächlich ein Notruf aus einem Mietshaus ein: Dort stößt eine ältere Frau unentwegt laute Schreie aus, die Feuerwehr soll nun die Tür aufbrechen. Als die beiden Einsatzkräfte Manu (Ferran Terraza) und Alex (David Vert) zusammen mit Angela eintreffen, haben sich schon einige Mieter im Treppenhaus versammelt, zwei Polizisten sind ebenfalls vor Ort. Was noch keiner weiß: Im Haus hat sich ein tödliches Virus eingenistet, das nach und nach von den Bewohnern Besitz ergreift. Als das Haus von den Behörden unter Quarantäne gestellt wird, gibt es für Mieter und Einsatzkräfte kein Entrinnen mehr …

Im Treppenhaus haben sich die Bewohner des Mietshauses zusammen gefunden.

Jaume Balagueró und Paco Plaza haben sich in schwieriges Terrain begeben, nämlich einen Film ohne Rahmenhandlung zu drehen, der zudem auf eine einzige Perspektive reduziert ist – die des Kameramanns von Angela. Wer nichts mit wackeligen Kamerabildern anfangen kann und schon Blair Witch Project nicht mochte oder bei Cloverfield einem epileptischen Anfall nahe war, sollte sich [REC] nicht antun. Denn der spanische Film treibt dieses Stilmittel auf einen neuen Höhepunkt. Dies führt soweit, dass durch die wackelnden Bilder in einigen Szenen das Geschehen verschwimmt und viele Unschärfen auftreten. Klar, auch in der Realität würde das passieren, müsste ein einzelner Kameramann in einer derart extremen Situation filmen. Dennoch setzen die beiden Regisseure dieses Stilmittel etwas zu exzessiv ein.

Wie schon erwähnt: Es gibt nur eine Perspektive im Film. Daher wird keine zusätzliche Information transportiert, der Kinobesucher ist bis zum Schluss genauso wenig informiert wie die Akteure selbst. Ereignisse jenseits der Kamera bleiben verborgen, erst wenn Angela mit ihrem Filmer ein Stockwerk höher wandert, erfährt der Zuschauer, was dort vorgeht beziehungsweise vorgegangen ist. Diese Einschränkung macht den Film allerdings spannend und dürfte Fans des Genres auf jeden Fall Spaß machen.

Auf Spannung verstärkende Musik setzen die Filmemacher nicht. Sie lassen einzig die Bilder sprechen und platzieren die Effekte an Stellen, die nichts Böses vermuten lassen. Angela nutzt „Pausen“, um der Kamera und damit ihren späteren Zuschauer authentische Informationen zu liefern und fasst mehrfach das Geschehene zusammen. Gerade ein solcher Moment wird genutzt, um einen leicht „angefressenen“ Mann das Treppenhaus herunter stürzen zu lassen. Zart beseideten Zuschauern kann es da schon Angst und Bange werden.

Um gute Ansätze umzusetzen, bedarf es neben einer guten Filmcrew allerdings auch überzeugenden Darstellern – und genau daran mangelt es in [REC]. Schon in den ersten Minuten, als Angela das Projekt präsentiert, für das sie die Feuerwehr begleiten will, wirkt sie äußerst zappelig und wird diese Art auch über die weiteren 80 Minuten des Films nicht ablegen. Auch die weiteren Darsteller laufen eher am Rande mit, einen wirklich überzeugenden und gut ausgearbeiteten Charakter gibt es nicht.

In den Schlussminuten versucht [REC], durch eine beklemmende Szene in Dunkelheit auf dem Dachboden das Rätsel des Virus zumindest in Teilen zu offenbaren und die Betrachter zu schocken. Eine Erklärung für die vorangegangenen Filmminuten wird allerdings ebenso wenig geliefert wie ein würdiges Finale.

Fazit: Gut umgesetzter Grusel-Schocker mit Schwächen vor allem auf der Darsteller-Seite. Die zu schwach ausgearbeiteten Charaktere schaffen es daher nicht, die eigentliche Spannung zu transportieren und an den Zuschauer weiter zu geben. 6 von 10 Punkten.


Reporterin Angela sieht schon recht mitgenommen aus.

Die alte Frau löst die „Krise“ aus.

Auch das kleine Mädchen wird mit dem Virus infiziert.
Johannes Michel, 18. Mai 2008. Bilder: 3L.

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