Shrek der Dritte

Im Sommer 2007 haben wir es mit einer Anhäufung von dritten Teilen zu tun. Nach Spiderman 3, Fluch der Karibik 3 und Oceans Thirteen schickt nun auch Dreamworks den grießgrämigen Oger Shrek zum dritten Mal in die Kinos.

Shrek der Dritte (Shrek The Third).
Animation, USA 2007. Regie: Raman Hui, Chris Miller. Drehbuch: Jeffrey Price, Peter S. Seaman.
92 Minuten. FSK: Ohne Altersbeschränkung

Der Froschkönig ist tot, es lebe der König!

Im sonnigen und luxuriösen Königreich Weit Weit Weg werden die Flaggen auf Halbmast gehisst: König Harold ist tot. Die Nächste in der Thronfolge ist Tochter Fiona und damit deren Ehemann Shrek. Der allerdings taugt gar nicht recht zum Monarchen und will nur wieder zurück in seinen modrigen Sumpf. Da trifft es sich gut, dass der König auf dem Sterbebett noch einen zweiten Thronerben erwähnt hat: Artus, der weit weg von Weit Weit Weg ein britisches Internat besucht. Shrek macht sich in Begleitung von Esel und dem gestiefelten Kater unverzüglich auf den Weg, um die lästige Pflicht auf den Teenager abzuwälzen. Das wird erschwert durch die Tatsache, dass „Artie“ sich als ebenbürtiger Dickschädel erweist, der sich trotz offensichtlicher Königsqualitäten auch nicht gerade um den Job reißt. In der Zwischenzeit ist es mit Frieden und Ruhe nicht weit her in Weit Weit Weg, denn der in Shrek 2 abservierte Prince Charming hat mit einer Armee von ziemlich nachtragenden Märchenbösewichten das Königreich überfallen und Fiona gefangen genommen.

Shrek lass nach!

Vor fünf Jahren räumte Dreamworks mit Shrek an den Kinokassen ab. Der Erfolg des grünen Antihelden war gewaltig, warum aufhören? Nach Shrek 2 (2004) stürmt also Shrek der Dritte in die Kinos, begleitet von dem üblichen Merchandising-Wirbel. Ein Kinderfilm, eigentlich. Aber stärker als bei allen anderen Animations-Kinderfilmen sind die Shrek-Filme hauptsächlich für eine ganz spezielle Art von Kindern gedacht: Für jene, die eigentlich schon erwachsen sind. Ein Film also für uns alberne jung gebliebene Erwachsene, in den man aber auch getrost ein echtes Kind mitnehmen könnte. Den kleinen Kinogängern zuliebe – die Shrek natürlich auch lieben, obwohl sie von 70% der Witze ausgeschlossen sind – enthält Shrek der Dritte eine überschaubare Grundhandlung, ein wenig Slapstick, ein paar trottelig-süße Tiere und einfache, pädagogisch wertvolle Botschaften („Drück dich nicht vor deiner Verantwortung“; „Familie ist wichtig“; „Glaub an dich selbst.“).

Für alle anderen Zuschauer ist der Film gespickt mit Anspielungen auf so ziemlich alles: Politik, Gesellschaft, Kultur. Weit Weit Weg ist eine Parodie auf L. A., im Abspann bedankt man sich auch brav für die Erlaubnis, das Hollywood-Zeichen verwenden zu dürfen. Arties Internat ist eine typische amerikanische Highschool samt Cliquensystem (Sportler – Cheerleader – Loser). Der ehrwürdige Magier Merlin kommt als Kieselsteine essender Eso-Psychologe daher, der von „selbst zerstörerischer Wutspirale“ und „rezeptfreier Ur-Schrei-Therapie“ faselt und versehentlich Esel und Kater ihre Körper tauschen lässt. Schönes Zitat von Esel (im Körper des gestiefelten Katers): „Die Gebrüder Grimm sollen mir mal verraten, wie man in den Stiefeln laufen soll!“. Auch die Reminiszenzen zu anderen Filmen sind großzügig gestreut, z. Bsp. Fluch der Karibik, Clueless und Herr der Ringe.

Das alles führt automatisch zu der Frage, ob Shrek der Dritte wirklich noch ein Film für Kinder ist, wo er so offensichtlich auf ein älteres Publikum zugeschnitten ist. Auch bei anderen Filmen ist das zu beobachten, so zum Beispiel bei Die Rotkäppchen-Verschwörung. Andererseits fällt auch auf, dass zeitgleich mit dieser Entwicklung die Filme in anderer Hinsicht den Kindern entgegengekommen sind. Wann sahen wir zuletzt in einem Kinderfilm eine emotional verstörende Szene wie den Tod von Bambis Mutter? Oder wie die Filmszene, die meine ganze Generation dauerhaft traumatisierte: Die Ermordung von Simbas Vater. Versucht gar nicht erst es zu leugnen, Leute. Eine solche Szene wird man in einem Shrek kaum finden.

Ebenfalls erfreulich: Der Soundtrack ist ein Soundtrack und kein Sing-Track. Die Zeiten, in denen die Hälfte eines Kinderfilms durch putzige singende Tiere bestritten wurde, haben wir glücklicherweise seit einigen Jahren hinter uns gebracht. Shrek der Dritte bezieht seine musikalische Untermalung ganz klassisch aus Tracks z. Bsp. von Macie Gray. Zwar stimmen Esel und Kater am Ende ein Duett an, aber das wurde aus der englischen Tonspur übernommen. Zwar trällern Schneewittchen und später Prince Charming noch ganz klassisch Lieder im Stil der alten Disneyfilme, aber erstere benutzt dies nur als Ablenkungsmanöver für einen Kamikaze-Angriff und letzterer wird vom Publikum kollektiv ausgebuht.

Die Besetzung der Synchronisation von Shrek der Dritte ist wie gewohnt aus dem filmischen Hochadel rekrutiert: Neben Mike Myers (Shrek), Cameron Diaz (Fiona), Eddie Murphy (Esel), Antonio Banderas (Gestiefelter Kater) und Rupert Everett (Prince Charming) liehen diesmal auch Justin Timberlake (Artus) und Monty Python Eric Idle (Merlin) den animierten Figuren ihre Stimmen. Antonio Banderas könnte sogar bald einen eigenen Animationsfilm bekommen. Sein niedlicher kleiner Kater machte sich auch beim zweiten Auftritt vor Kinopublikum so gut, dass bereits von einem eigenen Spin-Off gemunkelt wird. Dem Erfolgszug von Familie Shrek wird ein solches sicher nicht schaden: Nach Angaben der Produktionsfirma sind Shrek IV. und sogar V. nicht mehr allzu weit, weit, weg.

Fazit: Grün und gut. 7 von 10 Punkten.


Süß: der gestiefelte Kater.

Happily Ever After: Shrek und Fiona.

Prince Charming überfällt Weit Weit Weg.

Merlin.
Sarah Böhlau, 28. Juni 2007. Bilder: Universal.

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