Mad Men

Dreimal in Folge gewann Mad Men in Folge bei den Golden Globes in der Kategorie beste Drama-Serie, außerdem 2008 noch für den besten Hauptdarsteller. Doch was ist denn nun dran an der vielfach gepriesenen Serie über eine Werbeagentur in den 1960ern? Marius Joa hat sich die erste Staffel angesehen.

Mad Men
Drama-Serie/Gesellschaftsporträt USA 2007. 13 Folgen (Staffel 1). FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Gesamtlänge: 592 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Jon Hamm, Elisabeth Moss, Vincent Kartheiser, January Jones, Christina Hendricks, Bryan Batt, Michael Gladis, Aaron Staton, Rich Summer, John Slattery u.v.a. Idee: Matthew Weiner.

Schall und Rauch, Schein und Sein

New York, 1960. Donald „Don“ Draper (Jon Hamm) ist als Creative Director der erfolgreichen Werbeagentur Sterling Cooper einer der besten seines Metiers. Vor allem dank seiner Ideen und Fähigkeiten gelingt es der Agentur immer wieder große und prominente Aufträge an Land zu ziehen. Der junge, vom Ehrgeiz zerfressene Pete Campbell (Vincent Kartheiser), verwöhnter Sohn aus reichem Elternhaus, versucht immer wieder an Drapers Stuhl zu sägen. Doch die beiden Agentur-Chefs Roger Sterling (John Slattery) und Bertram Cooper (Robert Morse) halten große Stücke auf Draper, dem mit der blutjungen und unerfahrenen Peggy Olson (Elisabeth Moss) eine neue Sekretärin zugeteilt wurde. Das Regiment im von Schreibdamen nur so wimmelnden Großraumbüro führt die attraktive Büromanagerin Joan Holloway (Christina Hendricks).

Auch privat scheint Don Drapers Leben fast perfekt zu sein. Seit sieben Jahren ist er mit der hübschen Betty (January Jones) verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder und leben in einem schönen Haus in einem beschaulichen New Yorker Vorort. Doch Betty sehnt sich nach mehr als nur dem bisweilen tristen Dasein als Hausfrau und Mutter. Und weil Don aus unterschiedlichen Gründen oft spät nach Hause kommt, fühlt sich seine Frau nicht selten einsam.

Allgegenwärtiger Rauch.

Matthew Weiner, einer der Autoren der preisgekrönten Mafia-Serie The Sopranos, schrieb das Drehbuch zur Pilotfolge von Mad Men bereits 1999, konnte es aber in den Jahren darauf nicht verkaufen. Nachdem der für seine qualitativ hochwertigen TV-Produktionen bekannte Bezahlsender HBO ablehnte und auch Showtime kein Interesse am Skript hatte, sicherte sich der Kabelsender AMC die potenzialträchtige Story. Seit Juli 2007 läuft die Serie erfolgreich und geht aktuell bereits in die vierte Staffel. Nicht nur bei den Zuschauern auch bei Kritikern und Preisverleihungen kam Mad Men mehr als gut an. Neben Emmys und Screen Actor Guild Awards gewann die Serie dreimal in Folge den Golden Globe als bestes Drama. Doch wie gut ist Mad Men denn wirklich?

Grundsätzlich handelt es sich hier um keine gewöhnliche Serie. Charakteristisch für Mad Men ist der durchgehend ruhige Erzählstil. Trotz ernster Themen wie Ehebruch, Erpressung, Alkoholismus, Rassismus und Homophobie verfällt die Serie zu keiner Zeit in reißerische Szenen, was eine sehr authentische Atmosphäre erzeugt. Keinem Film und keiner TV-Produktion ist bisher eine vergleichsweise lebensechte Darstellung der frühen 1960er Jahre in Amerika gelungen. Dazu tragen natürlich auch maßgeblich die aufwendigen Kostüme und Kulissen bei. Die Produktionskosten liegen zwischen zweieinhalb und drei Millionen Dollar pro Episode, was selbst im teuren US-Fernsehen nicht gerade wenig ist. Die Kostüme der Protagonisten/-innen haben vor allem in den USA für ein Revival der 1960er Mode gesorgt, als Spitztüten-Büstenhalter und Dinner Jackett angesagt waren.

Doch trotz aller Qualitäten ist Mad Men nicht perfekt. Durch die vielen Haupt- und Nebencharaktere wird es dem Zuschauer nicht gerade leicht gemacht, den einzelnen Schicksalen und Handlungssträngen zu folgen. Vor allem die „Jungen Wilden“ bei Sterling Cooper sind anfangs nur schwer auseinander zu halten. Gleiches gilt für die Flut an Sekretärinnen, die im Großraumbüro umherflitzen. Außerdem nimmt die Handlung am Ende der ersten Staffel eine unglaubwürdige Wendung. Eine der weiblichen Charaktere kommt mit Bauchschmerzen ins Krankenhaus, nur um kurze Zeit ein Kind zur Welt zu bringen. Anzeichen für eine Schwangerschaft gab es in den zwölf Folgen keine, auch wenn die junge Frau mit der Zeit zugenommen hat. Eine so abstruse Entwicklung sollte die Serie nicht nötig haben.

Nachdem die erste Staffel vor einiger Zeit in Deutschland auf DVD erschienen ist, wird es bis zur Ausstrahlung im Free TV noch etwas dauern. Ab Herbst soll Mad Men bei ZDF Neo laufen. Die zweite Staffel wird etwa zur gleichen Zeit auf dem FOX Channel im PayTV zu sehen sein.

Fazit: Authentische Gesellschaftsstudie mit ruhigem Erzählstil, die zum großen Teil den Vorschusslorbeeren gerecht werden kann. 7 von 10 Punkten.


Don Draper (2.v.l.) und die Mannen von Sterling Cooper.

Betty Draper, Joan Holloway und Peggy Olson.

DVD-Features (Staffel 1)

Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Stereo), Englisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial
Werbung für den amerikanischen Traum (19 Min.)
Die Musik von Mad Men (7 Min.)

Marius Joa, 8. Juli 2010. Bilder: Universal/Lionsgate.


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