Rom

Das Alte Rom und speziell die Zeit der späten Republik lieferten den Stoff für viele literarische Adaptionen sowie unzählige Kino- und TV-Produktionen, von denen fast alle eine romantisierte Version der Geschichte liefern. Authentizität haben sich die Macher der aufwendigen Historienserie Rom auf die Fahnen geschrieben. Marius Joa schreibt über die aufwendigste Fernsehproduktion aller Zeiten und was sie so besonders macht.

(Rome – The First Season)
Historienserie USA/UK 2005/2007. Originalkonzept: John Milius, William J. MacDonald & Bruno Heller. Musik: Jeff Beal. 12 Folgen. Gesamtlaufzeit: ca. 595 Minuten (PAL-DVD).
Mit Kevin McKidd, Ray Stevenson, Polly Walker, Kenneth Cranham, Lindsay Duncan, Tobias Menzies, Kerry Condon, Karl Johnson, Indira Varma, David Bamber, Max Pirkis, Lee Boardman, Nicholas Woodeson, Suzanne Bertish, Paul Jesson, James Purefoy, Ciarán Hinds, Coral Amiga, Esther Hall, Rick Warden, Lorcan Cranitch u.a.

52 vor Christus: Der große Gallienfeldzug von Gaius Iulius Caesar (Ciarán Hinds) neigt sich dem Ende zu. Die letzten aufständischen Gallier unter Vercingetorix sind besiegt. Doch den stolzen Feldherrn Caesar erreicht eine traurige Nachricht: seine Tochter Iulia, Ehefrau seines Freundes und Co-Konsuls Gnaeus Pompeius Magnus (Kenneth Cranham), ist im Kindbett gestorben. Im Senat fordern die meisten Adeligen und Konservativen unter Marcus Porcius Cato (Karl Johnson) von Pompeius, seinen Freund Caesar endlich als Verbrecher und potenziellen Tyrannen zu erkennen. Doch Pompeius weigert sich nach außen hin noch. Caesars Nichte Atia (Polly Walker) bietet dem alternden Pompeius ihre Tochter Octavia (Kerry Condon) zur Frau an, als Ersatz für die verstorbene Iulia. Atias Sohn Octavian (Max Pirkis) macht sich mit einer Horde Sklaven und einem prächtigen weißen Pferd auf dem Weg nach Gallien, um seinem Großonkel seine Gunst zu erweisen. Unterdessen wird Caesars Standarte, ein goldener Adler gestohlen. Zenturio Lucius Vorenus (Kevin McKidd) und der verurteilte Legionär Titus Pullo (Ray Stevenson) sollen den symbolträchtigen Adler wiederbeschaffen. Eine scheinbar aussichtslose Mission.


Pullo und Vorenus

Die Anfänge und die Produktion
So beginnt Rom, die Historienserie, die der amerikanische Pay-TV-Sender Home Box Office (HBO) gemeinsam mit der britischen Rundfunkanstalt BBC produziert hat. Bereits 1998 hatte die damalige Vize-Präsidentin von HBO, Anne Thomopoulos, die Idee eine Miniserie über das Alte Rom zu machen. Inspiriert wurde sie dabei von der 13teiligen BBC-Serie Ich, Claudius (1976), die von der Kaiserzeit handelt. Gemeinsam mit Willian J. MacDonald und John Milius (Conan der Barbar) entwickelte Thomopoulos ein erstes Konzept. Im vorchristlichen Rom der späten Republik sollte die Geschichte aus der Sicht eines einfachen Bürgers erzählt werden. Nach einiger Zeit wurde klar, dass man die Ideen am besten in einer fortlaufenden Serie umsetzen könne. Als Produktionspartner und Co-Finanzier fand sich 2002 die BBC und im Frühjahr 2003 entschloss man sich die Serie direkt in den ehrwürdigen Cinecittà-Studios in und um Rom zu drehen. Die Vorproduktion begann im August 2003 und im November 2003 begann man die Studiokulissen und das gigantische, über zwei Hektar große Außenset zu bauen. Als Berater für alle geschichtlichen Belange fungierte der britische Historiker Jonathan Stamp. Die Dreharbeiten zur ersten Staffel (12 Folgen) begannen im März 2004 und dauerten bis Mai 2005, also 14 Monate! Die endgültigen Produktionskosten der ersten Staffel betrugen 100 Millionen Dollar, was in etwa dem Budget eines mittleren bis größeren Hollywood-Blockbusters entspricht, wobei HBO 80 und die BBC 20 Millionen beisteuerten.
Bekanntester Regisseur der Serie ist Michael Apted (James Bond – Die Welt ist nicht genug), der die ersten drei Folgen in Szene setzte. Anne Thomopoulos fungierte als eine der ausführenden Produzenten. Das endgültige Originalkonzept entwickelten William J. MacDonald und John Milius mit Bruno Heller, der die Drehbücher zu acht der zwölf Episoden schrieb.

Authentizität statt historische Genauigkeit
Was die Umsetzung des Stoffes betrifft, so war den Machern schon früh klar, was sie wollten. Kein romantisiertes oder idealisiertes Rom wie es in gängigen Filmen (u.a. Gladiator) meist dargestellt wird und keine penible, historische Genauigkeit, sondern eine authentische, mögliche Geschichte auf der Basis historisch fundierter Rahmenbedingungen. Für die Erstellung der Requisiten, Sets und Kostüme wurden vor allem in Rom ansässige Künstler und Handwerker engagiert, die teilweise aus Familien stammten, die bei großen Klassikern wie Ben Hur oder Cleopatra mitgewirkt hatten. Unzählige Kostüme wurden mit den gleichen Stoffen und den gleichen Verfahren wie sie die alten Römer anwendeten, gefertigt. Neben der über zwei Hektar großen Außenkulisse (dem größten Filmset bisher) wurden sechs große Studiokulissen in den Cinecittà-Studios und weitere Sets gebaut. Die Nachbildung des Forum Romanum hatte ca. 60 Prozent der Größe des Originals. Bei den Drehbüchern durften sich die Autoren allerdings einige Freiheit nehmen. Es wurden zwar einige historische Eckpunkte beachtet, aber um authentische Charaktere und eine packende Geschichte zu erschaffen, wurden zum einen viele historische Personen weggelassen, zum anderen die Personen öfters hin- und hergeschickt (siehe z.B. Octavians Reise nach Gallien zu Caesar). Außerdem sind die beiden echten Hauptpersonen nicht etwa Caesar oder Pompeius, sondern Lucius Vorenus und Titus Pullo. Beide werden zwar im fünften Buch von Caesars Comentarii de Bello Gallico wegen ihrer besonderen Tapferkeit erwähnt (Pullo ist dort ebenfalls Zenturio, in der Serie nur einfacher Legionär), die Hintergründe der beiden sind jedoch um der Dramaturgie willen frei erfunden. Beide dienen zu Beginn in Caesars 13. Legion und kommen immer wieder mit der Geschichte in Berührung. So sieht sich z.B. Vorenus trotz seiner konservativen Ansichten als Cato-Anhänger plötzlich mitten im Bürgerkrieg, auf der Seite Caesars. Vorenus und Pullo könnten unterschiedlicher kaum sein und doch werden sie mit der Zeit zu Freunden. Hauptsächlich aus ihrer Sicht als einfache Bürger wird die Serie erzählt.

Geschichte der ersten Staffel
Die erste Staffel spielt über einen Zeitraum von insgesamt acht Jahren. Begonnen wird mit eine der letzten entscheidenden Schlachten 52 v. Chr. gegen die Gallier, die Caesars Truppen dank ihrer guten Organisation gegen eine große gallische Übermacht gewinnen. Es kommt zum Konflikt der beiden Konsuln Caesar und Pompeius. Als dieser beendet ist, beginnt Caesar seine Macht als Diktatur aufzubauen, bis zu seinem Tod an den berüchtigten Iden des März im Jahre 44 v. Chr. Doch auch im Umfeld von Vorenus und Pullo passiert in den acht Jahren so einiges. Ein möglicher Kritikpunkt an der Story ist die Tatsache, dass man erst nach einiger Zeit bemerkt, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Folgen vergangen sind.

Wichtige Charaktere und Darsteller
Bei den vielen Namen und Gesichtern in Rom kann man anfangs schnell den Überblick verlieren. Deshalb hier die wichtigsten Charaktere mit Infos über die Darsteller.

Lucius Vorenus ist zu Beginn ein Speer-Zenturio in Caesars berühmter 13. Legion. Zuhause in Rom wartet auf ihn seine Frau Niobe sowie seine beiden Töchter Vorena die Ältere und die Jüngere. Vorenus ist pflichtbewusst und streng aber gerecht. Mit Titus Pullo verbindet ihn eine eigenartige Freundschaft.
Kevin McKidd wurde am 9. August 1973 in Elgin (Schottland, UK) geboren. Während seines Ingenieur-Studiums kam er zur dortigen Theatergruppe und dadurch zur Schauspielerei. Sein Kinodebüt gab er 1996 in Trainspotting. 2005 hatte McKidd eine kleine Rolle in Ridley Scotts Königreich der Himmel. Diese Jahr war er im Kino in Hannibal Rising zu sehen. Kevin McKidd ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Titus Pullo ist ein Haudegen und Hitzkopf wie er im Buche steht. Bisweilen zwar brutal und unüberlegt, ist Pullo aber eigentlich ein herzensguter Mensch. Seine Temperament bringt ihn desöfteren in Schwierigkeiten. Seine große Schwäche: Frauen. Wegen Insubordination eigentlich zum Tod in der Arena verurteilt, wird er Vorenus zur Seite gestellt, mit dem er sich anfreundet.
Ray Stevenson, der aus Nordirland stammt, wurde am 24. Mai 1964 geboren. Stevenson wuchs im Norden Englands auf und wurde Innenarchitekt. In Bristol begann er mit 27 seine Schauspielausbildung. Seine bekanntesten Filme sind wohl Vom Fliegen und anderen Träumen (1998) und King Arthur (2004), in dem er als Sarmatenkrieger Dagonet zu sehen ist.

Niobe ist Lucius Vorenus’ Ehefrau. Da Vorenus sehr streng und verschlossen ist, hat sie es nicht immer leicht mit ihm. Acht Jahre war Niobe von ihrem Mann getrennt. Als er zurückkehrt, wirkt er auf sie und die beiden Töchter wie ein Fremder. Niobe versucht jedoch immer das Beste aus der Situation zu machen. Ihr Optimismus und Pragmatismus ist sehr hilfreich für eine Familie aus einfachen Verhältnissen. Niobe hütet ein Geheimnis, welches die Grundfesten der Familie erschüttern könnte.
Indira Varma wurde 1973 in Bath, in der Grafschaft Somerset (England, UK), geboren, als Tochter eines Inders und einer Schweizerin. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie von 1992 bis 1995 an der Royal Academy of Dramatic Art. In Kamasutra (1996) spielte Varma die Hauptrolle und im indisch-westlichen Musical Bride & Prejudice (2004) an der Seite von Bollywoodstar Aishwarya Rai. 2006 war sie im Kino in Basic Instinct 2 zu sehen.

Gaius Iulius Caesar ist ein stolzer sowie fähiger Politiker und Feldherr. Obwohl selbst von adeliger Herkunft, findet er besonders im einfachen Volke große Unterstützung. Als Caesar samt seiner Armee vom acht Jahre langen Gallienkrieg nach Rom zurückkehrt, kommt es zum Konflikt mit seinem Co-Konsul Gnaeus Pompeius Magnus. Caesars heimliche Geliebte ist die adelige Servilia von den Iuniern, die Mutter seines Freundes Brutus. Seine Ehe mit Calpurnia schloss er aus politischen Gründen.
Ciarán Hinds wurde am 9. November 1953 in Belfast (Nordirland, UK) geboren. Seine Filmkarriere begann 1981 mit dem Fantasyfilm Excalibur an der Seite späterer Stars wie Liam Neeson, Patrick Stewart und Gabriel Byrne. Weitere Filme von Hinds: Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (1989), Verführung (1995), Die Journalistin (2003), Tomb Raider 2 (2003), Das Phantom der Oper (2004) und München (2005). 2006 war er im Kino in Miami Vice und in der Bibelverfilmung Es begab sich aber zu der Zeit als Herodes zu sehen.

Marcus Antonius (Marc Anton) ist Caesars General und erster Gefolgsmann. Im Rahmen seiner Ernennung zum Volkstribun kommt es zu Auseinandersetzungen, die den Konflikt zwischen Caesar und Pompeius endgültig einleiten. Antonius ist sowohl brutal und genusssüchtig als auch ambitioniert und zielstrebig. Er hat eine öffentlich bekannte Affäre mit Caesars Nichte Atia.
James Purefoy, geboren am 3. Juni 1964 in Taunton, Grafschaft Somerset (England, UK), war bereits zweimal als James Bond im Gespräch. 1994 wurde er für GoldenEye getestet und 2005 war er wieder eine der Kandidaten für Casino Royale, am Ende wurde aber Daniel Craig zum neuen Bond. Purefoy spielte in diversen Bühnenproduktionen der Royal Shakespeare Company. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen Ritter aus Leidenschaft (2001), Resident Evil (2002) und Vanity Fair (2004). 2006 lief das TV-Doku-Drama Blackbeard – Der wahre Fluch der Karibik (2005) im deutschen Fernsehen, in dem Purefoy, hinter der Maske kaum zu erkennen, die Titelrolle spielte.

Atia von den Iuliern ist Caesars Nichte und in seiner häufigen Abwesenheit praktisch das Familienoberhaupt. Sie spinnt Intrigen, um die Familie voran zu bringen. Um die Machtposition zu stärken, zögert sie nicht, ihren anfangs elfjährigen Sohn Octavian nach Gallien zu schicken, oder die Ehe ihrer Tochter Octavia aufzulösen, um diese mit einem einflussreicheren Mann zu verheiraten.
Polly Walker wurde am 19. Mai 1966 in Warrington, Grafschaft Cheshire (England, UK), geboren. Sie begann eine Karriere als Tänzerin, musste diese aber aufgrund einer Verletzung mit 18 aufgeben, worauf sie die Schauspiellaufbahn einschlug. Ihren ersten großen Kinoauftritt hatte sie 1992 in Die Stunde der Patrioten. Weitere Filme: Sliver (1993), Jane Austens Emma (1996), Robinson Crusoe (1997, mit Pierce Brosnan) und Control (2004). Polly Walker ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Octavia von den Iuliern ist Atias Tochter und die ältere Schwester von Gaius Octavian. Als rechtschaffene und emotionale, zarte junge Frau verabscheut sie die Intrigen ihrer Mutter. Die Trennung von ihrem geliebten Ehemanns Glabius verkraftet sie nicht so einfach. Durch ihre Beziehung zu Servilia gerät Octavia in einen heiklen Konflikt.
Kerry Condon, geboren am 4. Januar 1983 in der irischen Stadt Tipperary, war als Jugendliche in der Frank McCourt-Biografie Die Asche meiner Mutter (1999) zu sehen. Außerdem spielte sie 2003 in Ned Kelly (neben Orlando Bloom und Heath Ledger) sowie in der irisch-britischen Episoden-Gaunerkomödie Intermission.

Gaius Octavianus (Octavian) ist der Sohn von Atia und der jüngere Bruder Octavias. Zu Beginn der Serie elf Jahre alt, wird er von seiner Mutter zu seinem Großonkel Caesar nach Gallien geschickt. Eine gefährliche Reise, die er nur dank viel Glück überlebt. Im Laufe der ersten Staffel wächst Octavian zu einem zurückhaltenden, aber hochintelligenten jungen Mann heran. Die etwas übertriebene Bemutterung von Atia stört ihn, genau wie ihre ständigen Bemühungen, ihn von seinem Hobby, der Philosophie und Dichtung, abzuhalten, um aus ihm einen Mann zu machen.
Max Pirkis wurde am 6. Januar 1989 in London geboren. Obwohl er vorher nur im Schultheater spielte, erhielt er als 13jähriger eine Rolle in Master And Commander (2003), an der Seite von Russell Crowe. Zwischen und nach den Dreharbeiten zu Rom besucht Pirkis das renommierte Eton College.

Gnaeus Pompeius Magnus ist zu Beginn der Serie neben Caesar der zweite Konsul Roms. Gemeinsam mit dem verstorbenen Crassus bildeten Pompeius und Caesar einst das bekannte Triumvirat. Während Caesar in Gallien Krieg führt, regiert Pompeius in Rom. Doch als Caesar mit seiner Armee eigenmächtig nach Rom zurückkehrt, beginnt ein erbitterter Streit um die Macht in der Ewigen Stadt. Pompeius hat trotz seiner bürgerlichen Herkunft den Senat und die meisten Adeligen auf seiner Seite.
Kenneth Cranham, geboren am 12. Dezember 1944 in Dunfermline (Schottland, UK), ist ein erfahrener und gefragter britischer Darsteller. Zu seinen bekanntesten Film zählen Robin und Marian (1976), Mord mit verteilten Rollen (1986), Unter Verdacht (1991), Der Boxer (1997), Gangster Nr. 1 (2000) und Layer Cake (2004). 2006 spielte er neben Russell Crowe in Ein gutes Jahr.

Marcus Iunius Brutus ist für Caesar wie ein eigener Sohn, wohl auch deswegen weil Brutus’ Mutter Servilia Caesars Geliebte ist. Als jedoch Caesar mit seiner Armee in Rom einmarschiert und die Grundfesten der römischen Republik erschüttert, sieht sich Brutus als Erbe der Iunier, die Jahrhunderte zuvor, den letzten König stürzten, gezwungen, Pompeius zu unterstützen.
Tobias Menzies, geboren am 7. März 1974, war bisher vor allem im britischen Fernsehen zu sehen. Einen kleinen Auftritt hatte er 2004 in Wenn Träume fliegen lernen. 2006 spielte er Villiers, den Sekretär von Geheimdienstchefin M im neuesten James-Bond-Film Casino Royale.

Servilia von den Iuniern ist das Oberhaupt der traditionsreichen Adelsfamilie, die knapp 400 Jahre zuvor den letzten König von Rom, Tarquinius Superbus, stürzten und dadurch den Weg für die Republik ebneten. Außerdem ist sie die Mutter von Brutus, den sie immer wieder daran erinnert, dass er sich dem Erbe seiner Vorväter bewusst sein soll. Als ihr Geliebter Caesar mit einem Heer gen Rom marschiert, muss sich Servilia schließlich selbst entscheiden.
Lindsay Duncan wurde am 7. November 1950 in Edinburgh (Schottland, UK) geboren. Für ihre Theaterarbeit erhielt Duncan bereits mehrere renommierte Preise. 1990 spielte sie in Jim Hensons Episodenreihe The Storyteller: Griechische Sagen die Rolle der Medea. Ihre bekanntesten Filme sind City Hall (1996), Ein perfekter Ehemann (1999) und Unter der Sonne der Toskana (2003). Lindsay Duncan ist verheiratet und hat einen Sohn.

Marcus Porcius Cato Minor (Cato) ist der konservative Hardliner im Senat von Rom. Unter allen Umständen möchte der alte, erfahrene Politiker den Status Quo bewahren. Deshalb fordert er dazu auf, Caesar für seinen „illegalen Krieg“ und seine tyrannischen Bestrebungen zu verurteilen. Als Pompeius mit seinen Gefolgsleuten flieht, schließt Cato sich diesem widerwillig an. Catos politische Haltung ist das Synonym für Konservativismus im alten Rom.
Karl Johnson wurde 1948 in Wales geboren. Neben anderen unzähligen TV-Produktionen war er u.a. auch in Katharina die Große (1995) und der BBC-Doku-Dramaserie Ancient Rome: The Rise And Fall Of An Empire (2006, deutscher Titel Expedition: Rom) zu sehen. Seine bekanntesten Filme sind Auf den Schwingen des Todes (1987), Love Is The Devil (1998, mit Derek Jacobi und Daniel Craig) und The Illusionist (2006).

Marcus Tullius Cicero ist wohl einer der berühmtesten Redner und Philosophen der Antike. In Rom wird er zwar auch als großer Rhetoriker dargestellt, aber auch als Opportunist, der schleichend die Seiten wechselt, wie es ihm gerade passt. Zuerst schließt sich Cicero der Pompeius-Fraktion an.
David Bamber wurde am 19. September 1954 geboren und studierte Schauspiel an der renommierten Royal Academy of Dramatic Art. Hauptsächlich spielte Bamber bisher fürs britische Fernsehen. Zu seinen Kinorollen zählen Die Bourne Identität und Gangs of New York (beide 2002). Sein neuester Film ist die Schriftsteller-Biographie Miss Potter (2006).

Rom – pulsierende Metropole in allen Farben
Die ausufernden Kulissen, Kostüme und Requisiten zeigen Rom von einer Seite, wie sie bisher in Filmen kaum gezeigt wurde. Keine Ansammlung von grauem und glattem Marmor, sondern eine pulsierende, dreckige Metropole in allen Farben und voller Gegensätze, die damals eine Bevölkerung von ca. einer Million besaß. Die überfüllten und schmutzigen Armenviertel zum einen, die fast grellbunten, pompösen Paläste der Reichen zum anderen. Während die Armen und einfachen Bürger in schlichte Farben gekleidet sind, können sich die Adeligen bunte Farbtöne für ihre Kleidung leisten, je bunter desto wohlhabender. Auch der Lebensweise der alten Römer wird man hier gerecht. Das ständige Besänftigen der unzähligen Götter durch viele Gebete und Rituale von morgens Aufstehen bis zur Nachtruhe. Eine besondere Authentizität bringen die vielen Statisten, fast durch die Bank gebürtige Römer, die zudem vor der Kamera meist noch ihre wahren Tätigkeiten ausführen. Auf dem Forum steht täglich ein stark übergewichtiger Herold (gespielt von Ian McNeice aus Dune undChildren Of Dune), der die neusten Meldungen (inklusive Werbung) verkündet und die Bürger Roms damit als antiker Nachrichtensprecher auf dem Laufenden hält. Dem multiethnischen Charakter der Ewigen Stadt wird auch Jeff Beals einigermaßen vielfältige Musik gerecht. Das Titelthema des bunten Vorspanns, in dem Wandgemälde und antikes Graffiti zum Leben erwachen, hat Ohrwurmpotential.
Den für die damalige Zeit unverzichtbaren Aspekt der Sklaverei klammert die Serie nicht aus. Sklaven sind allgegenwärtig. Selbst weniger wohlhabende Römer besitzen einen. Bei den Reichen gibt es sie für die unterschiedlichsten Tätigkeiten und Positionen. Da wären z.B. Atias Haussklave Castor (Manfred Aliquo’), Caesars gelehrter Sekretär und Berater Posca (Nicholas Woodeson) oder Servilias Leibsklavin Eleni (Suzanne Bertish).

Packend und kompromisslos
Eins muss man Rom lassen: die Serie ist packend und kompromisslos. Den Figuren und Zuschauern werden absolut gnadenlose Schicksale zugemutet, ungeschminkt und unbeschönigt. Große Schlachtszenen gibt es wenige, aber wenn, dann geht es gleich mal richtig zur Sache, wie in der Gladiatorenszene in Folge 11, wo nicht nur Blut durch die Gegend fliegt. Aber auch außerhalb der Kampfszenen wird gemordet und gefoltert. Die Geschichte enthält so gut wie keine Klischeefiguren sondern zumeist für die dargestellte Zeit lebensechte und zugleich nachvollziehbare Charaktere. Die Moralvorstellungen der alten Römer werden nicht zugunsten unserer heutiger für die westliche Welt vorherrschenden christlichen Werte geopfert, sondern 1:1 umgesetzt. So ist aus Sicht der damaligen Werte z.B. kein Problem sich scheiden zu lassen, um sich mit einer „besseren Partie“ zu vermählen. Der Kontrast liegt auch darin, dass die alten Römer hochzivilisierte und intelligente Wesen waren, die aber gleichzeitig ohne moralische Bedenken die größten Schlächter sein konnten. Rom wird hier als gnadenloses Haifischbecken gezeigt, frei nach dem Motto „Fressen und gefressen werden“. Wer nicht zur Rettung der eigenen Haut über Leichen geht, hat kaum eine Chance.
Wegen der recht freizügigen Sexszenen und der brutal-realistischen Gewaltdarstellung ist Rom nichts für zarte Gemüter oder schwache Nerven. Auch wenn die Handlung zwischendurch immer wieder etwas dahinplätschert, so sorgen überraschende und schockierende Wendungen dafür, dass der Zuschauer „vor den Kopf gestoßen wird“ und deshalb das Interesse nicht verliert.

TV-Ausstrahlung und DVD-Auswertung
Weil die Serie in den USA beim Pay-TV-Sender HBO (28. August bis 20. November 2005) lief, wurden die Folgen ungeschnitten im Abendprogramm gesendet. In anderen Ländern wie dem Vereinigten Königreich (UK) und Italien wurden jedoch einige Szenen entfernt oder gekürzt, weil die Gewalt- und Sexszenen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen zu drastisch seien. So wurden im UK die ersten drei Folgen von der BBC zu zwei zusammengeschnitten, was den Regisseur Michael Apted sehr verärgerte. In Deutschland lief die Serie bisher nur beim Bezahlsender Premiere (vom 15. Januar bis 2. April 2006) und wurde dort ungeschnitten gesendet. Zuerst hieß es noch, dass RTL die Serie ab Herbst 2006 ausstrahlen würde. Dann verschob sich der Termin auf Mai 2007. Ende März diesen Jahres hieß es dann, dass der als „Schmuddelsender“ berüchtigte Kanal RTL 2 die Serie ab Juli übertragen werde. Es ist davon auszugehen, dass die Folgen im Fernsehen geschnitten werden.
Angeblich erhielt die DVD-Box der ersten Staffel von der FSK keine Jugendfreigabe, weshalb die Serie wohl nur in einer geschnittenen FSK-16-Fassung erscheinen wird. Diese Box soll am 31. Dezember erscheinen. Als Leihversion gibt es die DVDs schon seit dem 28. Juli 2007. Wer auf Nummer sicher gehen will, für den ist es empfehlenswert sich die UK-DVD-Box zu bestellen. Diese enthält neben der Originaltonspur auch die deutsche und das alles ungeschnitten.

Ausblick auf die zweite Staffel
Bereits nach der Ausstrahlung von drei Folgen gab man bei HBO im September 2005 grünes Licht für eine zweite Staffel. Gedreht wurde wieder in den Cinecittà-Studios, von April bis November 2006. Zur Besetzung kamen neue Darsteller hinzu, darunter Zuleikha Robinson (Der Kaufmann von Venedig) als Prostituierte und Kriegerin Gaia sowie Camilla Rutherford (Gosford Park) als Octavias Freundin Jocasta. Simon Woods ersetzte Max Pirkis nach zwei Folgen in der Rolle des Octavian, um eine etwas ältere Version des Caesar-Erben zu spielen. Seine Gefolgsleute Agrippa und Maecenas werden von Allen Leech und Alex Wyndham verkörpert.
Die zweite Staffel beginnt direkt da, wo die erste endete. Caesar wurde ermordet und auch in Vorenus’ Familie gab es ein schreckliches Unglück, das Folgen hat. Der Streit um die Nachfolge Caesars entbrennt, denn überraschend wurde sein Großneffe Octavian zum Erben ernannt. Und da wären auch noch die Caesar-Mörder um Brutus und Cassius (Guy Henry), die in ihrer Verbannung neue Kräfte für die Rettung der Republik zu mobilisieren versuchen. Wieder kommen Vorenus und Pullo auch durch ihre persönlichen Schicksale mit der Geschichte in Berührung. Staffel zwei ist in mancher Hinsicht noch drastischer und härter. Außerdem werden mehr Einblicke gewährt, z.B. in das Leben des Juden Timon (Lee Boardman), der sein Geld als Handlanger für Atia von den Iuliern verdient und durch die Ankunft seines Bruders Levi (Nigel Lindsay) aus Jerusalem in einen Gewissenskonflikt gerät.
HBO sendete die zweite Staffel in den USA von 14. Januar bis 25. März 2007. Ab Herbst soll sie auf Premiere laufen. Wann und ob sie im deutschen Free-TV laufen wird, hängt sicher von den Quoten der ersten Staffel bei RTL 2 ab.
Schon während der Produktion der zweiten Staffel hieß es, dass diese die letzte sein werde. Trotz hoher Einschaltquoten vor allem in den USA und UK sei die Wartezeit von eineinhalb Jahren zwischen den Staffeln zu groß und Zuschauer könnten das Interesse verlieren, so die Finanziers bei HBO. Außerdem sei die Serie auf lange Sicht mit Kosten von bis zu 100 Millionen Dollar pro Staffel zu teuer. Was angesichts der Qualität der Produktion jammerschade ist, macht vielleicht auf den zweiten Blick mehr Sinn. Warum nicht aufhören, wenn’s am Schönsten ist und die Serie noch Erfolg und hat. Es gibt sicher einige Serien, die eine oder mehrere Staffeln zu lange liefen, wobei die Qualität der Folgen darunter zu leiden hatte. Insgesamt gesehen behandelt Rom durch die Begrenzung auf zwei Staffeln auch genau einen historischen Zeitraum: vom Ende der römischen Republik bis zum Beginn des Kaiserreiches.

Fazit: Daumen hoch! Rom ist nicht nur die teuerste TV-Produktion, sondern auch die beste Historienserie bisher. Hervorragende Gratwanderung zwischen historischer Authentizität und packender Unterhaltung. Grellbunte, freizügige sowie kompromisslose Saga mit authentischer Darstellung der römischen Moralvorstellungen und Lebensweise. Sehr gut ausgearbeitete Drehbücher, vor allem mit vielschichtigen Charakteren. An einigen Stellen nimmt sich die Story vielleicht ein bisschen zu viele Freiheiten von geschichtlichen Aspekten. 9 von 10 Punkten.

DVD-Ausstattung (UK-Import)

Sprachen: Englisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Stereo 2.0)
Untertitel: Englisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch; Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial im Überblick

Audiokommentare:
Folge 1 Der gestohlene Adler, mit Autor Bruno Heller und dem historischen Berater Jonathan Stamp
Folge 2 Wie Titus Pullo die Republik stürzte, mit Autor Bruno Heller und dem historischen Berater Jonathan Stamp
Folge 5 Der Rammbock hat die Mauer berührt, mit Pullo-Darsteller Ray Stevenson
Folge 7 Pharsalus, mit Autor Bruno Heller und dem historischen Berater Jonathan Stamp
Folge 8 Caesarion, mit Regisseur Steve Shill
Folge 9 Utica, mit Regisseur Jeremy Podeswa
Folge 11 Die Beute, mit Vorenus-Darsteller Kevin McKidd
Folge 12 Kalenden des Februar, mit Autor Bruno Heller und dem historischen Berater Jonathan Stamp

Alle Wege führen nach Rom (All Roads Lead To Rome): Interaktive Hintergrund-Bildschirminfos zu allen Folgen von Jonathan Stamp, dem historischen Berater der Serie.
Szene für Szene (Shot By Shot): Making Of der Triumphszene aus Folge 10 und der Gladiatorenkampfszene in Folge 11.
Der Aufstieg von Rom (The Rise Of Rome): Featurette zu den Sets, Kostümen und dem „Boot Camp“.
Wer nach Rom geht (When In Rome): Featurette über die Kultur des antiken Roms.
Freunde, Römer, Mitbürger (Friends, Romans, Countrymen): Einführung der Charaktere.
Fotogalerie mit über 50 bisher unveröffentlichen Bildern.
Englischsprachiges Booklet mit einer Übersicht aller Folgen und Kurzinfos zu den Beziehungen der Charaktere.

Der UK-Import der DVD-Box enthält nicht nur eine mit viel Liebe zum Detail gestaltete Box mit vielen Motiven aus der Serie, sondern auch beachtliches Bonusmaterial, darunter acht leider nicht untertitelte Audiokommentare. In den unterschiedlichen Making Of-Berichten und Featurettes kommen Schauspieler und Macher zu Wort. Wer extrem viel Zeit in die Serie investieren will, der kann sich alle Folgen mit Alle Wege führen nach Rom, den ausführlichen Bildschirminfos über historische Hintergründe, Details zum Leben der Römer und den Charakteren, ansehen. Insgesamt ist die aus sechs DVDs bestehende Box eine lohnenswerte Investition.

Marius Joa, 22. April 2007. Bilder: HBO/BBC/Warner.


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Kommentare

5 Antworten zu „Rom“

  1. […] Ciarán Hinds gefiel mir am besten in der genialen Historienserie Rom. […]

  2. […] aber schon eher eine meiner Kritiken auf meiner Hauptwebsite, z.B. die Rezensionen zu den Staffeln eins und zwei von […]

  3. […] Derek Jacobi, Sir Patrick Stewart, John Hurt) adaptiert. Für mich als großer Fan der HBO-Serie Rom natürlich […]

  4. […] Iulier (Rom) Während Gaius Iulius Caesar im Krieg weilt, bekleidet seine machtbewusste Tochter Atia die Rolle […]

  5. […] der als Filmregisseur keine großen Bäume ausgerissen, aber dafür Episoden der genialen Serien Rom, Mad Men und Game Of Thrones inszeniert […]

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