2024 jährte sich der Todestag von Franz Kafka zum 100. Mal. Daher erschienen mit der Miniserie Kafka und dem Kinofilm Die Herrlichkeit des Lebens gleich zwei Produktionen über den bekannten Schriftsteller. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland hat mit Franz K ein weiteres Biopic über Kafka gedreht.
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Franz K (Franz)
Drama/Biografie Polen, Tschechien, Deutschland, Frankreich, Türkei 2025. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 127 Minuten. Kinostart: 23. Oktober 2025.
Mit: Idan Weiss, Peter Kurth, Sandra Korzeniak, Katharina Stark, Jenovéfa Boková, Sebastian Schwarz, Aaron Friesz, Carol Schuler, Gesa Schermuly, Ivan Trojan u.v.a. Drehbuch: Marek Epstein und Agnieszka Holland. Regie: Agnieszka Holland.

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Best of Kafka – Der Film
Obwohl manche seiner Werke bereits zu Lebzeiten veröffentlicht wurden, so war Franz Kafka erst nach seinem Tod mit nur 40 Jahren 1924 der große literarische Erfolg vergönnt. Franz K von Regisseurin Agnieszka Holland, bekannt für Filme wie Hitlerjunge Salomon (1990) und Green Border (2023) sowie auch für die Inszenierung von einzelnen Episoden der Serien The Killing, House of Cards und The Affair verantwortlich, versucht den für seine düsteren Erzählungen wie Die Verwandlung, Der Prozess und Das Schloss gefeierten Schriftsteller ganzheitlich in einer Kinoproduktion darzustellen. Leider gelingt dieses gewagte Unterfangen nur bedingt.
Franz Kafka (als Kind: David Dongres, als Erwachsener: Idan Weiss) wächst als Sohn einer deutschsprachigen, jüdischen Kaufmannsfamilie mit drei Schwestern in Prag auf. Neben seinem Beruf als Mitarbeiter einer halbstaatlichen Unfallversicherung verbringt Franz die Abende und Nächte nicht selten mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und Novellen. Von seinem besten Freund Max Brod (Sebastian Schwarz), der ebenfalls Schriftsteller ist, wird Kafka immer wieder ermutigt, zweifelt aber an den eigenen literarischen Fähigkeiten.
Während ihm Schwester Ottla (Katharina Stark) stets zur Seite steht so leidet Franz unter seinem herrischen Vater Hermann (Peter Kurth), der weder die Neurosen und Marotten seines Sohnes noch dessen schriftstellerische Ambitionen akzeptiert. Franz versucht sich immer wieder vom väterlichen Einfluss zu lösen, doch zu einer Heirat, etwa mit Felice Bauer (Carol Schuler), die er über Max kennenlernt, kommt es nicht. Schließlich erkrankt Kafka an Tuberkulose und muss seinen Beruf aufgeben. Im Juni 1924 stirbt er einen Monat vor seinem 41. Geburtstag in einem österreichischen Sanatorium.

Der Kinofilm Die Herrlichkeit des Lebens von Georg Maas und Judith Kaufmann, nach dem Roman von Michael Kumpfmüller, konzentrierte sich auf die letzten Wochen im Leben Franz Kafkas sowie der Beziehung zu Dora Diamant. Die dreibändige Kafka-Biografie von Literaturwissenschaftler Reiner Stach nahmen Daniel Kehlmann (Drehbuch) und David Schalko (Drehbuch und Regie) zum Aufhänger für ihre sechsteilige Miniserie als Co-Produktion von ARD und ORF, in welcher sich jede Episode einem anderen Aspekt im Leben des Porträtierten widmete. Agnieszka Holland und ihr Co-Autor Marek Epstein wählen einen ähnlichen Ansatz wie Kehlmann und Schalko. In gut zwei Stunden Laufzeit packen sie möglichst viel Stoff aus Kafkas Leben und Werk. Zudem wird die Spielhandlung mit Kafkas Rezeption in der Gegenwart verbunden, wenn Touristen ein (fiktives) Museum besuchen oder ein Kommentar aus dem Off wichtige Punkte erläutert.
Zwar bringt der letztgenannte Kniff für einen frischen Ansatz und vereinzelt gekonnt surreale Szenen, doch insgesamt sorgt dies eher für Irritationen. Die Handlung spielt sich größtenteils chronologisch ab, wird aber zeitweise durch Visualisierungen der Werke und Rückblenden unterbrochen. Zudem wenden sich manche Figuren zwischenzeitlich direkt der Kamera zu, als ob man sie gerade interviewen würde.
Dass Franz Kafka auch ein Jahrhundert nach seinem Tod noch weitgehend ein Mysterium bleibt, daran rüttelt auch Franz K nicht. Ob es nun in so kurzer Zeit einen weiteren Film über den Schriftsteller gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten. Nachdem die oben genannten Adaptionen aus deutschsprachiger Perspektive erfolgten, so nimmt Holland die weibliche ein während Epstein für die tschechische steht, auch dahingehend, dass die tschechische Sprache hier wesentlich mehr Verwendung findet als in den beiden 2024er Produktionen.
Inhaltlich funktioniert ihre Version leider nur bedingt. Es fehlt Franz K an einer stringenten Handlung oder einem erkennbaren roten Faden, wodurch es Zuschauer*innen mit wenig bis keine Vorkenntnisse des Autors sehr schwer gemacht wird. Eingeweihte dürften mit der diffus zusammengesetzten Geschichte wohl mehr anfangen können. Auf mich wirkt der Film, als hätte Holland ursprünglich viel mehr erzählen wollen, um dann festzustellen, dass die anvisierte Menge den Rahmen einer Kinoproduktion sprengt, so dass schlussendlich einiges an Material herausgekürzt werden musste.
Dagegen kann Hollands neues Werk schauspielerisch überzeugen. Vor allem der junge Idan Weiss in der Titelrolle hinterlässt einen sehr starken Eindruck. Gleiches gilt für Peter Kurth (Babylon Berlin) in der Rolle des herrisch-bärbeißigen Vaters. Das durchgehend mehr als solide Ensemble setzt sich gleichermaßen aus deutschsprachigen und tschechischen Darsteller*innen zusammen.
Fazit: Ambitionierte, stark gespielte, aber inhaltlich zu beliebige Kafka-Biografie. 6 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 9. November 2025. Bilder: X-Verleih.


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