Invasion

Einige deutsche Regisseur haben den großen Sprung geschafft und in Hollywood Fuß gefasst. Das wollte Oliver Hirschbiegel (Der Untergang) mit einem Remake des Science-Fiction-Klassikers Invasion Of The Body Snatchers auch. Doch es kam alles etwas anders. Marius Joa hat den Film gesehen.

Invasion (The Invasion)
Psychothriller/Horrorfilm USA 2007. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 99 Minuten.
Mit: Nicole Kidman, Daniel Craig, Jackson Bond, Jeffrey Wright, Jeremy Northam, Veronica Cartwright, Josef Sommer, Celia Weston, Roger Rees, Eric Benjamin, Joana Merlin u.v.a. Regie: Oliver Hirschbiegel / James McTeigue. Nach dem Roman von Jack Finney.

Spannend und solide

Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre explodiert das NASA-Shuttle „Patriot”. Die Trümmerteile werden über ein riesiges Gebiet zwischen Washington und Dallas verstreut. Als man merkwürdige Sporen auf den Wrackteilen entdeckt, wird die Seuchenschutzbehörde alarmiert. Bei ersten Untersuchungen kommt Tucker Kaufman (Jeremy Northam) mit der Substanz in Berührung. Nach Tagen meldet er sich überraschend bei seiner Ex-Frau, der Psychologin Carol Bennell (Nicole Kidman) und verlangt, dass der gemeinsame Sohn Oliver (Jackson Bond) ihn besuchen kommt. Aus Carols Sicht zwar ungewöhnlich, aber noch kein Grund zur Besorgnis.

Da berichtet ihre Patientin Wendy (Veronica Cartwright) davon, dass sich ihr Mann so verändert habe. Als dann auch noch einige Leute sich auffallend teilnahmslos benehmen, beginnt Carol mit der Hilfe ihres Freundes, Dr. Ben Driscoll (Daniel Craig), und dessen Kollegen Dr. Stephen Galeano (Jeffrey Wright) nachzuforschen. Sie stoßen auf ein mysteriöses Virus, das in der Tiefschlafphase ausbricht und die Menschen zu teilnahmslosen „Zombies“ macht. Viele Polizisten und weite Teile der Bevölkerung sind schon befallen. Während Galeano weiterforscht, machen sich Carol und Ben auf die Suche nach Oliver, der möglicherweise eine Art Gegenmittel in sich tragen könnte.

Der Roman Invasion Of The Body Snatchers (1954) von Autor Jack Finney, wurde bereits dreimal verfilmt: 1956 von Don Siegel, 1978 von Philip Kaufman (Die Körperfresser kommen) und 1993 von Abel Ferrara (Angriff der Körperfresser). Invasion (Arbeitstitel: The Visiting) ist also schon der vierte Film zum gleichen Thema. Oliver Hirschbiegel (Das Experiment, Der Untergang) wollte mit diesem Film seine Karriere in der Traumfabrik starten. Die Dreharbeiten des 80 Millionen Dollar teuren Projekts fanden von September bis Dezember 2005 statt. Eigentlich hätte der Streifen im Sommer/Herbst 2006 in die Kinos kommen sollen. Doch das negative Echo nach einer Testvorführung veranlasste die Produzenten um Joel Silver (Matrix-Trilogie), Teile des Films neu zu drehen, ohne Hirschbiegel. Die Wachowski-Brüder schrieben das Drehbuch um und James McTeigue (V wie Vendetta) inszenierte die Nachdrehs Anfang 2007, in deren Verlauf Hauptdarstellerin Nicole Kidman in einen Autounfall verwickelt wurde.

Bleibt also die Frage, wie viel von dem vorliegenden Endfilm noch von Hirschbiegel ist. Vermutlich war seine Version den amerikanischen Produzenten zu politisch. Gewisse Anspielungen finden sich auch in der vorliegenden Version noch, etwa in den Äußerungen des russischen Botschafters, gespielt von Roger Rees (Robin Hood – Helden in Strumpfhosen). Generell kann der Film durch seine teilweise prominenten Darsteller überzeugen, vor allem Nicole Kidman als Carol, die sich auf die verzweifelte Suche nach ihrem Sohn macht, und Jeremy Northam als ihr Ex-Ehemann, der als einer der ersten mit dem Virus infiziert wird. Neu-Bond Daniel Craig und „Felix Leiter“ Jeffrey Wright kommen etwas zu kurz, um wirklich glänzen zu können.

Ansonsten präsentiert sich Invasion solide und spannend, ist aber insgesamt kein besonders herausragender Film. Große Stärke ist die Kamera und teilweise der Schnitt, vor allem in Szenen wenn Carols Müdigkeit durch übergangslose Gedankensprünge verdeutlich wird. Mit CGI-Aufnahmen von der Ausbreitung des Virus im Körper wird der Zuschauer ein wenig an die CSI-Krimiserien erinnert. Die Horrorelemente halten sich in Grenzen. Der Film geht mehr in Richtung Psychothriller. Einige etwas härtere Szenen lassen den Zuschauer sicherlich darüber grübeln, warum hier eine Freigabe ab 12 Jahren erteilt wurde. Es spricht für Hirschbiegels Hollywood-Debüt, dass der Ekelfaktor gering ist. Das Ende ist aber zu glatt und einfach. Generell wirkt der Film, auch aufgrund seiner eher kurzen Spieldauer, etwas zu oberflächlich. Da hätte man ruhig noch eine Schippe drauflegen können. Vermutlich floppte der Film auch deswegen an den amerikanischen Kinokassen, wo er nur 15 Millionen Dollar eingespielt hat. Die Überarbeitung durch die Wachowskis und McTeigue war also doch eher eine Verschlimmbesserung.

Mutmaßungen darüber, wie der ursprüngliche Film von Hirschbiegel ausgesehen hat, kann man vor allem in Richtung Politisierung stellen. Am Ende muss man aber mit dem vorlieb nehmen, was uns Produzent Joel Silver abliefert. Vielleicht schaffen es entfallene Szenen von Hirschbiegel ja auf die DVD-Veröffentlichung. Interessant wäre es jedenfalls. Nicole Kidman und Daniel Craig zusammen in einem Film gibt’s dieses Jahr übrigens noch ein zweites Mal: in Der Goldene Kompass, der Adaption des Fantasy-Bestsellers von Philip Pullman. Fehlt nur noch, dass die Australierin Bond-Girl wird.

Fazit: Solide, aber insgesamt zu oberflächliche Mischung aus Psychothriller und Horrorfilm mit überzeugenden Darstellern. 6 von 10 Punkten.


Auf der Flucht: Carol und Sohn Oliver.

Carol in der Klemme.
Marius Joa, 21. Oktober 2007. Bilder: Warner.

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Dreamcatcher (5/10)


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