Star Trek: Discovery – Staffel 3

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffes Discovery, welches sich in der dritten Staffel in einer sehr fernen Zukunft wiederfindet, nur um sich auch dort wieder nur um eine Figur zu drehen…


Star Trek: Discovery – Staffel 3
(Star Trek: Discovery – Season 3)
Science-Fiction-Serie USA 2020/21. 13 Folgen. Gesamtlänge: ca. 680 Minuten. Erstausstrahlung: 16. Oktober 2020.
Mit: Sonequa Martin-Green, Doug Jones, Anthony Rapp, Mary Wiseman, David Ajala, Wilson Cruz, Michelle Yeoh, Blu del Barrio, Oded Fehr, Emily Coutts, Oyin Oladejo u.v.a. Nach Star Trek von Gene Roddenberry. Idee: Bryan Fuller und Alex Kurtzman.

 


Die Zukunft kuscht vor Michael Burnham

Um die Galaxie vor der Bedrohung durch die übermächtige künstliche Intelligenz Control zu bewahren sahen sich Commander Michael Burnham (Sonequa Martin-Green) und das Raumschiff Discovery unter Captain Saru (Doug Jones) gezwungen, 900 Jahre in die Zukunft zu reisen. Im 32. Jahrhundert angekommen muss die Crew allerdings feststellen, dass die Föderation scheinbar kaum noch existiert. Ein als “The Burn” bezeichnetes, galaxieweites, katastrophales Ereignis, bei welchem fast alle Schiffe mit Dilithium-Antrieb explodiert sind, hat für eine Isolierung der unterschiedlichen Planeten und Rassen geführt. Ein gefährliches Syndikat kontrolliert große Teile des Weltalls. In dieser neuen Zeit müssen sich Burnham, Saru und die weitere Besatzung der Discovery um Chefingenieur Paul Stamets (Anthony Rapp), Ensign Sylvia Tilly (Mary Wiseman) und Chefarzt Dr. Hugh Culber (Wilson Cruz) erst einmal zurechtfinden. Burnham hat bereits Anschluss in Person des mysteriösen Schmugglers Cleveland Booker (David Ajala) gefunden…

 Adira

Schon während der zweiten Staffel von Star Trek: Discovery erwachte in mir die Theorie, dass die sechste Live-Action-Serie aus der von Gene Roddenberry erschaffenem Sternensaga weder im Prime-Universum (alle vorherigen ST-Serien und die Kinofilme Nummer 1 bis 10) noch im sogenannten Kelvin-Universum (die von J.J. Abrams gestartete Kino-Neuauflage) angesiedelt ist. Denn obwohl die Handlung etwa zehn Jahre vor der Originalserie spielen (soll) und außerdem inszenatorisch an die Rebootfilme erinnert so liegt hier aus meiner Sicht ein eigenes (Fanficition-) Universum vor, in welchem alles (aber auch wirklich alles) um den Fixstern Michael Burnham kreist. Leider sind die Macher auch in der dritten Runde nicht von dieser inhaltlichen Beschränktheit abgerückt.

Dabei bietet das neue Setting durchaus viel Potenzial und interessante Ansätze, vor allem mit der fast postapokalyptischen Zukunft, in welcher die oben erwähnte Katastrophe einen massiven Mangel am für Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit dringend benötigten Dilithium zur Folge hat. Dies führt in der Folge zu einer weitgehenden Auflösung der Föderation und einer Isolierung der unterschiedlichen Völker. Außerdem herrschen in weiten Teilen der Galaxis anarchieähnliche Zustände. In dieser düsteren Zukunft ist das Raumschiff Discovery mit seinem ohne Dilithium funktionierenden Sporenantrieb natürlich eine Zielscheibe für Gesetzlose wie das “Emerald Chain” genannte, einflussreiche Syndikat aus Orionern und Andorianern. Nicht vergessen werden darf die schwierige persönliche Situation der Discovery-Besatzung . Denn durch die Zeitreise aus dem 23. ins 32. Jahrhundert haben deren Mitglieder ihre Familien und Freunde lange überlebt und müssen sich in der neuen Welt erst einmal zurechtfinden sowie teilweise auch Traumata verarbeiten.

So schlägt sich die Mannschaft des titelgebenden Raumschiffes und die sehr im Verborgenen agierende Sternenflotte mit allerei gravierenden Probleme herum. Nur leider machen es sich die Autoren um das Showrunner-Duo Alex Kurtzman (Transformers, Die Mumie [2017]) und Michelle Paradise (The Originals) viel zu leicht. Fast jedes größere Schwierigkeit kann meist innerhalb der betreffenden Folge überwunden werden, fast immer dank der übermächtigen Michael Burnham. “Lazy Writing” gibt es in Filmen und Serien (etwa auch in Star Trek: Picard) immer wieder aber in der dritten “Discovery”-Season wird dieser “Kniff” zu sehr übertrieben. Enttäuschend auch, dass man trotz des frischen Settings mit neuen Charakteren (etwa der nichtbinären Figur Adira, die “unfreiwillig” zum Wirt für einen Trill-Symbionten avancierte) sich fast völlig auf die unfassbar selbstherrliche und aus purem Eigensinn handelnde Michael Burnham versteift. Den Versuch, Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) aka die Massenmörderin aus dem Spiegeluniversum etwas Menschlichkeit zu verleihen empfand ich auch als recht plump.

Und dann kommt noch Hauptdarstellerin Sonequa Martin-Green aus meiner Sicht mittlerweile sehr miserables Schauspiel erschwerend hinzu. Im Grunde changiert sie nur zwischen hemmungslosem Grimassieren (Jonny Lee Miller, der Sherlock aus Elementary, dürfte sich mit Grausen abwenden), überzogenem Geflenne und pseudo-wirkungsvollem Geflüster. Aber vielleicht muss das so sein, bei dieser absolut überzeichneten Mary-Sue-allmächtiger-Erlöser-Figur, die immerhin – Spoiler! – trotz ihres Nachnamens NICHT für den “Burn” verantwortlich ist. Kaum zu glauben.

Für mich persönlich ist die Reise durchs “Burnhamverse” an dieser Stelle beendet, auch wenn Star Trek: Discovery für eine vierte Staffel verlängert wurde. Stattdessen werde ich mich bald in die Welt der neuen Animationsserie Star Trek: Lower Decks (seit 22. Januar 2021 bei Amazon Prime abrufbar) beamen. Energie!

Die komplette dritte Staffel von Star Trek Discovery ist seit dem 8. Januar 2021 Teil des Angebots von Netflix.

Fazit: Die guten Ansätze und das interessante Setting in einer selbst für Star Trek-Verhältnisse sehr fernen Zukunft werden leider druch “Lazy Writing” und andauernde Anbiederung/Unterwerfung zugunsten einer langweilig-nervtötenden Hauptfigur unterminiert. 4 von 10 Punkten.

 



Book und Burnham

Ensign Tilly und Captain Saru

David Cronenberg als Kovich

 

Marius Joa, 6. März 2021. Bilder: Netflix/CBS.

 

 

 


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