Sin City: A Dame To Kill For

Neun Jahre mussten die Zuschauer auf die Fortsetzung der einmaligen Comicverfilmung Sin City warten. Hat sich das Warten wirklich gelohnt oder wird wie so oft nur ein lauer Aufguss geboten?

6-10Comic-Adaption USA 2014. FSK: keine Jugendfreigabe. 103 Minuten. Kinostart: 18. September 2014.
Mit: Mickey Rourke, Josh Brolin, Joseph Gordon-Levitt, Jessica Alba, Powers Boothe, Eva Green, Rosario Dawson, Dennis Haysbert, Christopher Meloni, Jamie Chung, Bruce Willis u.v.a. Regie: Robert Rodriguez und Frank Miller. Drehbuch: Frank Miller. Nach seiner Comicreihe.

Sin City 2_Poster

 

Neues aus dem schwarz-weißen Sündenpfuhl

Die folgenden vier Geschichten werden erzählt:

“Just Another Saturday Night”
Raufbold Marv (Mickey Rourke) erwacht auf einer Autobahn und kann sich nicht erinnern wie er dorthin gelangte. Um ihn herum die Leichen mehrere junger Männer.

“The Long Bad Night”
Johnny (Joseph Gordon-Levitt) ist ein junger Spieler mit beeindruckenden Fähigkeiten. Allerdings macht er den großen Fehler sich mit dem mächtigsten Mann der Stadt anzulegen.

“A Dame To Kill For”
Privatdetektiv Dwight McCarthy (Josh Brolin) wird von seiner Ex-Geliebten Ava Lord (Eva Green) um Hilfe gebeten wird, die von ihrem gewalttätigen Ehemann Damien (Marton Csokas) und dessen Chauffeur Manute (Dennis Haysbert) zu entkommen versucht. Doch Dwight muss schon bald feststellen, dass Nichts ist wie es scheint.

“Nancy’s Last Dance”
Nachdem er die junge Stripperin Nancy Callahan (Jessica Alba) aus den Klauen des Mörders und Vergewaltigers Yellow Bastard befreit hat, nahm sich Polizist Hartigan (Bruce Willis) das Leben. Nancy muss mit dem Verlust Hartigans zurecht kommen und will sich an dem Mann rächen, der mitverantwortlich ist: Senator Roark (Powers Boothe).

Sin City 2_Ava Ava Lord, die ultimative Femme Fatale

In seiner Filmkritik zu Sin City im August 2005 drückte Vieraugen Kino-Chefredakteur Johannes Michel seine Befürchtung aus, dass der Status der eigenwilligen Comicverfilmung möglicherweise durch eine übereilte Fortsetzung beschädigt werde. Und als Co-Regisseur Robert Rodriguez 2006 bereits gute Fortschritte beim Drehbuch für einen zweiten Teil vermeldete, sah es durchaus danach aus. Doch die Jahre zogen sich hin und das Skript wurde nicht fertig. Frank Miller, der Autor der Comicvorlage, drehte zwischenzeitlich eine äußerst schwache Adaption der Comicstripserie The Spirit von Will Eisner und zwar in der gleichen Optik wie Sin City. Neun Jahre nach dem Kinostart des ersten Teils läuft nun seit wenigen Wochen endlich Sin City: A Dame To Kill For in den Lichtspielhäusern. Viel Zeit für die äußerst schnellebige Filmwelt.

Im Grunde handelt es sich um kein wirkliches Sequel, sondern zu 75 Prozent um ein Prequel, spielen doch drei der vier teilweise miteinander verknüpften Einzelgeschichten vor den Ereignissen in Teil eins. Zwei der Stories wurden von Frank Miller direkt für den Film geschrieben. Miller übernahm gemeinsam mit Rodriguez auch wieder die Regie. Insgesamt bietet “Sin City 2” das gleiche Rezept wie der erste Teil. Nur wie es bei Fortsetzungen so ist, wirkt der gleiche Cocktail nicht mehr ganz so stark wie zuvor. Es fehlt leider der Aha-Effekt.

Man darf es Miller und Rodriguez (der als “One Man Film Crew” noch Kamera, Schnitt, Musik und Produktion übernahm) aber durchaus hochanrechnen, dass der Nachfolgefilm nicht überfüllt oder künstlich in die Länge gezogen wurde. Lediglich die letzte der vier Geschichten um die zwischen Selbstzerstörung und Rache taumelnde Stripperin Nancy (Jessica Alba) wirkt recht albern. Ansonsten bekommt der Zuschauer etwas mehr von allem. Mehr Gewalt, mehr Sex und mehr schwarzer Humor. Und freilich in der überstilisierten, kontraststarken Film-Noir-Optik, welche die düstere Vorlage auf bestmögliche Art zum Leben erweckt und durch die dritte Dimension ergänzt wird. Nur ist diesmal irgendwie alles viel plakativer als vor neun Jahren.

Das Pulp- und Noir-Setting auf die Spitze treibt die Titelstory um Ava Lord, die “Braut für die man mordet”. Diese ultimative Femme Fatale spielt Eva Green (Casino Royale) nahe an der Grenze zu Karikatur. Für das Ex-Bond-Girl Green ist es dieses Jahr nach dem Schlachtenepos 300: Rise Of An Empire bereits die zweite Fortsetzung einer Frank Miller-Adaption.

Das schwache Einspielergebnis von 37 Millionen Dollar bisher (bei einem Budget von etwa 60 Millionen Dollar) lässt den Schluss zu, dass die Wartezeit auf Sin City: A Dame To Kill For vielleicht doch etwas zu lang war und das Zuschauerinteresse mit der Zeit nachgelassen hat. Ob der ebenfalls von langer Hand geplante dritte Teil dann überhaupt noch gedreht wird, ist ziemlich fraglich. Aber wir wünschen uns von Regisseur Robert Rodriguez ohnehin lieber einen dritten “Machete”Film.

Fazit: Auch “Sin City 2” funktioniert als vor allem optisch berauschendes Kinoerlebnis, die Kompromisslosigkeit und der Aha-Effekt des Vorgängers sind leider nicht mehr ganz vorhanden. 6 von 10 Punkten.

Sin City 2_Marv
Marv ist immer da, wo was los ist
Sin City 2_Dwight
Dwight fühlt sich hin- und hergerissen
Sin City 2_Johnny
Spieler Johnny plant den großen Coup
Marius Joa, 12. Oktober 2014. Bilder: Splendid Film.

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