Napola – Elite für den Führer

Den Wunsch vor Augen, eine Karriere als Boxer machen zu können, meldet sich ein 17-jähriger Junge in einer nationalsozialistischen Erziehungsanstalt an. Doch in dieser ist dieser Traum alles andere als leicht zu verwirklichen.

Napola-Elite für den Führer.
Drama, Deutschland 2004. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 115 Minuten.
Mit: Max Riemelt, Tom Schilling, Devid Striesow, Joachim Bißmeier, Justus von Dohnanyi u. a.
Regie: Dennis Gansel.

Napola – Aus dem „dritten Reich“ werde ein „Tausendjähriges Reich“

Deutschland, im Jahre 1942. Der 17-jährige Friedrich Weimer (Max Riemelt) hat gerade die Schule abgeschlossen. Den Beschluss seines Vaters, eine Stelle in der Fabrik anzunehmen, kann er nicht akzeptieren. Er sieht seine große Chance in einer „Nationalsozialistischen Erziehungsanstalt“, in der ihm alle Möglichkeiten, ein erfolgreicher Boxer zu werden, offen stehen. So fälscht er die Unterschrift seines Vaters, um in das Elite-Internat zu gelangen. Anfangs ist er von der Aufbruchstimmung und den dort gebotenen Aussichten hellauf begeistert. Als er jedoch den sensiblen Albrecht (Tom Schilling) kennen lernt, dessen Denkweise nicht der der infiltrierten Regime-Anhänger entspricht, beginnen erste Zweifel an der Herrlichkeit des Führers und seines Systems zu reifen. Diese verstärken sich noch, als er beim ersten ernsten Einsatz, der Jagd auf entflohene Kriegsgefangene, teilnehmen muss.

Friedrich muss sich für die Internats-Aufnahme einer Leibesvisitation unterziehen.

Mit Napola – Elite für den Führer wagt sich Dennis Gansel, zu dessen Kino-Debüt Mädchen, Mädchen zählt, an schwereren Tobak. Neben Filmen wie Der Untergang und Sophie Scholl – Die letzten Tage widmet sich der Film der Thematik des Nazi-Regimes. Dass dem jungen Regisseur dieses Wagnis aber gut gelungen ist, beweist der Film eindrucksvoll.

Nationalpolitische Lehranstalten, kurz Napolas, dienten dazu, Führungsnachwuchs für das Nazi-Regime auszubilden und so das „Dritte Reich“ in ein „Tausendjähriges Reich“ zu überführen. Den Eltern und Schülern der Internate wurden die besten Zukunftsaussichten versprochen. So war den Eltern, die nach Ansehen in der Gesellschaft und vor dem Regime strebten, sehr daran gelegen, dass ihre Kinder diese Schulen besuchten.

Friedrich, der gegen den Willen seines Vaters in das Internat Burg Alleinstein eintritt, tut dies nur mit der Ambition, ein erfolgreicher Boxer zu werden und eine gute Ausbildung zu erhalten. Er sieht keine Chance, dieses gesetzte Ziel auf andere Weise zu erreichen. Doch relativ schnell erkennt er, dass es nicht einfach werden wird. Der Weg dorthin ist steinig und gepflastert mit den Schikanen der Lehrer. In einer für den Zuschauer sehr beeindruckenden Szene wird zum Beispiel gezeigt, wie ein Bettnässer mit seiner Matratze im Hof vor den Augen aller Schüler antreten muss, um als Therapie gegen sein Leiden auf seine Matratze zu urinieren. An einem anderen Tag bekommen die Schüler von einem Sportlehrer die Aufgabe gestellt, nackt in ein in die Eisdecke geschlagenes Loch einzusteigen und unter dieser bis zu einem anderen Loch durchzutauchen. Die Darstellung all dessen wirkt Dank der guten Schauspieler umso eindrucksvoller, die jeden Charakter in sehr eindringlicher Art und Weise verkörpern. So wird für den Zuschauer deutlich, dass der Sportlehrer Vogler (Devid Striesow) sich nur der Ideologie des Regimes angeschlossen hat, um dieses als Plattform für seinen Boxsport zu nutzen, während der Sportlehrer Josef Peiner (Michael Schenk) als sadistischer Ausbilder voll und ganz zu den Methoden steht und diese auch vehement vertritt. Dies aber nur, so lange er das eigene Leben nicht in Gefahr sieht. Eine wichtige Figur nimmt auch der Gauleiter Heinrich Stein (Justus von Dohnanyi), Vater des sensiblen Albrecht Steins, ein, der sich aufgrund der Zugehörigkeit zum Regime gegen seinen „schwachen“ Sohn stellt und diesen demütigt wo es nur geht.

Mit Napola ist Dennis Gansel eine eindrucksvolle Schilderung der damaligen Zeit gelungen. Der Sinn eines solchen Filmes ist sicherlich nicht der große Überraschungseffekt. Eher soll gezeigt werden, wie Menschen unter Einfluss in bestimmten Situationen reagieren und welche Tragweite solche Ideologien mit sich bringen. Vielleicht wird dem einen oder anderen Kritiker bewusst, dass das Umsetzen des Widerstands sich weitaus schwerer gestaltet, als man dies mit Worten in unserer heutigen Zeit immer zu formulieren versucht.

Die DVD enthält ein aufklappbares Booklet, das für den interessierten Zuschauer Informationen über den Regisseur und die Hauptdarsteller des Filmes bietet.

Fazit: Der Film überzeugt vor allem durch schauspielerische Leistungen und kann sich neben Filmen gleicher Thematik sehen lassen. 8 von 10 Punkten.


Die Schüler müssen unter dem Eis durchschwimmen.

Die Schüler bei der Übung mit den Handgranaten.

Albrecht und Friedrich auf der Geburtstagsfeier des Gauleiters.

DVD-Features:
Sprache: Deutsch
Format: Dolby, DTS, PAL, Surround Sound
Bildseitenformat: 16:9
Extras: Videotagebuch des Regisseurs, Deleted Scenes, Interviews, Storyboard-Vergleiche, Darsteller-Infos, Hintergründe, Der besondere Filmtipp, Audiokommentar des Regisseurs

Myriam E. Michel, 25. Juli 2007, Bilder: Constantin.

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