Alice im Wunderland

Als Meister des skurril-fantastischen Films gilt Tim Burton, Regisseur von Filmen wie Edward mit den Scherenhänden, Batman und Sleepy Hollow. Mit seinem neuesten Werk hat er die Alice-Geschichten von Lewis Carroll verfilmt, in 3D. Marius Joa war im Kino.

Alice im Wunderland (Alice In Wonderland)
Fantasyfilm USA 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 108 Minuten. Deutscher Kinostart: 4. März 2010.
Mit: Mia Wasikowska, Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Anne Hathaway, Crispin Glover, Matt Lucas u.a. Originalstimmen: Stephen Fry, Michael Sheen, Alan Rickman, Barbara Windsor, Timothy Spall u.a. Regie: Tim Burton. Nach den Büchern von Lewis Carroll.

Dreidimensionale Wunderwelt

Eigentlich war es nur einer Frage der Zeit, bis sich Tim Burton einer Verfilmung von Alice im Wunderland widmen würde. Nun liegt der Film sogar in 3D vor. Doch selbst mit der neuen revolutionären Technik ist Alice im Wunderland nicht das von vielen erhoffte Meisterwerk.

Schon als Kind hatte Alice (Mia Wasikowska) eine rege Fantasie und deshalb die Befürchtung, dass sie verrückt sei. Ihr Vater (Marton Csokas) hat seine Tochter aber immer in ihren Eigenheiten bestätigt. Nun ist Alice 19 Jahre alt und nach dem Tod des Vaters klammert sich die Familie an eine aussichtsreiche Heirat für Alice. Die soll dann auch bald passieren. Hamish (Leo Bill), Sohn von Lord (Tim Pigott-Smith) und Lady Ascot (Geraldine James), macht Alice einen Antrag. Doch das junge Mädchen flieht vor der möglichen Verpflichtung und fällt in einen riesigen Kaninchenbau. Schon bald merkt Alice, dass sie in einem sonderbaren Land gelandet ist, wo Tiere sprechen können und eine tyrannische Rote Königin (Helena Bonham Carter) regiert. Der verrückte Hutmacher (Johnny Depp) macht Alice klar, dass sie in Gefahr ist, weil sie die Rettung für das Wunderland im Kampf gegen die böse Königin sein soll.

Das große Wundermittel, das die Kinos vor weiterem Besucherrückgang bewahren soll, heißt 3D. Mit der erneuerten Technik, durch die die Bilder auf der Kinoleinwand dreidimensional wirken, soll Kino wieder attraktiver werden. Dies sorgte in den letzten Wochen für vielerlei Meldungen, welche Filme denn nun (doch) in 3D erscheinen sollen. Tim Burtons neuer Film wurde erst in der Nachproduktion auf 3D getrimmt.

Trotz hervorragender Voraussetzungen ist leider nicht der ganz große Wurf gelungen. Tim Burton ist vor allem für seine bizarren Filmwelten und skurrile Figuren mit ihren liebenswerten Eigenheiten bekannt und beliebt. Dies funktioniert auch bei Alice im Wunderland. Doch leider mangelt es an einer ausgewogenen Story. Zu geradlinig und zeitweise vorhersehbar ist die Handlung. Die farbenprächtigen Fantasiewelten der Bücher hatten sicherlich mehr Potenzial. Schließlich verbindet das Drehbuch von Linda Woolverton Elemente aus beiden Büchern, Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln.

Auch dank der 3D-Technik liefert uns Alice im Wunderland eine einmalige Optik mit detailreichen Bildern. Doch irgendwie hat man bei manchen Aufnahmen das Gefühl, sie seien etwas unscharf, was vielleicht daran liegen könnte, dass der Film ursprünglich nicht mit 3D-Equipment gedreht wurde. Insgesamt wirkt die dreidimensionale Wunderwelt teilweise etwas durchwachsen.

Schauspielerisch bleibt die junge Mia Wasikowsa leider eher blass. In der Drama-Serie In Treatment, über einen Therapeuten und seine Patienten, hinterließ die 20jährige Australierin mehr Eindruck. Dafür entschädigt aber vor allem die Performance von Johnny Depp, der hier zum sieben Mal mit Tim Burton zusammenarbeitete. Für Helena Bonham Carter ist es die fünfte Zusammenarbeit mit ihrem Lebenspartner Burton. Sie kann als böse Herzkönigin recht überzeugen, aber irgendwie hätte man auch gerne die auf böse Charaktere spezialisierte Miranda Richardson gesehen, die den Part in der TV-Verfilmung von 1999 spielte. In der deutschen Synchronisation bekommt man leider nichts von den vielen britischen Schauspielgrößen mit, die einigen sprechenden Tieren ihre Stimme leihen. So spricht Alan Rickman (Harry Potter) die blaue Raupe, Michael Sheen (Frost/Nixon) das weiße Kaninchen und Stephen Fry (V wie Vendetta) die Grinsekatze. Es lohnt sich also auf jeden Fall ein zweiter Kinobesuch, bei dem man sich die Originalfassung ansieht und anhört.

Angesichts Tim Burtons bisherigen Werkes ist Alice im Wunderland eine kleine Enttäuschung, glänzt aber mit den für Burton charakteristischen Stärken, ohne die der Altmeister sicher kein Werk bestreiten würde. Als Parabel über die Macht der Fantasie kann Alice im Wunderland allerdings überzeugen.

Fazit: Sehenswerte, optisch gelungene Verfilmung der beliebten Bücher von Lewis Carroll, die aber inhaltlich etwas hinter den Erwartungen zurückbleibt. 7 von 10 Punkten.


Der verrückte Hutmacher.

Die böse Königin lässt Köpfe rollen.
Marius Joa, 8. März 2010. Bilder: Disney.

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