Frost/Nixon

Ron Howard hat sich für seinen neuesten Film Frost/Nixon eine der Sternstunden des Fernsehens herausgesucht. Ob seine Verfilmung nur eine unter Unzähligen zur Watergate-Affäre ist oder man auch in einigen Jahren noch darüber sprechen wird, beantwortet Johannes Michel.

Frost/Nixon
Polit-Drama, USA 2008. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 122 Minuten. Deutscher Kinostart: 5. Februar 2009.
Mit: Frank Langella, Michael Sheen, Sam Rockwell, Kevin Bacon, Matthew Macfadyen, Oliver Platt, Rebecca Hall, Toby Jones, Andy Milder u.a. Regie: Ron Howard

„Wenn es der Präsident tut, ist es nicht illegal!“

Ohne Frage ist das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika das politisch wichtigste Amt der Welt. Auch verfügt der US-Präsident über die größtmöglich vorstellbare Macht. Aber: Auch er muss sich innerhalb gewisser Grenzen bewegen. Überschreitet er sie, wird selbst er angreifbar. Die so genannte Watergate-Affäre führte zum bisher einzigen Rücktritt eines US-Präsidenten. Richard Nixon allerdings begründete seinen Rücktritt nicht mit eigenen Fehlern, eine Entschuldigung blieb aus. Dies wollten viele Bürger, Politiker und Journalisten nicht hinnehmen, aber selbst die gewandtesten Reporter der USA schienen aber gegen das rhetorische Talent von Nixon machtlos. Bis ein Außenseiter sich traute…

David Frost (Michael Sheen), britischer Talkmaster, hat sich bisher nicht durch politische Arbeit einen Namen gemacht, sondern moderiert seichte Talkshows. Dennoch kommt ihm die Idee, Richard Nixon zu interviewen. Seine Anfrage wird allerdings abgelehnt. Erst als der öffentliche Druck zu groß wird und Nixon (Frank Langella) die Kassen klingeln sieht, stimmen er und seine Berater zu. Schließlich zahlt Frost satte 500.000 Dollar für das Interview. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner weiß: Frost findet für sein Interview keine Abnehmer, sämtliche US-Fernsehanstalten sperren sich. Dennoch will Frost das ehrgeizige Projekt durchziehen und finanziert es auf eigene Kosten. Die Schlinge um seinen Hals wird allerdings immer enger, denn seine Talkshows in Australien und England stehen kurz vor der Absetzung. Das Nixon-Interview muss also ein Erfolg werden. Als die beiden Kontrahenten dann aufeinander treffen, läuft vieles anders als geplant…

David Frost (links) interviewt Ex-Präsident Nixon.

Frost/Nixon basiert auf dem Theaterstück des britischen Regisseurs Michael Grandage und des Autors Peter Morgan. Die Theaterversion wurde 2006 erstmals gespielt, in den Hauptrollen: Michael Sheen und Frank Langella, die auch zu dieser Verfilmung durch Regisseur Ron Howard nicht Nein sagten. Konzipiert ist es als Zwei-Personen-Stück. Dass Howard um das Stück einen Film bauen musste, hätte leicht schief gehen können. Oft genug haben wir schon Fehlschläge gesehen.

Dazu kam es aber nicht – in keinster Weise. Howard schafft es, die Charaktere Frost und Nixon buchstäblich auszumalen, sie können sich entwickeln. Dadurch ermöglicht er auch einem Kinobesucher, der den Namen David Frost zum ersten Mal hört und nichts über die Hintergründe weiß, den Film ohne Probleme zu verstehen. Watergate wird in den ersten Minuten noch einmal aufgerollt, Howard verwendet hierfür Nachrichtenausschnitte aus den 1970er Jahren.

Aber natürlich lebt Frost/Nixon von den beiden Hauptdarstellern. Michael Sheen (Blood Diamond) spielt einen David Frost, der das Ende seiner Karriere vor sich sieht und unter ungemeinem Druck steht – und das nimmt man ihm in jeder Minute ab. Natürlich versucht Frost, sich immer wieder durch „Gute-Laune-Machen“ aufzubauen, gelingen will dies freilich nicht. Frank Langella (Good Night And Good Luck) überzeugt als Präsident Richard Nixon. Nixons Intention ist freilich eine ähnliche, denn er ist sich bewusst, dass nur einer aus dem Duell als Sieger hervorgehen kann. Und ihm geht es um die Fortsetzung seiner politischen Karriere.

In den Interviews schließlich wird das Kammerspiel auf die Spitze getrieben. Allerdings sitzen sich n keinster Weise zwei gleichwertige Gegner gegenüber – gerade deswegen hatten Nixons Berater eine Zusage zum Interview unterstützt. Frost war für sie immer ein Nixon deutlich Unterlegener gewesen. Zwar hat Frost Zeit zwischen den Interviews, denn die Aufnahmen finden an zwölf Tagen statt, steigern kann er sich aber kaum. Erst der letzte Termin bringt die Entscheidung, denn Frost kann Nixon in die Enge treiben und ihm den Satz entlocken: „Wenn es der Präsident tut, ist es nicht illegal!“ Und ab diesem Zeitpunkt liegt Nixon am Boden.

Politische Filme stoßen beim Gros des Publikums nur selten auf Gegenliebe und werden an den Kinokassen noch seltener zu Kassenschlagern. Frost/Nixon wird es wohl ebenso ergehen. Vielleicht schreckt viele auch der 70er-Jahre-Look des Films ein wenig ab, was ihn ohne Frage bieder wirken lässt.

Fazit: Regisseur Howard hat vieles richtig gemacht und dafür Oscar-Nominierungen als bester Film und für die beste Regie kassiert. Auch in den Kategorien bester Hauptdarsteller (Frank Langella), bestes adaptiertes Drehbuch und bester Schnitt ist der Film nominiert. Über kleine Schwächen lässt sich bei einem derart hochkarätigen Film mit Theateratmosphäre hinweg sehen. 8 von 10 Punkten.


Nixon und sein Berater Jack Brennan (Kevin Bacon) stufen Frost als schwachen Gegner ein.

Frosts Rechercheteam beschäftigt sich mehrere Wochen mit der Causa Nixon.

Nixon gibt den Staatsmann.
Johannes Michel, 9. Februar 2009. Bilder: Universal.

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