Logan

Vor 17 Jahren wurde Hugh Jackman als wilder Mutant Wolverine im ersten X-Men-Film auf einen Schlag berühmt. Nach neun Auftritten in der Rolle seines Lebens verkörpert der Australier nun diese ein letztes Mal, in Logan.

 


Logan – The Wolverine (Logan)
Actiondrama USA 2017. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 137 Minuten. Kinostart: 2. März 2017.
Mit: Hugh Jackman, Patrick Stewart, Dafne Keen, Boyd Holbrook, Stephen Merchant, Richard E. Grant, Eriq LaSalle u.a. Regie: James Mangold. Drehbuch: Scott Frank, Michael Green und James Mangold.

 

Logan’s Last Run

Im Jahr 2029. James Howlett (Hugh Jackman), besser bekannt unter seinen Kampfnamen Logan oder Wolverine, verdingt sich im Grenzgebiet zwischen den USA und Mexiko als Limousinen-Chauffeur. Gemeinsam mit dem Albino Caliban (Stephen Merchant) hält er den über 90jährigen Charles Xavier (Patrick Stewart) versteckt und kümmert sich um den alten Mann. Charles kann durch seine fortgeschrittene Altersdemenz seine ungeheuren Kräfte kaum noch unter Kontrolle halten und muss mit Tabletten ruhig gestellt werden. Doch die Schergen des Konzerns Alkali-Transigen um Donald Pierce (Boyd Holbrook) sind ihnen auf der Spur und intensivieren ihre Jagd, vor allem als Logan und Charles mehr oder minder unfreiwillig das 11jährige, geheimnisvolle Mädchen Laura (Dafne Keen) aufnehmen und die Flucht ergreifen…

 Laura

Der letzte Auftritt des Australiers Hugh Jackman in der Rolle seines Lebens (neun Filmauftritte in 17 Jahren) wurde im ersten, von Johnny Cashs Interpretation des Songs „Hurt“ unterlegten, Trailer als Mischung aus Endzeit-Actionfilm und Patchwork-Familien-Roadmovie angekündigt. Genau das liefert Logan, der zweite Wolverine-Film von Regisseur James Mangold (Walk The Line) nach Weg des Kriegers auch. Und das ist gut so.


Zwar ist der Protagonist in seinem letzten Leinwandabenteuer kein weißhaariger Greis wie in der Comic-Story Old Man Logan von Mark Millar (Kick-Ass) und Steve McNiven – diese Rolle fällt Wolverines früherem Mentor Charles Xavier zu – doch sind die weit über 100 Jahre seines Lebens mittlerweile nicht mehr so spurlos an ihm vorüber gegangen. Seine Haare sind ergraut, er wirkt schwerfällig und benötigt eine Lesebrille. Außerdem vergiftet ihn das seltene Metall Adamanthium, mit welchem seine Knochen überzogen wurden Wolverine allmählich, was zur Folge hat, dass seine Wunden längere Zeit zur Heilung brauchen.

Die Zukunft des Jahres 2029, wie sie im Film präsentiert wird, unterscheidet sich von jetzigen Gegenwart auf den ersten Blick kaum. Doch sind Mutanten fast ausgerottet und riesige Konzerne kontrollieren die weltweite Landwirtschaft. Auch weil der überaus starke Telepath Charles Xavier von der amerikanischen Heimatschutzbehörde gesucht wird und seine Demenz zu verheerenden Anfällen führt, hält Logan den alten Professor gemeinsam mit dem Albino-Mutanten Caliban (der andere Mutanten aufspüren kann und, von einem anderen Darsteller gespielt, bereits in X-Men: Apocalypse zu sehen war) in einer stillgelegten Fabrik versteckt. Als der gnadenlose Donald Pierce und seine mit Cyborg-Implantaten ausgestattenen Truppen Jagd auf die drei Mutanten machen, beginnt für Logan, Charles und Laura eine Art Road-Trip, der dem eigenbrötlerischen Mann fast etwas das Leben in einer Drei-Generationen-Familie näher bringt. Doch vor allem wegen seines schwächelnden Zustands (die Schmerzen durch die Adamanthium-Vergiftung erträgt Logan nur mit viel Alkohol) ist Wolverine ruppiger geworden.

Man kann es ihm auch nicht verübeln. Fast alle seine Freunde und Gefährten sind tot und das rührende, putzige Familienidyll hält nicht lange an, denn schließlich sind die Schergen des Alkali-Transigen-Chefs Dr. Zander Rice (gespielt von Richard E. Grant) der unfreiwilligen Patchwork-Sippe dicht auf den Fersen.

Im Grunde werden hier fast alle Elemente aus den bisherigen „Wolverine“-Filmen erneut zusammen getragen. Der titelgebende Antiheld wird von seiner Vergangenheit als Versuchskaninchen für unmenschliche Experimente eingeholt und muss für sich und das Überleben anderer wieder kämpfen, obwohl er des ständigen Fightens und Tötens müde ist. Denn die Gewalt hat ihn bisher immer eingeholt und verhindert, dass er mit seiner Vergangenheit abschließen oder zur Ruhe kommen konnte . Diese ewige Flucht wirkt sich natürlich auch auf sein persönliches Umfeld aus. Hier ist es neben dem greisen Professor X (eindringlich und ungewohnt „witzig“ gespielt vom 76jährigen Patrick Stewart in einer seiner beiden Paraderollen) vor allem das 11jährige Mädchen Laura, das ähnliche Fähigkeiten wie ihr „Vater“ besitzt und im zarten Alter schon gezwungen ist, eine gnadenlose Kampfmaschine zu sein. Die spanisch-britische Kinderdarstellerin Dafne Keen verkörpert diese Figur mit unerwartet starker Präsenz, vor allem in den ruhigen Szenen. Man schließt als Zuschauer dieses ungewöhnliche Trio Charles-Logan-Laura in sein Herz.

Vielleicht das wichtigste am dritten und letzten „Wolverine“-Solo-Streifen ist die Härte und Brutalität, welche die Gewaltdarstellung auszeichnen. Zwar gab es schon immer brachiale Kämpfe und bereits X-Men Origins: Wolverine war hierzulande in der Kinofassung ab 16 freigegeben, doch waren die betreffenden Szenen oft vergleichsweise blutleer. Hier sind sie es nicht mehr. Selbst wenn Laura ihre Krallen ausfährt, werden bisweilen Gliedmaßen der Gegner abgetrennt. Diese dem Stoff und seinem Helden angemessene Art der Action-Inszenierung lässt einen auch gerne darüber hinwegsehen, dass der Film insgesamt ein wenig zu lang geraten ist. Es bleibt auf jeden Fall zu hoffen, dass der Charakter des auf ewig mit Hugh Jackman verbundenen Logan/Wolverine nicht durch ein übereiltes und oberflächliches Reboot mit einem ausdruckslosen Posterboy als Nachfolger schnell revidiert wird. Denn ich bin sicher nicht der einzige mit der Befürchtung, dass wir den Mutanten mit dem Adamanthium-Skelett in nicht allzu ferner Zukunft wieder auf der Leinwand sehen werden.

Fazit: Logan überzeugt als furioser und emotionaler Abgang eines kantig-kultigen Antihelden, so hart und kompromisslos wie selten zuvor. 8 von 10 Punkten.


 

Logan kümmert sich um den über 90jährigen Charles
Pierce und die Reavers machen Jagd auf Laura

Marius Joa, 12. März 2017. Bilder: Fox.

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