Nach ihrem wundervollen Debüt Past Lives, über das späte Wiedersehen zweier Kindheitsfreunde, widmet sich Celine Song in ihrem zweiten Spielfilm der Dating-Welt New Yorks. Die von Dakota Johnson gespielte Matchmakerin Lucy steht zwischen zwei Männern: dem erfolglosen Schauspieler John (Chris Evans) und dem superreichen Investment-Unternehmer Harry (Pedro Pascal).
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Was ist Liebe wert – Materialists (Materialists)
Drama/Komödie USA 2025. FSK: ohne Altersbeschränkung. 117 Minuten. Kinostart: 21. August 2025.
Mit: Dakota Johnson, Chris Evans, Pedro Pascal, Marin Ireland, Zoë Winters u.v.a. Drehbuch und Regie: Celine Song.

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Geld oder Liebe?
Lucy (Dakota Johnson) arbeitet für die Dating-Agentur Adora und ist die beste, wenn es darum geht, für gut situierte Frauen in New York einen Ehemann oder Partner zu finden. Auf der Hochzeit ihrer Kundin Charlotte (Luisa Jacobson) lernt die Matchmakerin den gutaussehenden und sehr reichen Finanz-Manager Harry (Pedro Pascal) kennen. Auch ihr Ex-Freund John (Chris Evans), ein eher erfolgloser Schauspieler, der sein Geld als Catering-Kellner verdient, ist dort zugegeben. Eigentlich wollte Lucy Harry als Kunden für Adore gewinnen, doch er ist nur an ihr interessiert. John wiederum hat die Trennung noch nicht richtig überwunden. Ein schockierender Vorfall bringt Lucys Weltbild wenig später ins Wanken…
Mit Past Lives veröffentlichte die südkoreanisch-kanadische Dramatikerin Celine Song (geboren 1988) ihr umjubeltes Filmdebüt. Das Oscar-nominierte Drama handelte vom Wiedertreffen zwei Freunde nach über zwanzig Jahren und basierte auf Songs eigener Biografie. Ihr zweiter Film ist in der New Yorker High-Profile-Datingwelt angesiedelt und greift ebenfalls auf eigene Erfahrungen der Filmemacherin zurück. Denn vor etwa zehn Jahren arbeitete Song selbst für sechs Monate in einer Dating-Agentur.

Man darf also davon ausgehen, dass die teils absurden Erwartungen und Vorstellungen der Kund*innen Lucys bezüglich potenzieller Partner*innen einen realen Hintergrund besitzen und nicht komplett der Phantasie der Regisseurin und Autorin entstammen. Nach Ansicht der Frauen sollen Männer am besten eine sechsstellige Summer im Jahr verdienen, sportlich sein und volles Haupthaar besitzen. Die Männer wiederum wollen eine junge, schlanke Frau, am besten nicht älter als 30.
Präsentiert werden den Zuschauer*innen diese „Wunschzettel“ in zwischenzeitlich eingestreuten Montagen mit der Protagonistin, die irgendwann ihr Pokerface in solchen Gesprächen aufgibt. Überhaupt propagiert die New Yorker High Society hier ein Menschenbild wie im 19. Jahrhundert oder früher, als es als oberstes Ziel der Frauen galt, möglichst „gewinnbringend“ zu heiraten. Eine Dating-Bubble ist genauso oberflächlich wie die Welt der Influencer*innen.
In der ersten Stunde von Was ist Liebe wert – Materialists gelingt Celine Song ein entlarvender Blick auf das Matchmaking-Business, wobei die Hauptfigur die eigenen Methoden erst nach einem Angriff auf eine Kundin zu überdenken beginnt. Und nach der eigenen Gleichung (in der Welt von Adore und Co geht es vor allem um Mathematik und Statistik) ist Lucy für den mehr als gut situierten und zudem auch noch sehr netten Harry, mit dem sie eine Beziehung beginnt, nicht die richtige Partnerin. Und dann wäre da ja auch noch John, der zwischen gelegentlichen Theater-Engagements und seinem Brotjob als Kellner pendelte Ex-Freund, aus materialistischer Sicht quasi das andere „Extrem“.
Zwar wird der Film fälschlicherweise als Romantik-Komödie beworben, die üblichen Klischees und Unsitten dieses Genres aber vermieden oder eher konterkariert. Leider hat die Filmemacherin im letzten Drittel etwas der Mut verlassen und beim Happy End macht es sich das Skript etwas zu einfach. Es fehlt der Story an der notwendigen Konsequenz, die Analyse der oberflächlichen Dating-Kultur zu einem stimmigen Schlusspunkt zu führen. Dazu bewegen sich die drei Stars – Dakota Johnson (Fifty Shades of Grey-Filmreihe), Chris Evans (Captain America aus dem Marvel Cinematic Universe) und der derzeit sehr gefragte Pedro Pascal (Game of Thrones, The Last of Us) – irgendwo zwischen etwas nichtssagend und verschenkt. Nichtsdestotrotz muss man der Regisseurin und ihrem Team zugute halten, dass sich die Inszenierung fast ausnahmslos sehr ruhig und unaufgeregt gestaltet, fast genauso wie bei Songs Debütfilm.
Fazit: Trotz eines entlarven Blicks auf die hyperkapitalistische, oberflächliche Dating-Kultur inhaltlich leider etwas zu inkonsequenter Film von Celine Song. 6 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 27. August 2025. Bilder: Sony.


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