Eine eigentlich erfolgreiche Immobilienmaklerin schuldet den falschen Leuten Geld und gerät in den Strudel der Londoner Unterwelt, im Thriller Odyssey von Regisseur Gerard Johnson, gesehen auf dem Fantasy Filmfest 2025 in Frankfurt.
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Odyssey
Thriller UK 2025. 110 Minuten.
Mit: Polly Maberly, Guy Burnet, Ryan Hayes, Jasmine Blackborrow, Charley Palmer Rothwell, Kellie Shirley, Mikael Persbrandt u.a. Drehbuch: Austin Collings und Gerard Johnson. Regie: Gerard Johnson.

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Vom Immobilienmarkt in die Unterwelt
Über die Jahre hat sich Maklerin Natasha Flynn (Polly Maberly) eine eigene kleine Firma in London aufgebaut. Natasha kann jede Bruchbude durch geschickte Wortwahl und Überzeugungsarbeit an den Mann oder die Frau bringen. Die mögliche Fusion mit einer größeren, prestigeträchtigeren Agentur und ein wichtiges Darlehen drohen ihr neben dem alltäglichen Stress über den Kopf zu wachsen. Denn eine Gruppe von Gangstern möchte ihr Geld wiederhaben. Mehr und mehr wird die Maklerin in die Machenschaften der Londoner Unterwelt gezogen…
Eine dauergestresste, ständig mit Earplugs und meistens unterwegs telefonierende Immobilienmaklerin, die zwar sehr gut in ihrem Job ist, sich aber beim eigenen Lebenswandel bzw. beruflichen Investitionen verkalkuliert hat und nun Probleme bekommt, weil sie sich von den falschen Leuten Geld geliehen hat. Dazu eine mögliche Verquickung von dem hart umkämpften Immobilienmarkt der britischen Hauptstadt und deren dunkler Seiten jenseits der Legalität. Klingt nach einer vielversprechenden Kombination. Die vierte Regie-Arbeit des britischen Filmemachers Gerard Johnson (Tony – London Serial Killer, Hyena) erweckt auch eine gewisse Zeitlang den Anschein, dieses Versprechen einlösen zu wollen, um sich dann aber leider als gewalttätiger Gangster-Thriller zu entpuppen.

Dabei versteht es der Film, die hektische Welt der Protagonistin und London als unpersönliche, kalte Metropole auf die Leinwand zu bringen. Verschwommen, verregnet und klaustrophobisch präsentiert sich das Stadtbild. Zwischenzeitlich führt die titelgebende Reise Natasha auch durch das neonlichtgeschwängerte Nachtleben. Dazu sorgt ein unheilvoll wummernder Elektronikscore der Postpunk-Band The The von Gerard Johnsons Bruder Matt für den richtigen Sound.
Wenn die Hauptfigur gemeinsam mit ihrer neuen Mitarbeiterin zu Beginn zwei fast schon absurd komische Wohnungsbesichtigungen durchführt dann zeigt das eine spannende Richtung, in welche Johnson mit seinem Werk hätte gehen können. In der zweiten Hälfte taucht dann der schwedische Schauspieler Mikael Persbrandt (Der Hobbit: Smaugs Einöde, Sex Education) als mysteriöser „Viking“ auf und die Story biegt eindeutig Richtung reißerischem Gangster-Streifen ein, inklusive eines übermäßig brutalen Finales. Statt des wenig entwickelten Unterwelt-Plots hätte ich aber gerne mehr über die nur angedeutete Vergangenheit der Protagonistin erfahren. Auch weckt der Titel Erwartungen, welche er nicht wirklich erfüllen kann.
Fazit: Stimmig inszenierter, aber inhaltlich zu unausgegorener Thriller über eine Londoner Maklerin in Schwierigkeiten. 6 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 21. September 2025. Bilder: Kaleidoscope Film Distribution.


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