Das Grüne Parfum

Der Mord an einem Schauspieler, zwei Menschen auf der Flucht und eine mächtige Geheimorganisation, das und mehr liefert der französische Krimi Das Grüne Parfum von Nicholas Pariser, der im Rahmen vom MyFrenchFilmFestival 2024 gezeigt wurde.

Das Grüne Parfum (Le parfum vert)
Krimi Frankreich 2022. 102 Minuten.
Mit: Vincent Lacoste, Sandrine Kiberlain, Léonie Simaga, Rüdiger Vogler, Jenna Thiam, Arieh Worthalter u.v.a. Drehbuch und Regie: Nicholas Pariser.



Auf der Spur des Geheimbundes

In Paris bricht Vlad (Pascal Rénéric), ein Schauspieler der Comédie Française, während einer Theateraufführung tot zusammen. Seinem Kollegen Martin Rémy (Vincent Lacoste) kann der Sterbende noch etwas zuflüstern: das grüne Parfum. Martin wird wenig später entführt und zu einem älteren Herrn (Rüdiger Vogler) in einer Villa außerhalb der Stadt gebracht. Wegen seines Verschwindens gerät Martin selbst unter Verdacht, mit dem Tod seines Kollegen in Verbindung zu stehen. Auf der Flucht vor der Polizei erhält Martin Hilfe von der zufällig anwesenden Comiczeichnerin Claire Cahen (Sandrine Kiberlain). Das grüne Parfum ist eine illegale Geheimorganisation welche seit Jahren die europäischen Demokratien und die Europäische Union unterwandert. Martin vermutet, dass Vlad mitbekam, dass ein anderer Kollege für das grüne Parfum arbeitet, und dieses Wissen mit seinem Leben bezahlt hat…

Jedes Jahr findet im Januar und Februar online das MyFrenchFilmFestival statt, wo man sich mehrere Kurzfilme und abendfüllende Spielfilme für wenig Geld ansehen kann. In diesem Jahr standen vom 19. Januar bis 19. Februar 2024 13 Kurzfilme und sieben Spielfilme zur Auswahl, darunter der vorliegende Beitrag von Regisseur Nicholas Pariser, den ich neben vier animierten Kurzfilmen sichtete. Die Lobeshymne aus einem Pressezitat („Wenn Tim und Struppi auf Hitchcock treffen“) kann ich allerdings nicht nachvollziehen.

Schauspieler Martin auf der Flucht

Der 1974 geborene Nicholas Pariser hat mit Das Grüne Parfum seinen dritten Langfilm nach Le Grand Jeu (2015) und Alice oder Die Bescheidenheit (2019) abgeliefert, welcher seine Premiere bei der Semaine Critique in Cannes 2022 feierte. Hierzulande erschien der Film ausschließlich digital. Die Geschichte um den flüchtigen Theaterschauspieler Martin und seine Zufallsbekanntschaft Claire sowie ihre Suche nach den Hintergründen des Giftmordes an Martins russischem Kollegen Vlad, bei welcher die titelgebende Organisation eine zentrale Rolle spielt, wechselt öfter mal die inhaltliche Ausrichtung. Ein wenig „Mann-auf-der-Flucht“-Thriller, dazu Politkrimi- und Agentenfilm-Elemente. Bisweilen fühlte ich mich auch wie in einer weniger glamourösen Variante von Anthony Zimmer bzw. dessen schlechtem Hollywood-Remake The Tourist.

Das ebenfalls von Pariser verfasste Drehbuch spielt zwar eindeutig in der Gegenwart, ästhetisch erinnert die Szenerie aber eher an frostige Kalter-Krieg-Streifen. Mit den Machenschaften des „Grünen Parfums“ wird natürlich auf die Geheimdienstmaschinerie Russlands und die Propaganda der (osteuropäischen) Neuen Rechten angespielt. Wie man erfährt, versucht die Polizei seit Jahren die Hintermänner der Geheimorganisation zu überführen, ohne Erfolg. Ein überaus potenzialträchtiges Szenario, bei man zwangsläufig auf eine sukzessive Enthüllung finsterer Machenschaften oder vielleicht einen großen Twist wartet. Allerdings passiert keines von beiden so wirklich.

Es ist kurios, dass dieser Hauptkritikpunkt, die Unentschlossenheit bezüglich Story und Genre, gleichzeitig auch eines gewissen Charmes nicht entbehrt. Die Inszenierung präsentiert sich eher unaufgeregt und passt so zur recht unreißerischen Geschichte. Ich kann nur mutmaßen, dass sich Nicholas Pariser und sein Team bewusst dafür entschieden haben, den Film so „oberflächlich“ und unentschlossen zu gestalten. Doch insgesamt empfand ich Das Grüne Parfum auch dank seiner eher beschaulichen Laufzeit von 102 Minuten als kurzweilig und durchaus unterhaltsam.

Einen großen Anteil daran hat auch das unaufgeregt agierenden Hauptdarsteller*innen-Duo Vincent Lacosre (Verlorene Illusionen, Smoking Causes Coughing) als etwas trotteliger Martin und Sandrine Kiberlain (Der kleine Nick, Verliebt in meine Frau) als eher resolute Claire. Ungewöhnlich erscheint das Gespann auch deshalb weil Kiberlain 25 Jahre älter ist als ihr männlicher Kollege und man so einen Altersunterschied ansonsten in der umgekehrten Konstellation hat. In weiteren Rollen sind unter anderem Léonie Simaga (Alice oder Die Bescheidenheit) als kühle Polizistin Louise, Jenna Thiam (Les Revenants) als Martins Kollegin Caroline und der deutsche Schauspieler Rüdiger Vogler (Bis ans Ende der Welt, Lisbon Story) als mysteriöser Hartz zu sehen.     

Das Grüne Parfum ist als Stream bei diversen Anbietern verfügbar.

Fazit: Trotz unentschlossener Story und Ausrichtung ein kurzweiliger Krimi. 7 von 10 Punkten.

Claire hilft Martin



Marius Joa, 17. Februar 2024. Bilder: Bizibi.


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