Der britische Filmemacher Peter Strickland fristet mit seinen Werken ein ziemliches Nischendasein. Deswegen kann es schonmal Jahre dauern, bis seine Filme nach Deutschland kommen. Wie im Fall von Flux Gourmet, einer mit Asa Butterfield und Gwendoline Christie prominent besetzten Satire über die Vermischung von Koch- und Performance-Kunst aus dem Jahr 2022.
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Flux Gourmet
Satire UK 2022. 111 Minuten. Starttermin: 27. November 2025.
Mit: Fatma Mohamed, Makis Papadimitriou, Asa Butterfield, Gwendoline Christie, Ariane Labed, Richard Bremmer u.a. Drehbuch und Regie: Peter Strickland.

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Culinary Sound Art Studio
Die glamouröse Jan Stevens (Gwendoline Christie) leitet ein Institut zur Förderung von kulinarischen Ton-Künstler*innen. Die exzentrische Elle di Elle (Fatma Mohamed) sowie ihre beiden Mitstreiter*innen Billy (Asa Butterfield) und Lamina (Ariane Labed) treten dort ihr vier Wochen langes „artist-in-residence“-Stipendium an. Der gescheiterte Schriftsteller Stones (Makis Papadimitriou) wurde engagiert, die Arbeit der Gruppe schriftlich festzuhalten. Die Einmischungen Jans und die fragile Dynamik des Trios sorgen allerdings immer wieder für Konflikte. Unterdessen leidet Stones unter Verdauungsproblemen und Flatulenzen, welche der ebenfalls anwesende Arzt Dr. Glock (Richard Bremmer) zu behandeln versucht…
Die Filme von Peter Strickland, geboren 1973 als Sohn einer griechischen Mutter und eines britischen Vaters, kommen entweder halbwegs zeitnah nach Deutschland, wie der Tonstudio-Horror Berberian Sound Studio (2012) und das Erotik-Drama The Duke of Burgundy (2014). Oder sie erscheinen erst mit drei Jahre Verspätung im Heimkino. So geschehen bei Das blutrote Kleid (Originaltitel: In Fabric; 2018) und Stricklands bisher letzten abendfüllenden Werk, der obskuren Kunst-Satire Flux Gourmet, welche seit Ende November 2025 beim Arthouse-Streaminganbieter MUBI veröffentlicht wurde.

Bei Flux Gourmet ist die hiesige Obskurität allerdings nicht wirklich verwunderlich, denn sowohl thematisch als auch inszenatorisch präsentiert sich das Werk als sehr speziell. Strickland begibt sich hier in die Welt der Performance-Kunst. Vor gut zwei Wochen war ich selbst auf einem kleinen Festival für experimentelle Musik und Klangkunst. Dort hantierten die Musiker*innen unter anderem mit Elektronik und Wasser oder unterschiedlich klingenden Metall-Konstruktionen. Fügt man die Zubereitung von Essen als weiteren Faktor hinzu, so kommt man auf die Arbeit der hier gezeigten Gruppe, welche Kochkunst, elektronische Noise-Musik und grenzüberschreitende Performance vereint.
Was Soundkulisse und teils düstere Bilder angeht so wähnte ich mich zwischenzeitlich in einer Fortsetzung von Berberian Sound Studio. Denn bereits in jenem Film wurde Essen verwendet, um Töne zu erzeugen. Strickland, der auch das Drehbuch schrieb, wirft hier eine ganze Reihe von Themen und Konzepten in den cineastischen Mixer und stellt zudem den Absurditätsregler ziemlich hoch. Das ergibt eine merkwürdige, teils absonderliche Mischung aus Satire auf den (abseitigen) Kunstbetrieb, Beziehungskomödie, Leidensgeschichte eines Kranken und die abstrakte Kunst der kulinarischen Musik.
Als Mitglied des Kollektivs The Sound Catering Band, deren Installationen und Werke für den Film Verwendung fanden kennt der Regisseur diese Mischung aus Kochkunst und elektronischer Musik aus erster Hand. Flux Gourmet erzählt aber auch davon, wie die Beziehungsdynamik einer Gruppe von Künstler*innen unmittelbare Auswirkungen auf ihr kreatives Schaffen haben kann. Man sollte als Zuschauer*in doch einigermaßen offen für Abseitiges und Obskurität sein. Wenn nicht dann wird man vom Geschehen vermutlich ermüdet und/oder angeekelt sein.
Die teils von kindischen Machtspielchen forcierten Konflikte innerhalb der Gruppe und mit der Institutsleiterin sorgen allerdings für eine herrlich absurd-komische Dynamik, auch gepaart mit den gesundheitlichen Problemen des dokumentierenden Schriftstellers, welcher die ganze Geschichte in seiner griechischen Muttersprache auch aus dem Off erzählt. Trotz seiner wenig massentauglichen Thematik ist es dem Regisseur erneut gelungen, namhafte Schauspieler*innen zu gewinnen. Allen voran natürlich Gwendoline Christie (Game of Thrones), die bereits in Das blutrote Kleid mitwirkte, als eigensinnige Direktorin Jan Stevens und Asa Butterfield (Sex Education) als etwas desinteressiert wirkender Billy. Die stärkste Performance gelingt aus meiner Sicht Stricklands Stammschauspielerin Fatma Mohamed als exzentrische Diva Elle di Elle. Und die zweite Hauptrolle spielen die irre auffälligen und teils albernen Kostüme von Jan Stevens, welche Gwendoline Christie noch größer wirken lassen als sie ohnehin schon ist.
Flux Gourmet ist seit dem 27. November 2025 Teil des Angebots von MUBI.
Fazit: Schräge, absurd komische Satire über obskure Kunst, Kulinarik, Soundcollagen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. 8 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 30. Dezember 2025. Bilder: IFC Films/MUBI.


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