Herkules und die Königin der Amazonen

Ein Jahr nach dem erfolgreichen Die unglaublichen Abenteuer des Herkules kam bereits die Fortsetzung auf die Leinwand. In Herkules und die Königin der Amazonen ist fast alles wie gehabt, im positiven wie negativen Sinne.

Herkules und die Königin der Amazonen (Ercole e la regina di Lidia)
Historienabenteuer Italien/Frankreich/Spanien 1959. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 90 Minuten (gekürzte Fassung, PAL-DVD).
Mit: Steve Reeves, Sylva Koscina, Sylvia Lopez, Gabriele Antonini, Sergio Fantoni, Mimmi Palmara, Carlo D’Angelo, Andrea Fantasia u.v.a. Regie: Pietro Francisci. Frei nach Die Sieben gegen Theben von Aischylos und Oedipus auf Kolonos von Sophokles.

Herkules im Banne der Omphale / Kampf um Theben

Ähnlich wie im Vorgänger, wo inhaltlich die Argonautensage mit Elementen der Arbeiten von Herkules/Herakles verbunden wurde, so besteht auch die Fortsetzung im Grunde aus zwei Stoffen. Um den Konflikt um die Herrschaft über seine Heimatstadt Theben zu lösen, muss sich Herkules erst aus dem Banne der bösen Königin Omphale befreien.

Welcher Idiot hat eigentlich vor 50 Jahren den völlig irreführenden und falschen deutschen Titel verbrochen? In diesem zweiten Herkules-Streifen mit Steve Reeves kommen etwa genauso viele Amazonen vor wie im Musikantenstadel, nämlich gar keine. Im Vorgänger, Die unglaublichen Abenteuer des Herkules, ließen es sich die Argonauten beim zu langen Intermezzo bei einem Amazonenvolk gut gehen, aber nicht hier. Als Titel hätten sich hier vielmehr „Herkules im Banne der Omphale“ oder „Herkules und der Kampf um Theben“ angeboten. Ein Beleg für die ebenfalls irreführende Synchronisation: Omphale ist im Original Königin von Lydien, in der deutschen Fassung jedoch von Atlantis!

Eigentlich wollte Herkules (Steve Reeves) mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Iole (Sylva Koscina) ein ruhiges Leben in seiner Heimatstadt Theben führen. Doch dort offenbart sich ihm ein Konflikt zwischen den Brüdern Eteokles (Sergio Fantoni) und Polyneikes (Mimmo Palmara). Eigentlich sollten die beiden laut dem Gesetz ihres Vaters Oedipus je ein Jahr im Wechsel regieren. Doch Eteokles weigert sich, den Thron seinem Bruder zu überlassen. Mit einer Gruppe Söldner belagert Polyneikes daraufhin die Stadt. Herkules bietet sich als Vermittler an, auf dem Weg ins feindliche Lager trinkt er doch aus einer verwunschenen Quelle des Vergessens und wird mit seinem Mündel, dem jungen Odysseus (Gabriele Antonini), auf die Insel der Königin Omphale (Sylvia Lopez) verschleppt. Durch den Trank des Vergessens kann sich Herkules nicht mehr daran erinnern, wer er ist. Omphale behauptet, er sei der König der Insel und ihr Gemahl. So scheint Herkules der manipulierenden Frau zu verfallen. Nur Odysseus bewahrt einen klaren Kopf.

Vermutlich wurde Steve Reeves zweites Abenteuer als sagenhafter Herkules gleich im Anschluss an das erste gedreht. Nach Flitterwochen auf Ithaka befinden sich Herkules, seine Ehefrau Iole und das Mündel Odysseus in einem wackligen Planwagen im Westernstil auf dem Heimweg nach Theben. Und nachdem Herkules einen bösen „Riesen“ besiegt hat, nimmt die Story ihren Lauf. Wie auch schon im Vorgänger wurden zwei bekannte Sagenstoffe (Herkules/Herakles bei Omphale und der Bruderzwist in Theben) im Drehbuch verwendet. Das ist auch hier das Problem des Films. Zwar kann man den Autoren hier weniger vorwerfen, dass die Schwerpunkte völlig falsch gesetzt wurden, doch 90 Minuten sind für beide Geschichten einfach zu wenig. Hier wäre wohl eher eine Laufzeit ab 150 Minuten notwendig gewesen, was im begrenzten Budget der Produktion sicher nicht drin war. So wirkt der Zustand von Herkules’ bei Omphale eher wie ein Wochenende im harmlosen Delirium.

Und obwohl hier inhaltlich einiges geboten wäre, ist Herkules und die Königin der Amazonen über weite Strecken einfach langweilig, was aber auch an der für heutige Verhältnisse recht unspektakulären Machart liegt. Die Sets und Kulissen sehen ordentlich aus und auch die Kampfszenen sind teilweise recht spannend. Im letzten Drittel wird man immerhin noch mit einer gehörigen Portion Action entschädigt.

Auch wenn es für Steve Reeves der letzte Auftritt als Herkules war, so ließ die italienische Filmindustrie noch viele weitere Sandalenfilme über den großen Sagenhelden und andere Muskelmänner folgen. Was die Produktionswerte angeht, gehören die beiden Herkules-Filme wohl auch zu den besseren Werken dieses Genres, wenn sie auch inhaltlich nicht überzeugen können. Steve Reeves drehte noch weitere Sandalenstreifen, darunter die Dilogie Der Kampf um Troja / Aeneas – Held von Troja.

Fazit: Auch das zweite Herkules-Abenteuer mit Steve Reeves krankt an Langweile und außerdem an einer für die Story viel zu kurzen Laufzeit. Zudem ist der deutsche Titel mehr als irreführend. 3 von 10 Punkten.

DVD-Features

Sprachen: Deutsch, Englisch

Bonusmaterial
Programmtipps

Auf DVD gibt es die beiden Herkules-Abenteuer mit Steve Reeves in der Titelrolle in einer Box, die zudem noch ein reißerisches Poster enthält. Leider ist auch Herkules und die Königin der Amazonen in der deutschen Fassung gekürzt, doch nicht so gravierend wie Teil 1. Die französische DVD-Fassung läuft 2,5 Minuten länger.

Marius Joa, 26. Februar 2010. Bilder: Concorde.

Empfehlungen
Weitere Sandalenfilme mit Steve Reeves in der Hauptrolle

Die unglaublichen Abenteuer des Herkules (3/10)
Der Kampf um Troja (2/10)
Aeneas – Held von Troja (4/10)


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