Babylon 5: Die Zusammenkunft (Rewatch)

Vor dem regulären Start von Babylon 5 wurde ein Pilotfilm zur hochklassigen TV-Space Opera produziert. In Die Zusammenkunft sorgt ein Anschlag auf einen außerirdischen Botschafter für Wirbel auf der neu eröffneten Weltraumstation.



Babylon 5: Die Zusammenkunft (Babylon 5: The Gathering)
alternativ: Spacecenter Babylon 5 – Die Zusammenkunft
TV-Science-Fiction-Film USA 1993. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 89 Minuten (PAL-DVD). TV-Erstausstrahlung: 3. August 1995.
Mit: Michael O’Hare, Tamlyn Tomita, Jerry Doyle, Mira Furlan, Peter Jurasik, Andreas Katsulas, Johnny Sekka, Patricia Tallman, John Fleck u.v.a. Idee und Drehbuch: J. Michael Straczynski. Regie: Richard Compton.



„I was there at the dawn of the third age of mankind. It began in the earth year 2257 with the founding of the last of the Babylon stations, located deep in neutral space (…)  Babylon 5 was the last of the Babylon stations. This is it’s story.“
 

(Aus dem Eröffnungsmonolog von Centauri-Botschafter Londo Mollari)

Wir schreiben das Jahr 2257. Zehn Jahre nach dem Ende des für die Erde verlustreichen Krieges gegen das hochentwickelte Volk der Minbari bemüht sich die Erdallianz um Frieden im Weltall. Zu diesem Zweck wurde die gigantische Raumstation Babylon 5 in neutralem Gebiet im All gebaut, um als Ort der Diplomatie und der Verständigung eine Basis für das friedliche Zusammenleben von etwa einer Viertelmillion Lebewesen zu bieten.

Die Station unter dem Kommando von Commander Jeff Sinclair (Michael O’Hare) und seinem ersten Offizier Lieutenant Commander Laurel Takashima (Tamlyn Tomita), ist seit kurzer Zeit in Betrieb. Mit Delenn (Mira Furlan) von den Minbari, Londo Mollari (Peter Jurasik) von den Centauri und G’Kar (Andreas Katsulas) von den Narn sind bereits die Botschafter der einflussreichsten Völker der Galaxie an Bord. Fehlt nur noch Kosh (Jeffrey Willerth/Ardwight Chamberlain), der Vertreter der geheimnisvollen Vorlonen. Kurz nachdem er mit seinem Raumschiff an die Station andockt, wird Kosh leblos aufgefunden. Da der Botschafter in einem Druckanzug steckt und die Ursache für seinen Zustand unbekannt scheint, macht sich Dr. Benjamin Kyle (Johnny Sekka(, der Chefarzt von Babylon 5, an die Untersuchung. Doch erst ein Gedankenscan durch die Telepathin Lyta Alexander (Patricia Tallman) vom Psi-Corps enthüllt, wie Kosh vergiftet wurde und von wem. Die Enthüllung bringt die Crew von Babylon 5 in große Schwierigkeiten…

Joseph Michael Straczynski (geboren 1954), bekannt unter dem Kürzel JMS, begann seine TV-Karriere mit Drehbüchern für die Zeichentrickserien He-Man and the Masters oft he Universe (1983-85), She-Ra – Princess of Power (1985-1987) und The Real Ghostbusters (1986-91) sowie für das 1980er Revival der Anthologie-Serie The Twilight Zone (1985-89). Inspiriert durch große Phantastik-Epen wie den Foundation-Zyklus von Isaac Asimov, Die letzte Generation (Childhood’s End) von Arthur C. Clarke, Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien und die Dune-Romane von Frank Herbert kam ihm die Idee zu einer großen Space Opera fürs Fernsehen in deren Zentrum das Leben auf einer Raumstation steht. JMS schuf das Serienkonzept als erwachsenen, ernstzunehmenden TV-Fortsetzungsroman mit Handlungsbögen, welches sich über die ganze geplante Laufzeit von fünf Staffeln erstreckten.

Nachdem JMS sein Konzept bei diversen Sendern und Studios (u.a. auch Paramount) vorgestellt hatte erhielt er den Zuschlag durch Warner Bros., die für ihr neues Network PTEN Material suchten. Zuerst gab es allerdings erst einmal nur grünes Licht für den vorliegenden Pilotfilm Die Zusammenkunft (The Gathering), welcher seine Premiere vor 30 Jahren, am 22. Februar 1993, im US-Fernsehen feierte und im August 1995 auch seinen Weg auf die deutschen Fernsehschirme finden sollte. Die Zuschauerzahlen des Piloten waren so überzeugend, dass Warner eine erste Staffel in Auftrag gab, die wiederum knapp ein Jahr später, am 26. Januar 1994 folgte.

Die Zusammenkunft unterscheidet sich von den späteren fünf Serienstaffeln (insgesamt 110 Folgen) in unterschiedlicher Hinsicht. Zum einen wurde das Makeup der außerirdischen Botschafter G’Kar und Delenn modifiziert, was vor allem letztere weniger androgyn und kantig wirken lässt. Die erste Offizierin Laurel Takashima und der Chefarzt Dr. Benjamin Kyle wurden ab Staffel 1 durch Susan Ivanova (Claudia Christian) und Dr. Stephen Franklin (Richard Biggs) ersetzt. Die Rolle der Stationstelepathin übernahm Talia Winters (Andrea Thompson) von Lyta Alexander, wobei diese im späteren Verlauf der Serie zurückkehren sollte.

Botschafter G’Kar und Commander Sinclair

Manche der Aliens im Hintergrund, die in speziellen, auf ihren Stoffwechsel zugeschnittenen Bereichen der Station untergebracht sind wurden mit der Hilfe animatronischer Puppen zum Leben erweckt, was Teile von Babylon 5 wie einen fast albernen Zoo wirken lassen. Der Score von The Police-Schlagzeuger Stewart Copeland kann mit seinen vereinzelten Schweinegitarren-Einsätzen ebenfalls nicht überzeugen. Für die Serie übernahm Christopher Franke (ehemals Mitglied der deutschen Elektronik-Formation Tangerine Dream) die Komposition der Musik. Am wenigsten konnte ich mich mit dem Verhalten des Narn-Botschafters G’Kar anfreunden, der hier als hinterhältiger Intrigant dargestellt wird und nicht als aufrechter Kämpfer für Frieden im Weltall bzw. die Unabhängigkeit seines Volkes sowie respektierter Diplomat.

Vor 16 Jahren habe ich Die Zusammenkunft bereits einmal rezensiert. Mein Urteil fällt heute etwas positiver aus. Vor allem weil JMS trotz des Testcharakters hier schon wichtige Fährten für die Serien-Mythologie anlegt, sei es das unerklärliche Einlenken der Minbari im Krieg gegen die Erde, obwohl die Menschen massiv unterlegen waren, die Rolle von Commander Sinclair dabei, die geheimnisvolle Natur der Vorlonen, die Problematik der Telepathen und mehr. Auch wenn die ausschließlich mit Computergrafiken – damals ein absolutes Novum im Fernsehen – erschaffenen Bilder von der titelgebenden Raumstation und weiteren Szenen im All schon relativ früh schlecht gealtert sind so empfand ich diese bei der kürzlichen Wiederholungssichtung des Piloten als nicht so störend wie befürchtet.

Es gibt übrigens zwei Versionen des B5-Pilotfilms, die ursprüngliche vom Februar 1993, die 2003 hierzulande auf DVD erschien und eine Special Edition von 1998. In dieser neueren Fassung wurde der Score von Stewart Copeland durch Musik des Serienkomponisten Christopher Franke ersetzt. Außerdem wurde das Pacing beschleunigt und so ca. 14 Minuten ursprünglich entferntes Material wieder eingefügt. Gestrichen wurden außerdem die erwähnten Zoo-Elemente. Mein Review bezieht sich allerdings auf die vor 30 Jahren gesendete Version.                      

Fazit: Trotz ein paar inhaltlicher und konzeptioneller Unschärfen ein durchaus gelungener Startschuss für die hochklassige Science-Fiction-Serie. 7 von 10 Punkten.



Übersicht über die ganze Babylon 5-Saga

Die Zusammenkunft (1993) (Pilotfilm)
Staffel 1: Zeichen und Wunder (1994)
Staffel 2: Schatten am Horizont (1994/95)
Staffel 3: Kriegsrecht (1995/96)
Staffel 4: Die Befreiung von Proxima 3 (1996/97)
Staffel 5: Augen aus Feuer (1997/98)
Der erste Schritt (1998) (TV-Film)
Das Tor zur dritten Dimension (1998) (TV-Film)
Der Fluss der Seelen (1998) (TV-Film)
Waffenbrüder (1999) (TV-Film, Pilotfilm zu Crusade)
Crusade (1999) (Spin-Off-Serie)
Legende der Ranger (2002) (TV-Film)
Vergessene Legenden – Stimmen aus dem Dunkel (2007) (DVD-Film)
The Road Home (2023) (Animationsfilm, erscheint am 15. August 2023)



Munteres Treiben auf der Station
Botschafterin Delenn von den Minbari
Vorlonen-Botschafter Kosh wird Opfer eines Anschlages



Marius Joa, 9. Juli 2023. Bilder: Warner.


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