Ein neuer Kommandant, der Angriffskrieg der Centauri gegen die Narn, eine unbekannte alte Alienrasse und die zunehmend totalitär agierende Erd-Regierung. Dies und mehr sind die Themen und Storylines der zweiten Staffel von Babylon 5.
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Babylon 5: Staffel 2 – Schatten am Horizont
(Babylon 5: Season 2 – The Coming of Shadows)
Science-Fiction-Serie USA 1994/95. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 22 Folgen. Gesamtlänge: ca. 970 Minuten (BluRay).
Mit: Bruce Boxleitner, Claudia Christian, Jerry Doyle, Mira Furlan, Peter Jurasik, Andreas Katsulas, Richard Biggs, Bill Mumy, Stephen Furst, Andrea Thompson, Robert Rusler, Jeff Conaway u.v.a. Idee: J. Michael Straczynski.
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Angriffskrieg, Faschismus und Schatten
Wir schreiben das Jahr 2259. Nachdem Luis Santiago, Präsident der Erde, bei der Explosion seines Raumschiffes in der Silvesternacht ums Leben gekommen ist, herrscht auf Babylon 5 verstärkter Ausnahmezustand. Sicherheitschef Michael Garibaldi (Jerry Doyle) hatte kurz zuvor erste Hinweise auf den Anschlag erhalten, war aber heimtückisch niedergeschossen worden und liegt im Koma. Völlig überraschend wurde Commander Jeffrey Sinclair kurzerhand von seiner Position als Kommandant der Station nach Minbar abberufen. Sein Nachfolger wird John Sheridan (Bruce Boxleitner), dem es als einzigen gelang, während des Erde-Minbar-Krieges ein gegnerisches Schiff zu zerstören. Seine Ernennung sorgt teilweise für Unmut unter den Minbari. Deren Botschafterin Delenn (Mira Furlan) kämpft unterdessen mit einer selbstgewählten Transformation ihres Äußeren.
Nach der Vereidigung des neuen Präsidenten Morgan Clark (Gary McGurk) entwickeln die Erd-Regierung und ihre Organisationen zunehmend autokratische Züge. Die sogenannte Night’s Watch versucht auf Babylon 5 neue Mitglieder zu werben und ihren Einflussbereich zu erweitern. Sheridan, seine Stellvertreterin Commander Susan Ivanova (Claudia Christian), Garibaldi und Stationsarzt Dr. Stephen Franklin (Richard Biggs) beginnen heimlich Beweise für eine Verschwörung innerhalb der Erd-Regierung zu sammeln. Mit geheimer Unterstützung der übermächtigen Schatten starten die Centauri um Botschafter Londo Mollari (Peter Jurasik) einen brutalen Angriffskrieg gegen die Narn. Deren Botschafter G’Kar (Andreas Katsulas) sucht händeringend nach Unterstützung für sein zunehmend unterlegenes Volk.
Direkt im Anschluss an die erste Staffel lief vom 2. November 1994 bis 1. November 1995 Staffel 2 (Untertitel Schatten am Horizont, im Original The Coming of Shadows) von Babylon 5 in den USA. Die deutsche Erstausstrahlung bei Pro Sieben erfolgte zwischen dem 31. Dezember 1995 und dem 9. Juni 1996. Und auch inhaltlich schloss man direkt nach dem dramatischen Finale Chrysalis an. Normalität kehrte auf der titelgebenden Raumstation allerdings nicht so schnell ein. Nach dem erschütternden Tod des Präsidenten der Erde gibt es außerdem einen kuriosen Personalwechsel an der Spitze von B5 und an unterschiedlichen Fronten kommt es immer wieder zu Konflikten. Bereits in Staffel 2 wird klar, dass das Ziel der Station, für ein friedliches Miteinander unter den verschiedenen Spezies zu sorgen, zwar Früchte trägt, doch ein großer intergalaktischer Krieg gegen einen noch unbekannte Gegner bevorsteht.
Im Vergleich zum ersten Jahr gab es wenige, aber nicht unwichtige personelle Veränderungen. Der Part des Stationskommandanten wurde mit Bruce Boxleitner (geboren 1950) als Captain John Sheridan neu besetzt. Boxleitner, bekannt etwa durch den Science-Fiction-Film Tron (1982; in dem auch sein B5-Kollege Peter Jurasik zu sehen war) und die Krimiserie Agentin mit Herz (1983-1987) ersetzte Michael O’Hare (1952-2012) alias Commander Jeffrey Sinclair, welcher die Serie nach der ersten Season aus damals nicht genannten Gründen verließ. Nach O’Hares Tod enthüllte Serienschöpfer und Hauptautor J. Michael Straczynski, dass der Schauspieler wegen seiner Wahnvorstellungen und psychischer Probleme von Bord gegangen war, wobei O’Hare für Gastauftritte (einen davon in Season zwei) zurückkehrte.
Ebenfalls neu dabei: Robert Rusler (L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn) als Lieutenant Waffen Keffer. Mit ihm erhielt das Team der Kampfflieger von Babylon 5 zumindest im zweiten Jahr ein durchgehendes Gesicht. Die Rolle von Sicherheitschef Garibaldis rechter Hand übernahm sukzessive Jeff Conaway (1950-2011), bekannt aus Grease (1978), als Zach Allan. Und Mary Kay Adams (Die Glücksjäger) ersetzte June Caitlin Brown in der Rolle von Narn-Botschafter G’Kars Assistentin Na’Toth. Wobei Adams nur lediglich in zwei kümmerlichen Folgen effektiv zu sehen war, obgleich sie in allen 22 Episoden der zweiten Staffel Erwähnung im Vorspann fand.
Browns bzw. Na’Toths fehlende Screentime ist auch der einzig wirkliche Kritikpunkt, den sich Schatten am Horizont gefallen lassen muss, auch wenn der Grund dafür für mich nicht herauszufinden war. Konnte die Schauspielerin aus terminlichen Gründen nicht häufiger mitwirken? Wurden ihre weiteren Szenen alle herausgeschnitten? Oder ist JMS einfach nicht viel zu ihrer Figur eingefallen? Gerade letzteres wäre sicherlich ein Versäumnis, schließlich steht das Volk der Narn, von dem man fast nur männliche Vertreter zu Gesicht bekommt, nicht selten im Mittelpunkt der Handlung.
Auch drei Jahrzehnte nach ihrer TV-Premiere überzeugt Staffel zwei von Babylon 5 durch präzise geschriebene, hochwertige Drehbücher mit starken Dialogen, ein illustres Ensemble an vielschichtigen Figuren, souverän bis eindringlich agierende Darsteller*innen und eine stimmige, schillernde Zukunftsvision. Bereits bei meiner Wiederholungssichtung der zweiten Staffel vor zwei Jahren (direkt im Anschluss an das Review zu Season eins) fiel mir auf, wie erschreckend zeitlos und visionär die hier behandelten Themen in Bezug auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen sind. Zwischen Russlands seit Februar 2022 gestarteten, menschenverachtenden Angriffskrieg gegen die Ukraine und der kriegerischen Aggression der Centauri gegen die Narn erkannte ich durchaus auffallende Parallelen, trotz der offensichtlichen Unterschiede.
Auch die schleichende politische Umwandlung der Erde von einer globalen, offenen Demokratie in eine dystopische, faschistoide Diktatur unter Präsident Clark geht leider Ton in Ton mit der zunehmenden Vereinnahmung und Erosion von Demokratien durch rechte und autoritäre Kräfte in unserer heutigen Welt. Die Muster sind die gleichen, egal ob unterschiedliche Alien-Spezies oder Menschen untereinander Unterdrückung und Gewalt ausüben. B5 funktioniert also vor allem auch als Parabel auf menschliches Mit- und Gegeneinander., übertragen auf ein Space Opera-Setting mit Spezies von unterschiedlichen Planeten.
Im Vergleich zum Pilotfilm und der ersten Staffel hat sich Babylon 5 im zweiten Jahr erzählerisch weiterentwickelt. Die auf einzelne Episoden beschränkten Geschichten wirken zwingender und weniger austauschbar. Und bei den zentralen Storylines macht die Serie einen wichtigen Schritt nach vorne. Geheimnisse werden allmählich enthüllt und zentrale Entwicklungen in Gang gesetzt. Die titelgebenden Schatten am Horizont stehen nicht nur für die gleichnamige uralte Alienrasse, sondern symbolisieren auch Vorabend eines großen intergalaktischen Krieges. Staffel zwei positioniert die Raumstation am Scheidepunkt zwischen möglicher Verständigung unter den verschiedenen Völkern und unausweichlich scheinenden Konflikten. Our last, best hope for peace.
Da ich mir zwischenzeitlich die BluRay-Box (5 Staffeln plus Special Edition des Pilotfilms) gekauft hatte konnte ich die letzten paar Folgen der zweiten Season in der HD-Fassung erleben. Die heutzutage antiquiert wirkenden CGI-Effekte sowie die Serie generell erstrahlen dabei in neuem Glanz. Dafür allein lohnt sich der Kauf, auch wenn die Box lieblos zusammengeklatscht wurde und nur in der englischen Originalfassung mit zuschaltbaren englischen Untertiteln vorliegt. Babylon 5 ist zudem aktuell als kostenpflichtiger Stream bei Amazon, Apple TV, Freenet Video und Maxdome verfügbar.
Fazit: Hochkarätige, inhaltlich zeitlose zweite Season der einmaligen Space Opera von JMS, mit der titelgebenden Raumstation inmitten aufkommender Konflikte. 9 von 10 Punkten.
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Übersicht über die ganze Babylon 5-Saga
Die Zusammenkunft (1993) (Pilotfilm)
Staffel 1: Zeichen und Wunder (1994)
Staffel 2: Schatten am Horizont (1994/95)
Staffel 3: Kriegsrecht (1995/96)
Staffel 4: Die Befreiung von Proxima 3 (1996/97)
Staffel 5: Augen aus Feuer (1998)
Der erste Schritt (1998) (TV-Film)
Das Tor zur dritten Dimension (1998) (TV-Film)
Der Fluss der Seelen (1998) (TV-Film)
Waffenbrüder (1999) (TV-Film, Pilotfilm zu Crusade)
Crusade (1999) (Spin-Off-Serie)
Legende der Ranger (2002) (TV-Film)
Vergessene Legenden – Stimmen aus dem Dunkel (2007) (Direct-to-DVD-Film)
The Road Home (2023) (Animationsfilm)
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Marius Joa, 6. September 2025. Bilder: Warner.
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