Ben Hur (2010)

2006 erschien eine schwache TV-Neuverfilmung von Die Zehn Gebote. Mit Ben Hur erschien 2010 das Remake eines weiteren Monumentalklassikers mit Charlton Heston. Doch ist dieser Zweiteiler ebenfalls überflüssig?

 

Ben Hur
2tlg. TV-Historienfilm UK/Kanada/Spanien/Deutschland 2010. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Gesamtlänge: ca. 180 Minuten. TV-Erstausstrahlung: 10. Juni 2011.
Mit: Joseph Morgan, Stephen Campbell Moore, Emily VanCamp, Kristin Kreuk, Alex Kingston, James Faulkner, Ray Winstone, Simon Andreu, Lucia Jimenez, Hugh Bonneville, Ben Cross, Marc Warren u.v.a. Regie: Steve Shill. Drehbuch: Alan Sharp. Nach dem Roman von Lewis Wallace.

 

Schon wieder ein TV-Remake

Zu den Filmklassikern der 1950er Jahre zählen auch die beiden Monumentalfilme Die Zehn Gebote (1956) und Ben Hur (1959), beide mit dem umstrittenen Charlton Heston (1923-2008) in der Hauptrolle. Für seine Verkörperung des Judah Ben Hur gewann Heston den Oscar als bester Hauptdarsteller, einer von bis heute nicht übertroffenen elf Goldjungen für das Kinoepos. Zum 50jährigen Jubiläum erhielt Die Zehn Gebote ein fragwürdiges und überflüssiges Remake in Form eines zweiteiligen Fernsehfilmchens. Selbiges Schicksal ereilte 2010 auch Ben Hur.

Der jüdische Adelige Judah Ben Hur und der Römer Octavius Messala wachsen gemeinsam bei Judahs Familie in Jerusalem auf. Messala verlässt seine Ersatzfamilie jedoch als sein Vater, der Senator Marcellus Agrippa (James Faulkner), ihn nach Rom beordert. Acht Jahre später kehrt Messala (Stephen Campbell Moore) als neuer Oberbefehlshaber der römischen Besatzungstruppen nach Jerusalem zurück. Die lange ersehnte Wiedervereinigung wird für Judah (Joseph Morgan) nicht ganz wie erhofft. Messala hat sich zum stolzen Römer entwickelt und bittet seinen alten Freund, um die Nennung möglicher Widerständler gegen das Imperium. Als sich ein Ziegel von Judahs Haus löst und den vorbeikommenden neuen Statthalter Pontius Pilatus (Hugh Bonneville) trifft, werden Judah, seine Mutter Ruth (Alex Kingston) und seine Schwester Tirzah (Kristin Kreuk) verhaftet. Auch Simonides (Simon Andreu), ein alter Freund von Judahs Vater, und seine Tochter Esther (Emily VanCamp) werden von den Römern in Gewahrsam genommen. Wegen Verrat werden sie zum Tode verurteilt, wobei Judahs Strafe zum lebenslangen Sklavendienst auf einer Galeere umgewandelt wird.

Judah Ben Hur

Drei Jahre später erduldet Judah die unmenschlichen Bedingungen auf der Galeere immer noch und macht Eindruck auf den römischen Feldherrn Quintus Arrius (Ray Winstone). Als Judah dessen Leben rettet, ernennt Arrius ihn daraufhin zu seinem Leibwächter und später mit der Einverständnis von Kaiser Tiberius (Ben Cross) zu seinem Erben. Mit Macht und Geld ausgestattet, steigt Judah nun als Sextus Arrius in die oberen Kreis Roms auf. Jedoch kennt er nur ein Ziel: Rache an Messala, der ihn einst verraten hat.

Parallelen zwischen dem Zehn Gebote-Remake von 2006 und dem neuen Ben Hur sind vorhanden. Beide entstanden als zweiteilige TV-Filme. Beide Regisseure stehen mit ihren bisherigen Arbeiten für Qualität, der Österreicher Robert Dornhelm  (u.a. Anne Frank – Die wahre Geschichte und Krieg und Frieden, 2007) gleichsam wie der Brite Steve Shill (u.a. Episoden der Serien Rom und Dexter). Und auch wenn er teilweise die Fehler der „Gebote“-Miniserie vermeidet, so reiht sich auch der 2010er Ben Hur in die Reihe der überflüssigen (TV)-Remakes ein.

Bereits 1907 (als Kurzfilm) und 1925 wurde der Roman „Ben Hur: A Tale Of The Christ“ des amerikanischen Autors und Politikers Lew Wallace (1827-1905) verfilmt. William Wylers extrem erfolgreiche Version von 1959 war also auch ein Remake. In der TV-Adaption wird die Story stark vereinfacht. Das ist natürlich auf die im Vergleich zum Monumentalepos kürzere Laufzeit – ca. drei Stunden im Vergleich zu etwa dreieinhalb – zurückzuführen. Immerhin muss man Drehbuchautor Alan Sharp (Rob Roy) zugute halten, dass die Geschichte nicht im Eiltempo durchgehetzt wird. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil wenn man sich die ersten 20-30 Minuten von Die Zehn Gebote (2006) ansieht. Dennoch hat „Ben Hur 2010“ ein massives inhaltliches Problem: die religiöse Seite der Story wurde fast vollkommen weggelassen. Zwar trifft Judah Ben Hur im Film auf Jesus, aber dessen Einfluss wird nur angedeutet. Somit wird das große Potenzial der Vorlage völlig über Bord geworfen, was zur Folge hat, dass der Zweiteiler als typischer Fernsehfilm emotional zu selten über die Nulllinie hinauskommt. Man kann sich das Machwerk ansehen. Aber hinterher beschleicht einen das Gefühl, zwar ein aufwändig produziertes, solide inszeniertes, aber im Grunde doch hohles, glatt gebügeltes Pseudo-Rührstück gesehen zu haben. Das berühmte Wagenrennen wird mit Wackelkamera und Nahaufnahmen verhunzt.

Schauspielerisch ragen vielleicht Emily VanCamp (Everwood) als Judahs Verlobte Esther und Ray Winstone (Die Legende von Beowulf) als Quintus Arrius heraus. Titeldarsteller Joseph Morgan spielte bereits im Historiendrama Alexander und in Master And Commander, fällt allerdings nur durch seine wenig überzeugende Synchronstimme auf. Alex Kingston überzeugt zwar als Judahs Mutter Ruth halbwegs, passt aber irgendwie nicht in einen Historienfilm.

Bezeichnend ist es, dass der als Co-Produzent involvierte deutsche Privatsender Pro 7 den Zweiteiler nicht wie üblich an Ostern sendete, sondern am Freitag vor Pfingsten verscherbelt und das erst ein Jahr nach der Erstausstrahlung in Nordamerika. Was kommt als nächstes, ein Remake von Quo Vadis ? (1951)? Bitte nicht!

Fazit: Trotz aufwändiger Inszenierung scheitert das Remake von Ben Hur an seinen inhaltlichen Limitierungen und bietet nicht mehr als 0815-Fernsehfilmunterhaltung, die man schnell wieder vergisst. 4 von 10 Punkten.

Simonides, Judah, Esther, Ruth und Tirzah

 

 

DVD-Features

Sprachen: Deutsch, Englisch (beide Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch

Bonusmaterial

Making Of

 

 

Marius Joa, 19. Juni 2011. Bilder: Sony Pictures/Pro 7.

 

 

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