Halloween

Michael Myers gilt als Synonym für den gewissenlosen Mörder. Seine Maske ist Kultobjekt. Regisseur Rob Zombie nähert sich der Geschichte neu und zeigt, wie Michael zum Mörder wurde. Johannes Michel war im Kino.

Halloween
Horrorfilm, USA 2007. FSK: keine Jugendfreigabe. 110 Minuten.
Mit: Scout Taylor-Compton, Malcolm McDowell, Tyler Mane, Brad Dourif, Sheri Moon, William Forsythe, Danny Trejo, Danielle Harris u.a. Regie: Rob Zombie

Ein Junge wird zum Mörder

Sieben Teile kann die bisherige Halloween-Reihe bisher vorweisen, wobei Nummer 3 vollständig aus der Reihe fällt. In allen anderen agiert Psychopath Michael Myers als Täter ohne Gewissen, der jedes Jahr an Halloween hervor kriecht und zum Teil wahllos mordet. Nun hat sich Rob Zombie (welch passender Name!) dem Stoff angenommen.

Michael Myers kommt aus einer zerrütteten Familie. Seine Mutter Deborah (Sheri Moon) ist Stripperin, der Stiefvater Ronnie (William Forsythe) ein arbeitsfauler und notorischer Säufer, die große Schwester Judith (Hanna Hall) gilt als Flittchen der Highschool. In einer Halloween-Nacht ermordet Michael Stiefvater und Schwester. Daraufhin wird er in eine Anstalt eingeliefert und psychologisch betreut. Über Jahre sind seine einzigen Kontaktpersonen Dr. Loomis (Malcolm McDowell) sowie ein Wärter – seine Mutter hat sich das Leben genommen. Als Loomis viele Jahre später aufgibt, nutzt Michael die Chance zum Ausbruch und ermordet dabei seine Wachmänner. Wieder in seiner Heimatstadt Haddonfield angekommen, macht er sich auf die Suche nach seiner verbliebenen kleinen Schwester, die nach dem Selbstmord der Mutter zur Adoption freigegeben wurde. In dieser Nacht zieht sich eine blutige Spur durch die Kleinstadt.

Michael Myers, versteckt hinter seiner obligatorischen Maske.

Wenig gefestigte Charaktere, notorische Weicheier sowie Menschen, die beim Anblick von Blut sofort aus dem Kino rennen, sollten hier aufhören zu lesen. Nein, für euch ist der neue Halloween unter keinen Umständen geeignet. Sollte doch Interesse am Stoff bestehen, dann ist vielleicht die erste Verfilmung von 1978 das richtige. Was damals nur angedeutet wurde oder dem Zuschauer zur Eigeninterpretation überlassen wurde, führt Rob Zombie in seiner Neuverfilmung eiskalt aus. Selten gab es in den vergangenen Jahren wohl einen blutrünstigeren Film in den Kinos.

Michael Myers ist ein Mörder, der ohne gewissen, in vielen Fällen ohne jeglichen Grund Menschen dahin metzelt. Kann man die Motive des Jungen bezüglich seiner Familie verstehen, die ihn gehasst und ihn über Jahre gedemütigt haben, wird es im Verlauf des Films immer abstruser. Aber das hat er mit seiner Vorlage gemein. Wo liegen also die Unterschiede?

Mit einer Vorgeschichte oder gar mögliche Erklärungen für Michaels Taten hält sich John Carpenter in der Urfassung nicht auf. In wenigen Minuten ist Michaels Jugend abgearbeitet und es erfolgt ein Zeitsprung von 15 Jahren. Rob Zombie setzt hier ganz anders an. Michael kommt nicht mehr aus einer intakten, sondern aus einer abgewirtschafteten Familie, wächst in keinem behüteten Elternhaus mehr auf. Seine ersten Opfer sind noch nicht Menschen, sondern Tiere, die er sogar in seiner Schultasche transportiert. Der Drang zu Töten bildet sich also langsam aber sicher aus.

So nimmt sich Zombie für die Vorgeschichte eine knappe Stunde Zeit. Das führt dazu, dass für die eigentliche Geschichte weniger Zeit bleibt als bei Carpenter. Michaels Morde müssen daher in sehr rascher Abfolge geschehen. Auch scheint Zombie Spaß am Quälen zu haben: Einige Opfer werden nicht hinterrücks ermordet, sondern dürfen sich noch ein Stück durch die Wohnung schleppen, beispielsweise zum Telefon, bevor sie Michael endgültig ausschaltet. Dass dabei sehr viel Blut fließt, ist beinahe selbstverständlich.

Lob verdient sich Rob Zombie mit seiner „Neuinterpretation“ aber doch. Er setzt neue Akzente und spult nicht einfach, wie wir das schon oft gesehen haben, einen bekannten Stoff erneut ab. Zudem beugt er sich dem Trend, Kinder als die Bösen in Horrorfilmen zu zeigen – siehe Ring, Hide and Seek oder Das Omen. Auch schaupielerisch bekommt der Zuschauer ordentliche Leistungen geboten. Einzig der neue Dr. Loomis dürfte bei vielen Fans nicht besonders gut ankommen – im Original spielte Donald Pleasance hier einen eher kühlen und ruhig agierenden Psychologen. Malcolm McDowell hingegen beruft sich alle fünf Minuten auf seine Mitschuld und wirkt wenig distanziert zum Mörder Myers.

Fazit: Wirklich zum Fürchten ist Halloween nicht. Das ist aber auch nicht Ziel des Films. Er will nicht durch Schockeffekte schockieren, sondern durch die Brutalität eines Mörders. 7 von 10 Punkten.


Dr. Loomis will Michael endlich zur Strecke bringen.

So ein Kind hat wohl keiner gern.

Michael in der Haftanstalt, kurz vor seiner Flucht.
Johannes Michel, 30. Oktober 2007. Bilder: Senator.

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