Riddle of Fire


Ein unerwartetes Abenteuer erlebt eine Gruppe Kinder, in Weston Razoolis Regiedebüt Riddle of Fire, welches seine Premiere letztes Jahr in Cannes feierte und kürzlich bei den Fantasy Filmfest Nights 2024 gezeigt wurde.  

Riddle of Fire
Abenteuer/Neo-Western USA, Frankreich 2023. 114 Minuten. Kinostart: unbekannt.
Mit: Phoebe Ferro, Skyler Peters, Charlie Stover, Lorelei Olivia Mote, Charles Halford, Lio Tipton, Weston Razooli, Andrea Browne, Rachel Browne, Danielle Hoetmer u.a. Drehbuch und Regie: Weston Razooli.



Raiders of the Lost Egg

Im US-Bundesstaat Wyoming. Die Brüder Hazel (Charlie Stovers) und Jodie (Skyler Peters) bilden mit ihrer Freundin Alice (Phoebe Ferro) die Kinder-Motorrad-Gang The Immortal Reptiles. Aus einem nahe gelegenen Lagerhaus erbeutet das mit Paintball-Pistolen bewaffnete Trio eine brandneue Spielekonsole. Doch zuhause bei Hazel und Jodie müssen sie feststellen, dass Mutter Julie (Danielle Hoetmer), die krank im Bett liegt, den Fernseher mit einem Passwort gesichert hat. Als Gegenleistung für das Passowrt sollen die Kinder einen Blaubeerkuchen aus der nahe gelegenen Bäckerei besorgen. Doch der Kuchen ist aus und Bäckerin Celia (Colleen Baum) ebenfalls krank. Etwas widerwillig gibt sie den Kindern das Rezept für den Blaubeerkuchen.

Ausgerechnet die letzte Zutat, gesprenkelte Eier, schnappt dem Trio der zwielichtige Cowboy John Redrye (Charles Halford) vor der Nase weg. Hazel, Jodie und Alice verfolgen ihn nach Hause, wo sich die von Hexe Anna-Freya Hollyhock (Lio Tipton) angeführte Wilderer-Bande The Enchanted Blade versteckt hält. Im nahe gelegenen Wald will Anna-Freya mit der Hilfe ihrer Geschwister Suds (Rachel Browne), Kels (Andrea Browne) und Marty (Weston Razooli) den Prinz des Waldes, einen mächtigen Hirsch, erlegen. Die Immortal Reptiles verfolgen die Wilderer und treffen dabei auf Anna-Freyas magisch begabte Tochter Petal (Lorelei Olivia Mote)…

Petal, Prinzessin der Enchanted Blade

Filmemacher Weston Razooli, der bisher Kurzfilme und Musikvideos gedreht hatte, liefert mit Riddle of Fire sein Langfilmdebüt als Regisseur ab, wobei er auch das Drehbuch schrieb, produzierte, den Schnitt übernahm und eines der Mitglieder der Wildererbande spielte. Sein Debüt wurde bei den Filmfestspielen von Cannes 2023 im Rahmen der „Quinzane des Cinéastes“ uraufgeführt und lief auf weiteren Festivals in Toronto, Warschau, Stockholm und Wien bevor es im April 2024 erstmals in Deutschland bei den Fantasy Filmfest Nights gezeigt wurde. Die Magie der Kindheit steht im Mittelpunkt seines Werkes.  

Wenn ich mich an die Urlaube und Sommerferien in meiner Kindheit in den 1980ern und 1990ern erinnere, so gab es immer wieder etwas zu entdecken und das ein oder andere kleine Abenteuer zu erleben. Dieses nostalgische Gefühl hat Razooli mit dem vorliegenden Film als Aufhänger für eine sympathische Mischung aus Jugend-Abenteuerfilm und Märchen in Neo-Western-Atmosphäre genommen. Wenn man davon absieht dass hier Mobiltelefone verwendet werden so scheint die Zeit in der gezeigten Welt stehen geblieben zu sein. Die Handlung spielt in Wyoming, dem bevökerungsärmsten der US-Bundesstaaten (nur ca. 576.000 Einwohner). Gedreht wurde allerdings in Park City, Utah.

Razooli vereint hier klassische Märchenmotive in einem zeitlos-modernen Setting. Obwohl hier möglicherweise ein wenig Magie im Spiel ist gestalten sich Story und Inszenierung überaus bodenständig, was dem alles andere als großen Budget sicher zugutekommt. Man muss keine epischen Phantastie-Welten am Rechner erschaffen, „verwunschene“ Orte gibt es überall, vor allem wenn man vor der Haustüre einen tiefen Wald zur Verfügung hat. Gespeist mit allerlei Referenzen an Video- und Rollenspiele sowie andere Abenteuerfilme mit jugendlichen Held*innen besticht die Indie-Produktion durch die Verwendung von 16mm-Film mit ihrer Retro-Ästhetik.

Riddle of Fire schlägt natürlich ordentlich in die Achtziger-Nostalgie-Kerbe, ohne jedoch das beliebte Jahrzehnt zu fetischieren. Die Suche nach der letzten Zutat für einen Blaubeerkuchen wird zum absurden, schön konstruierten Abenteuer für die kindlichen Protagonist*innen, welche die teils trotteligen Erwachsenen teilweise überrumpeln können. Für kleinere Kinder ist der Film nicht unbedingt geeignet, sondern eher ab zweistelligen Altern. Und natürlich für im Geiste junggebliebene Leute um die 40. Ohne das Szenario der Lächerlichkeit preiszugeben, punktet Razoolis Debüt immer wieder mit humorvollen Szenen und einer Prise Überzeichnung.

Mit Phoebe Ferro als Alice, Charlie Stover und Skyler Peters als Brüder Hazel und Jodie sowie der quirligen Lorelei Olivia Mote als Petal, die sich den Immortal Reptiles einfach mal als Fee vorstellt, hat Razooli vier wundervolle Kinder-Darsteller*innen gefunden, deren knuffige Performances einen Großteil des Unterhaltungswertes ausmachen. Von den erwachsenen Akteuren bleibt vor allem Lio Tipton (Crazy, Stupid, Love; Warm Bodies) als durchaus bedrohliche Hexen-Matriarchin Anna-Freya in Erinnerung. Andrea Browne und Rachel Browne (sehr wahrscheinlich auch im echten Leben Schwestern) versprühen als Petals Tanten Kels und Suds ein wenig Manson-Family-Vibes.  

Fazit: Bodenständig-unterhaltsame Mischung aus Kinder-Abenteuer, Märchen und Neo-Western mit Retro-Feeling. 8 von 10 Punkten.


Alice von den Immortal Reptiles
Die Hollyhock-Familie



Marius Joa, 11. Mai 2024. Bilder: ANAXIA/FullDawa Films.


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