The Beast (2023)

Aus der Reihe „Im Kino verpasst, im Heimkino/Stream nachgeholt“ folgt heute der französisch-kanadische Science-Fiction-Beitrag The Beast von Regisseur Bertrand Bonello, mit Léa Seydoux und George MacKay als über Jahrhunderte verbundenes Paar.

The Beast (La Bête)
Science-Fiction-Drama Frankreich, Kanada 2023. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 146 Minuten *. Kinostart: 10. Oktober 2024.
Mit: Léa Seydoux, George MacKay, Guslagie Malanda, Martin Scali, Marta Hoskins u.v.a. Nach der Novelle The Beast in the Jungle von Henry James. Drehbuch und Regie: Bertrand Bonello.



Von Emotionen und Vorahnungen

2044. Künstliche Intelligenz hat nicht nur die Menschheit vor der Klimakatastrophe gerettet, sondern auch einen Großteil der notwendigen Arbeit übernommen. 67 Prozent der Menschen sind arbeitslos. Gabrielle (Léa Seydoux) hat einen einfachen Job, strebt allerdings nach einer höherwertigen Tätigkeit. Dafür muss sie sich einer sogenannten DNA-Reinigung unterziehen, um die Traumata ihrer vergangen Inkarnationen zu überwinden. Im Jahr 1910 ist Gabrielle eine junge Pianistin und glücklich mit dem Puppenfabrikanten Georges (Martin Scali) verheiratet. Auf einem Empfang trifft sie auf den jungen Engländer Louis (Georges MacKay). Die beiden verbindet eine gegenseitige Anziehung. Gabrielle hat eine dunkle Vorahnung, dass etwas Schlimmes passieren wird.

2014 wiederum ist Gabrielle eine Schauspielerin, die sich irgendwie in Los Angeles durchschlägt und das teure Haus eines Architekten hütet. Der Videoblogger und Incel Louis wird auf sie aufmerksam. In der Folge beginnt er, ihr nachzustellen. Auch im Jahr 2044 treffen Gabrielle und Louis aufeinander. Wie wird ihre Beziehung in dieser Zeit aussehen?

Louis und Gabrielle 2044

Während die Handlung im Jahr 1910 in groben Zügen auf der Novelle The Beast of the Jungle (1903) des britischen Schriftstellers Henry James (1843-1916) basiert, so packt Regisseur Bertrand Bonello (geboren 1968) so einige Themen und Motive in sein für 7,5 Millionen Euro in Frankreich und Los Angeles gedrehtes Science-Fiction-Drama. Die Bedeutung von Gefühlen für das Menschsein, unerklärliche dunkle Vorahnungen, Reinkarnation und Liebe über mehrere Leben hinweg sowie die Rolle des Menschen in einer möglichen Zukunft, die von KI beherrscht wird. Das klingt nach Material, mit dem man viel erzählen kann. Leider bleibt La Bête (wie der Film im französischen Original heißt) narrativ relativ abstrakt, was es den Zuschauer*innen nicht unbedingt leicht macht.

Über weite Strecken bleibt die Szenerie kühl, vor allem in den 2044 angesiedelten Szenen, aber nicht nur. Auch in der 1910er Handlung gibt es weitgehend unterdrückte Gefühle zwischen Gabrielle und Luis. Und eine ganz andere Dynamik hat ihre Beziehung in der 2014 stattfindenden Episode. In der hier gezeigten Zukunft können die Menschen dank fortschrittlicher Technologie ein sorgenfreies Leben führen, doch ergibt sich die Frage, ob es unter diesen Bedingungen wirklich so erstrebenswert ist. Denn die Welt erscheint menschenleer und man kann nur mit Schutzmaske nach draußen.

Geschickt setzt Bonello Details und Momente als wiederkehrende Elemente in den drei Zeitebenen ein. Die Konstellation wird dadurch auf gewisse Weise gespiegelt. Vieles bleibt unerklärt, mögliche Lösungen werden nur angedeutet. Am Ende sind es trotz der unterkühlten Atmosphäre die beiden zentralen Akteure, welche sich als große Stärke des Films erweisen. Léa Seydoux (Blau ist eine warme Farbe, James Bond: Keine Zeit zu Sterben) zeigt in ihren Figuren Gefühle, ohne große Theatralik. Und bei George MacKay (Das Geheimnis von Marrowbone, 1917) hat mich die Bandbreite beeindruckt. Denn der englische Schauspieler lernte für The Beast nicht nur Französisch, sondern verkörpert neben den beiden netten Versionen von Louis auch den wütend-bösartigen Incel.   
   
* Als Besonderheit gibt es zum Schluss der etwas langen 146 Minuten einen QR-Code. Scannt man diesem mit dem Smartphone so kann man sich dort den achtminütigen Abspann inklusive einer Midcredit-Szene anschauen.  

The Beast von Bertrand Bonello ist auf DVD sowie als kostenpflichtiger Stream bei diversen Anbietern erhältlich.

Fazit: Sperrig-abstrakte Mischung aus Liebesfilm und Science-Fiction, mit den stark aufspielenden Léa Seydoux und George MacKay. 6 von 10 Punkten.


Gabrielle und Louis 1910
Gabrielle 2014
Louis 2014



Marius Joa, 6. Dezember 2025. Bilder: Absolut MEDIEN.


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