Necronomicon (1993)

Bei Stuart Gordons Lovecraft-Verfilmungen fungierte Brian Yuzna als Produzent. Gemeinsam mit Chistophe Gans und Shusuke Kaneko hat Yuzna vor gut dreißig Jahren eine Anthologie nach Motiven des bekannten Horrorautors inszeniert: Necronomicon. Geeigneter Stoff für den Horroctober/Schocktober. 

Necronomicon
Horror-Anthologie USA, Frankreich, Japan 1993. FSK: keine Jugendfreigabe. 93 Minuten (PAL-DVD).
Mit: Jeffrey Combs, Tony Azito, Bruce Payne, Belinda Bauer, Richard Lynch, Maria Ford, Bess Meyer, David Warner, Millie Perkins, Dennis Christopher, Signy Coleman, Obba Babbatundé, Don Calfa, Judith Drake u.a. Drehbuch: Brent V. Friedman, Christophe Gans, Kazunori Itō. Regie: Brian Yuzna, Christophe Gans, Shusuke Kaneko.



Lovecrafts launige Lesestunde

1932. Schriftsteller Howard Phillips Lovecraft (Jeffrey Combs) besucht die Bibliothek eines asiatischen Mönchordens. Heimlich verschafft er sich Zugang zur verbotenen Abteilung und beginnt im Necronomicon, einem Buch voll dunkler Macht, zu lesen. Die folgenden drei Geschichten werden daraufhin erzählt:

„The Drowned“
Edward De Lapoer (Bruce Payne) kehrt aus Schweden nach Neuengland zurück, um das alte Anwesen seiner Familie, welches er von seinem verstorbenen Onkel Jethro (Richard Lynch) geerbt hat, zu beziehen. In einem Brief liest Edward von den schrecklichen, letzten Tagen im Leben Jethros…

„The Cold“
Journalist Dale Porkel (Dennis Christopher) stellt Nachforschungen über den Verbleib eines Dr. Madden an und besucht das Haus, in welchem Madden zuletzt gewohnt hat. Dort trifft er auf eine junge Frau, welche ihm erzählt, dass ihre Mutter Emily Osterman (Bess Meyer) vor gut zwanzig Jahren bei Dr. Madden (David Warner) und seiner Haushälterin Lena (Millie Perkins) eine Bleibe fand. Madden wiederum litt an einer seltenen Erkrankung… 

„Whispers“
Polizistin Sarah (Signy Coleman) und ihr Partner Paul (Obba Babbatundé) verfolgen einen Verdächtigen. Nachdem sie einen schweren Unfall erleiden wird Paul verschleppt. Sarah folgt der Spur in ein nahe gelegenes Haus, wo sie auf den Hausmeister Mr. Benedict (Don Calfa) trifft…

Jeffrey Combs als H.P. Lovecraft

Zu Lebzeiten war Howard Phillips Lovecraft (1890-1947) kein großer Erfolg als Schriftsteller beschert. Doch nach seinem Tod im Alter von nur 46 Jahren avancierte der Amerikaner sukzessive zu einem der einflussreichsten Autoren der Horrorliteratur. Lovecraft schrieb über 100 Kurzgeschichten/Novellen und gilt als Wegbereiter des komischen Horrors. Nicht selten dien(t)en seine Werke als Inspiration für Filme, Serien und weitere Medien. Filmemacher Brian Yuzna etwa verfilmte gemeinsam mit Stuart Gordon unter anderem Re-Animator (1985), From Beyond (1986) und Dagon (2001). Ohne Gordon, aber als amerikanisch-europäische-asiatische Co-Produktion gemeinsam mit dem Franzosen Christophe Gans (Pakt der Wölfe) und dem Japaner Shusuke Kaneko (Death Note) drehte Yuzna die Anthologie Necronomicon, benannt nach dem in mehreren Lovecraft-Werken erwähnten Buch voller tödlicher und finsterer Magie.  

In der von Yuzna inszenierten Rahmengeschichte sehen wir Schauspieler Jeffrey Combs (Re-Animator), in der Folge vor allem in der Rolle des Vorta-Klons Weyoun in Star Trek: Deep Space und anderen wiederkehrenden Parts des Raumfahrt-Franchises bekannt geworden, als Lovecraft, der das titelgebende Werk heimlich liest. Daraus entspinnen sich die drei Stories des Films. Ohne jetzt das Werk von Lovecraft im Detail gut zu kennen, fiel mir allerdings auf, dass keines der drei Segmente wirklich eine bestimmte Story des Autors adaptiert, sondern stattdessen Motive daraus zu neuen Geschichten verknüpft. Das mag eventuell daran liegen, dass vor gut dreißig Jahren die meisten Werke des Schriftstellers noch dem Copyright unterlagen.

Inszenatorisch holen Yuzna, Gans und Kaneko im Rahmen des eher geringen Budgets von geschätzten vier Millionen US-Dollar das Maximum heraus. Musik, Beleuchtung und Kameraführung können überzeugen. Auch die zahlreichen Darsteller*innen, darunter neben Combs etwa Bruce Payne (Dungeons & Dragons [2000]) und David Warner (Star Trek VI), erweisen sich als solide. Allerdings wirkt Necronomicon storytechnisch auf mich recht unausgegoren. Fast als hätte man diverse Lovecraft’sche Zutaten in einen Mixer geworfen und dann kräftig durchgemischt.

Als „Ersatz“ für die inhaltliche Beliebigkeit geizt die Produktion nicht mit überbordendem SFX-Makeup und  Creature-Effekten, die unter Führung von Tom Savini (prosthetic make up artist für diverse Horrorklassiker wie Dawn of the Dead und Freitag, der 13.) von den weiteren Genre-Spezialisten John Carl Buechler, Christopher Allen Nelson und Screaming Mad George erschaffen wurden. Am Ende ergibt das eine überaus deftige Horror-Anthologie für Gore- und Splatter-Fans.      

Fazit: Überaus effektvoll inszenierte Horror-Anthologie, die inhaltlich allerdings etwas beliebig wirkt. 5 von 10 Punkten.



Das alte De Lapoer-Anwesen
Polizistin Sarah



Reviews zu weiteren Lovecraft-Adaptionen

Dagon (2001)
Die Farbe (2010)
Die Farbe aus dem All (2019)
Guillermo del Toro’s Cabinet of Curiosities (2022; Folgen 5 und 6)
From Beyond (2023)



Marius Joa, 24. Oktober 2025. Bilder: Kinowelt/Wicked-Vision Media.   


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