Wer ist Hanna?

Ein zur Kampfmaschine erzogenes Mädchen flieht vor einer Top-Agentin quer durch Europa. Nach Literaturverfilmungen drehte der britische Regisseur Joe Wright mit Wer ist Hanna? einen Thriller mit Märchenanleihen.

 

Wer ist Hanna? (Hanna)
Thriller UK/USA/Deutschland 2011. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 111 Minuten. Kinostart: 26. Mai 2011.
Mit: Saoirse Ronan, Eric Bana, Cate Blanchett, Tom Hollander, Jessica Barden, Olivia Wiliams, Jason Flemyng, Martin Wuttke u.v.a. Regie: Joe Wright.

 

Hanna rennt

Der ehemalige CIA-Agent Erik Heller (Eric Bana) lebt mit seiner 16jährigen Tochter Hanna (Saoirse Ronan) in einer Hütte in den abgelegenen Wäldern Finnlands. Zum Alltag gehört nicht nur Unterricht aus dem Lexikon. Eric trainiert Hanna zur perfekten Kampfmaschine. 15 Jahre zuvor wurde Hannas Mutter von der eiskalten Agentin Marissa Wiegler (Cate Blanchett) ermordet. Als Eric seine entlegene Hütte verlässt, macht Marissa mit ihren Agenten Jagd auf ihn und das Mädchen. Es gelingt ihr, Hanna zu fangen und in eine unterirdische Basis zu verschleppen. Doch die scheinbar unbesiegbare 16jährige bricht aus. Sie trifft auf die etwa gleichaltrige Sophie (Jessica Barden), die mit ihrer Familie im Wohnmobil-Urlaub unterwegs ist. Hanna folgt ihnen von Marokko über Spanien nach Frankreich. Während dieser Reise werden die beiden Teenager Freundinnen. Marissa hat den sadistischen Isaacs (Tom Hollander) auf Hanna angesetzt. Die Verfolgung setzt sich weiter fort, bis nach Berlin…

Nach zwei erfolgreichen, preisgekrönten Literaturverfilmungen (Stolz und Vorurteil, Abbitte) drehte der britische Regisseur Joe Wright mit Wer ist Hanna einen internationalen Thriller um ein isoliert aufgewachsenes junges Mädchen, das zur Killerin ausgebildet auf die Menschheit losgelassen wird und sich auf einer atemlosen Flucht vor finsteren Geheimdienst-Schergen befindet. Neben Finnland und Marokko wurde der Film vor allem an verschiedenen Locations in Deutschland sowie in den Babelsberg Studios gedreht.

Das besondere Kennzeichen von Wer ist Hanna? sind seine Verfolgungsjagden und Actionszenen in Videoclip-Ästhetik, welche vor allem durch den treibenden Elektronikscore der Band „The Chemical Brothers“ dominiert wird. Doch Wright und sein Team inszenieren diese Szenen nicht als zerstückelte Wackelkamera-Orgien, sondern trotz gewisser Stilisierung sehr übersichtlich. Eine visuelle Wohltat, wenn man an die derzeit immer noch gängige Praxis in anderen Streifen denkt.

Insgesamt hat Wer ist Hanna? vor allem inhaltlich recht wenig zu bieten. Die Story und der Plot-Twist sind einigermaßen vorhersehbar und recht konventionell gehalten. Dagegen helfen auch die diffusen Märchen-Zitate kaum, die im Showdown in einem still gelegten Themenpark kulminieren. Seine starken Momente hat der Film ausgerechnet in zwischenmenschlicher Hinsicht.

Als Hanna während ihrer Flucht-Odyssee auf Sophie und deren Familie trifft offenbaren sich ihre durch die lebenslange Isolation bedingten sozialen Defizite. Es fällt ihr bisweilen nicht mehr ein als ihre vom Vater eingetrichterten, falschen biografischen Daten runter zu leiern. Erst allmählich fasst sie Vertrauen zu ihrer vorübergehenden Ersatzfamilie, ohne jedoch die gefährliche Situation zu vergessen. Diese Aspekte ihrer Rolle meistert Titeldarstellerin Saoirse Ronan (Abbitte, In meinem Himmel) scheinbar genauso mühelos wie die physischen Anforderungen.

Fazit: Inhaltlich recht oberflächlicher Agententhriller in übersichtlicher Videoclip-Ästhetik. 6 von 10 Punkten.

 

 

 

Marius Joa, 9. Juni 2012. Bilder: Sony Pictures.


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