Eine Fortsetzung zur überaus erfolgreichen Westernparodie Der Schuh des Manitu war lange Zeit überhaupt kein Thema. Und doch haben Bully & Co eine gedreht. Das Kanu des Manitu läuft seit dieser Woche in den Kinos.
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Das Kanu des Manitu
Westernparodie Deutschland 2025. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 88 Minuten. Kinostart: 14. August 2025.
Mit: Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian, Jasmin Schwiers, Jessica Schwarz, Friedrich Mücke, Daniel Zillmann, Tutty Tran, Tobias van Dieken, Pit Bukowski, Akeem van Flodrop, Merlin Sandmeyer, Sky Du Mont u.a. Drehbuch: Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz, Rick Kavanian. Regie: Michael „Bully“ Herbig.

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Der mit Frau Wolf tanzt und die Sieben Geißlein
Auch nach Jahrzehnten sind Apachen-Häuptling Abahachi (Michael „Bully“ Herbig) und sein weißer Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) immer noch unzertrennlich, trotz gelegentlicher Differenzen. Doch dem ungleichen Duo droht der Galgen, nachdem sie von Sheriff Kane (Friedrich Mücke) und Deputy Ratford (Rick Kavanian) verhaftet und des mehrfachen Überfalls beschuldigt werden. Eine mögliche Rettung naht in Person des griechischen Wirtes Dimitri (ebenfalls Rick Kavanian) und seiner neuen Mitarbeiterin Mary (Jasmin Schwiers). Nicht zu vergessen Abahachis tuckiger Zwillingsbruder Winnetouch (ebenfalls Michael „Bully“ Herbig), der mittlerweile eine Tanz- und Fecht-Schule betreibt…
Nach dem Kinostart vor 24 Jahren avancierte Der Schuh des Manitu, eine Parodie auf Verfilmungen der Romane von Karl May und andere Western als Spielfilm-Version der Winnetou-Sketche aus der Comedyshow Bullyparade (1997-2002) von/mit Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian, zum sagenhaften Kassenschlager. Die für ca. 4,5 Millionen Euro gedrehte Produktion lockte 11,7 Millionen Zuschauer*innen in die Kinos und spielte etwa 65 Millionen Euro ein. Damit ist „Der Schuh“ bis heute der erfolgreichste deutsche Kinofilm seit der Wiedervereinigung.

Den Verlockungen einer schnell nachgereichten Fortsetzung verfielen Bully und Co indes nicht. Mit (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 (2004) und Lissi und der wilde Kaiser (Animationsfilm, 2007) folgten zwei weitere abendfüllende Streifen zu Sketchen aus der Bullyparade, sowie 2017 Bullyparade – Der Film, zum 20jährigen Jubiläum der Sketchreihe. In der Folge ging das Trio Herbig, Tramitz und Kavanian teils getrennte Wege und wandte sich anderen Stoffen zu. Dass ein spätes Sequel doch zustande kam war bis zur Ankündigung vor etwa zwei Jahren nicht abzusehen. Und nach der Kinovorstellung von Das Kanu des Manitu frage ich mich, ob man das Sequel wirklich braucht
Vor 24 Jahren hatte ich beim „Schuh“ im Kino sowie bei den Wiederholungssichtungen in den Jahren danach sehr gelacht. Beim kürzlichen Rewatch konnte ich mich eher an der filmischen Machart und den Zitaten als an den Gags erfreuen, siehe auch die Besprechung des Films in Folge 17 des Podcasts Unter Vieraugen. Obwohl man der Fortsetzung ansieht, dass mehr Geld zu Verfügung stand als noch beim Vorgänger (nämlich etwa drei bis viermal so viel) vermeidet diese die üblichen Blockbuster-Sequel-Gesetzmäßigkeiten von „Höher, schneller, weiter“. Vielmehr wurde sinnvoll in ein paar großzügigere Setpieces und vor allem noch stärker leinwandfüllende Bilder investiert. Die Dreharbeiten fanden dieses Mal nicht nur in München und Spanien statt, sondern auch im US-Bundesstaat New Mexico.
Vor drei Jahren hatte Bully als Gast der Talkshow 3 nach 9 im Fernsehen erklärt, dass er den Schuh des Manitu heutzutage nicht mehr so machen würde. Im Zuge der stereotypen Darstellung von homosexuellen Männern und der indigenen nordamerikanischen Bevölkerung eine löbliche Einstellung, welche im Drehbuch, das Herbig, Tramitz und Kavanian gemeinsam schrieben, berücksichtigt wurde. Doch leider wirkt der Humor hier über weite Strecken recht zahnlos. Um Missverständnisse vorzubeugen: ich bin gegen herablassende Witze auf Kosten einzelner Gruppen. Dennoch hätte man hier humoristisch wahrscheinlich mehr herausholen können.
Bully, Tramitz und Kavanian vermeiden den problematischen Humor von früher eher anstatt sich vielleicht damit auseinander zu setzen. Wenn am Ende für Toleranz geworben wird – vor allem dahingehend, dass man Niemanden aufgrund der Herkunft verurteilen sollte – dann ist das natürlich richtig und wichtig, wirkt aber vor allem wegen vereinzelter Witze zu Lasten von Menschen mit Behinderung dann wie ein zweischneidiges Schwert.
Zudem zünden nur wenige der zahlreichen Gags. Dass auch die Fortsetzung recht kurzweilig daherkommt liegt vermutlich daran, dass man das Wiedersehen mit den Figuren Abahachi, Ranger, Dimitri und Winnetouch genießt. Außerdem können die weiteren Darsteller*innen wie Jessica Schwarz (Nichts bereuen, Romy) als Anführerin der Gangsterbande, Friedrich Mücke (Friendship!, Weinberg) als grimmiger Sheriff Kane und Jasmin Schwiers (Ritas Welt, Schule) als patente Mary überzeugen. Im Vergleich zu überraschend gelungenen Neuauflage von Die nackte Kanone zieht Das Kanu des Manitu aber klar den Kürzeren.
Fazit: Keine komplett misslungene Fortsetzung, aber ich bin mit dem Gesamtpaket recht unzufrieden. 4 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 16. August 2025. Bilder: Constantin Film.


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