Der Gott des Gemetzels

Neben seiner eigenen Kriminalgeschichte macht Regisseur Roman Polanski auch noch mit seinen Filmen Schlagzeilen. Sein neuestes Werk ist Der Gott des Gemetzels, eine Adaption eines französischen Vier-Personen-Stückes um streitende Eltern.

 

Der Gott des Gemetzels (Carnage)
Drama/Komödie Deutschland/Frankreich/Polen/Spanien 2011. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 80 Minuten. Kinostart: 24. November 2011.
Mit: Jodie Foster, Kate Winslet, Christoph Waltz und John C. Reilly. Regie: Roman Polanski. Drehbuch: Yasmina Reza und Roman Polanski. Nach dem Theaterstück von Yasmina Reza.

 

„Ich glaube an den Gott des Gemetzels“

New York. Nachdem ein elfjähriger Junge einen Mitschüler mit einem Stock verprügelt und diesem zwei Schneidezähne ausgeschlagen hat, sehen beide Elternpaare Handlungsbedarf. Die Eltern des Opfers, Penelope (Jodie Foster) und Michael Longstreet (John C. Reilly), haben die Eltern des Täters, Nancy (Kate Winslet) und Alan Cowan (Christoph Waltz), eingeladen, um die Situation zu besprechen, bei Kaffee und Kuchen. Was ähnlich wie ein recht versöhnliches Gespräch unter scheinbar zivilisierten Menschen beginnt, entwickelt sich immer mehr zum offenen Schlagabtausch in verschiedenen Konstellationen.

 Michael, Penelope, Alan und Nancy

Das Theaterstück „Le dieu du carnage“ der französischen Autorin Yasmina Reza gilt seit seiner Erscheinung 2006 als eines der erfolgreichsten Bühnenwerke der letzten Jahre. Auch in Deutschland wurde es bereits über 80 Mal an diversen Spielorten aufgeführt. Für die Verfilmung fand sich der renommierte Regisseur Roman Polanski (Rosemarys Baby, Tanz der Vampire), die vier Rollen wurden mit drei Oscar-Preisträgern (Foster, Winslet, Waltz) und einem Oscar-Nominierten (Reilly) sehr prominent besetzt. Finanziert wurde diese deutsch-französisch-polnisch-spanische Produktion von diversen Studios und Rundfunkanstalten, wie z.B. auch der ARD. Während das Original in Paris spielt, wurde der Schaulatz für die Filmversion nach New York verlegt. Dennoch wurde in Paris gedreht, denn Regisseur Polanski wird wegen der Vergewaltigung eines 13jährigen Mädchens in den 1970ern in den USA polizeilich gesucht.

Als personell und örtlich stark reduziertes Bühnenstück mag der Der Gott des Gemetzels seine Daseinsberechtigung haben. Aber warum musste man aus dem Stoff einen 25 Millionen Dollar (!) teuren Kinofilm machen?

Natürlich bietet Polanskis neuester Film schauspielerisches anspruchsvolles Kino und mit den vier agierenden Darstellern hat man auch die richtige Wahl getroffen. Es ist spannend und unterhaltsam zu beobachten wie sich die vier Figuren entwickeln, ihre „gute Kinderstube“ vergessen und sich mitunter recht derb streiten. Nacheinander verlieren alle auf ihre eigene Art die Fassung. Sogar der anfangs noch vermittelnde Michael (John C. Reilly) lässt mit der Zeit herausblicken wie egal ihm die ganze Situation eigentlich ist. Seine Frau die sich als gebildeter Gutmensch darstellende Penelope (Jodie Foster), verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit und Sympathie. Am „ooolsten“ wirkt noch der von Christoph Waltz (Inglourious Basterds) gespielte Anwalt Alan, der ständig mit seinem Smartphone telefoniert, da seine Kanzlei einen Medikamentenskandal vertuschen will.

Insgesamt wirkt das ganze Unterfangen aber dann doch allzu konstruiert und effekthascherisch. Trotz dichter Atmosphäre wirkt die Story zu sehr in abgehackte Sequenzen zerteilt. Ständig bekommt man den Eindruck, dass die Cowans schon am Gehen sind, da wird die Stimmung urplötzlich wieder aufgeheizt. Schließlich bleibt am Ende die Erkenntnis, dass die „Schlägerei“ der beiden elfjährigen Jungen hinter dem Konfliktherd der Elternpaare weit zurücktritt und alles eigentlich relativ sinnlos ist. Oder wie es Alan Cowan ausdrückt: „Ich glaube an den Gott des Gemetzels“.

Eine Adaption des Bühnenstücks als kleines Fernsehspiel mit gut einem Zehntel des hier verschleuderten Budgets hätte es sicherlich auch getan. Aber für die beginnende Filmpreis-Saison in Hollywood musste eben doch ein mit prominenten Namen gespickter Kinofilm her.

Fazit: Aufwändige Verfilmung des Bühnenstücks, die insgesamt zu effekthascherisch wirkt. 6 von 10 Punkten.

 

 Auch die Longstreets kriegen sich in die Haare

 

 
Das Ehepaar Cowan ist auch nicht immer einer Meinung

 

 

Marius Joa, 8. Dezember 2011. Bilder: Constantin.

 

 

Empfehlung
Dieser Film könnte Ihnen gefallen, wenn Sie folgenden Film/ folgende Serie mochten…

Hautnah (8/10)
In Treatment
(8/10)


Beitrag veröffentlicht

in

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner