Vier junge Leute kommen bei einem Autounfall ums Leben und finden sich plötzlich im Jenseits wieder. Doch wie sie feststellen müssen, unterliegt das Leben nach dem Tod strengen bürokratischen Regeln, in Zweigstelle, dem Langfilmdebüt von Julius Grimm.
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Zweigstelle
Tragikomödie Deutschland 2025. FSK: Freigegeben ab 6 Jahren. 98 Minuten. Kinostart: 9. Oktober 2025.
Mit: Sarah Mahita, Nhung Hong, David Ali Rashed, Rainer Bock, Johanna Bittenbinder, Luise Kinseher, Simon Pearce, Maximilian Schafroth, Beritan Balci, Sina Wilke, Rosalia Dietz, Florian Brückner, Rick Kavanian u.a. Drehbuch: Julius Grimm und Fabian Krebs. Regie: Julius Grimm.

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Bürokratie im Jenseits
oder Kafka meets Wes Anderson
Eigentlich wollte Resi (Sara Mahita) mit ihrem Freund Michi (Julian Gutmann) Schluss machen, doch bevor sie das tun kann enthüllt er seine tödliche Erkrankung. Nach Michis Tod wollen Resi und ihre Freunde Sophie (Nhung Hong), Philipp (David Ali Rashed) und Mel (Beritan Balci) dem Wunsch Michis entsprechend seine Asche auf jenem Berg verstreuen, auf welchem sie einst alle zusammen einen wundervollen Urlaub verbracht hatten. Doch das Quartett stirbt bei einem Autounfall und findet sich plötzlich im Leben nach dem Tod wieder. Das Jenseits entpuppt sich als bürokratische Verwaltungsbehörde mit starren Vorschriften. Da alle vier Freund*innen im Leben eigentlich keinen echten Glauben hatten, droht ihnen auch das Nichts…
Willkommen im Jenseits, genauer gesagt Zweigstelle Süddeutschland III/2. Bevor es weitergeht müssen Sie erst einmal eine Nummer ziehen. Leider haben die Sachbearbeiter*innen nur ca. acht Minuten Bearbeitungszeit pro Fall. Für nähere Informationen zu den geltenden Vorschriften müssen Sie ein Formular ausfüllen. Mit diesen und weiteren bürokratischen Zutaten präsentiert uns Regisseur Julius Grimm (geboren 1987), der bisher Kurzfilme und fürs Fernsehen inszeniert hat, sein abendfüllendes Leinwanddebüt Zweigstelle.

Was Ästhetik und Kulissen angeht bewegt sich die Leben-nach-dem-Tod-Comedy irgendwo zwischen den symmetrischen Bildkompositionen eines Wes Anderson und den absurd-undurchdringlichen Verwaltungsmaschinerien eines Franz Kafka. Nur dass Grimm und sein Co-Autor Fabian Krebs hier inhaltlich wesentlich mehr bieten als der immer langweiligere Anderson in seinem letzten Werk Der phönizische Meisterstreich. Wobei Zweigstelle vor allem in emotionaler Hinsicht zu wünschen übrig lässt. Die Gefühlswelt der Protagonistin Resi bleibt insgesamt zu unterentwickelt.
Dafür funktioniert der Film mit Abstrichen im Mittelteil humoristisch gut. Bürokratie im Jenseits, das kennt man etwa aus Beetlejuice (1988) von Tim Burton. Grimm und Krebs liefern hier die bajuwarische Variante, welche besonders durch ihr trostlos-graues Behördenambiente „besticht“. Wer schonmal eine spießig-antiquierte Behörde von innen gesehen hat, dem wird auffallen, wie vergleichsweise realitätsnah die „Jenseits-Verwaltung“ hier wirkt.
Neben den drei soliden Hauptdarsteller*innen Sarah Mahita (Alter weißer Mann), Nhung Hong (Reset – Wie weit willst du gehen?) und David Ali Rashed (Tribes of Europa) glänzt Zweigstelle mit einer prominenten Besetzung bis in die Nebenrollen, vor allem mit Comedy- und Kabarett-Persönlichkeiten aus Bayern, wie Luise Kinseher (Vorne ist verdammt weit weg), Maximilian Schafroth (Neue Geschichten vom Pumuckl), Johanna Bittenbinder (Hindafing), Simon Pearce (Kanal fatal), Rick Kavanian (Das Kanu des Manitu) und Florian Brückner (Neue Geschichten vom Pumuckl).
Fazit: Stark besetzte, absurd komische, aber insgesamt etwas oberflächliche Komödie über das Leben nach dem Tod mit bürokratischen Hürden. 7 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 19. Oktober 2025. Bilder: Weltkino.


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