Fünf Jahre nach The Old Guard ist nun endlich die Fortsetzung der Comic-Verfilmung über eine Gruppe unsterblicher Söldner*innen bei Netflix gestartet. Doch hat sich das lange Warten gelohnt?
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The Old Guard 2
Actionfilm USA 2025. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 105 Minuten. Starttermin: 2. Juli 2025
Mit: Charlize Theron, KiKi Layne, Matthias Schoenaerts, Veronica Ngô, Marwan Kenzari, Luca Marinelli, Chiwetel Ejiofor, Henry Golding, Uma Thurman u.a. Nach der Comicserie von Greg Rucka und Leandro Fernández. Drehbuch: Greg Rucka und Sarah L. Walker. Regie: Victoria Mahoney.

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The First and the Last Immortal
Andromache von Scythia alias Andy (Charlize Theron) führt weiterhin eine Gruppe unsterblicher Söldner*innen an, bestehend aus dem Paar Joe (Marwan Kenzari) und Nicky (Luca Marinelli) sowie der Newcomerin Nile (KiKi Layne) an, obwohl die Jahrtausende alte Kämpferin ihre Unsterblichkeit und damit auch ihre übermenschlichen Selbstheilungskräfte eingebüßt hat. Ergänzt wird das Team durch den sterblichen, früheren CIA-Mitarbeiter Copley (Chiwetel Ejiofor), welcher die Spur der Unsterblichen schon länger verfolgt hatte. Andys langjähriger Mitstreiter Booker (Matthias Schoenaerts) wurde nach seinem Verrat verbannt.
Nachdem Andy und Co einen Waffenhändler zur Strecke gebracht haben, versuchen sie die Hintermänner der Deals ausfindig zu machen. Vom unsterblichen Chronisten Tuah (Henry Golding) erfahren sie, dass Discord (Uma Thurman) dahintersteckt, die erste aller Unsterblichen. Booker wird in seinem Exil in Paris unterdessen von Quynh (Veronica Ngô) aufgesucht, die fünfhundert Jahre lang in einem Sarg auf dem Meeresgrund gefangen war. Quynh will Rache an ihrer alten Freundin Andy, von welcher sie sich im Stich gelassen fühlt…

Ich persönlich habe keine durchgehend guten Erfahrungen mit Netflix-Streifen, also den eigens produzierten oder exklusiv vertriebenen Spielfilmen des Streaminganbieters, gemacht. Irgendwo im Mittelfeld ordnete sich The Old Guard (2020) von Gina Prince Blythewood, nach der Comic-Reihe (2017-2021) von Greg Rucka (Text) und Leandro Fernández, eine Mischung aus Highlander und The Expendables, ein. Nach den sehr zufriedenstellenden Abrufzahlen wurde eine Fortsetzung bestellt. Fast auf den Tag genau fünf Jahre später ist diese nun erschienen. Im Vergleich zu anderen Sequels macht The Old Guard 2 einiges richtig, aber in mehrfacher Hinsicht bleibt die Story etwas zu unterentwickelt.
Teil 2 der Comic-Adaption stand von vorneherein unter keinem guten Stern, denn mit der Zeit häuften sich die Probleme. Erst sprang mit Gina Prince-Blythewood die Regisseurin des ersten Teils ab, um stattdessen das Historiendrama The Woman King (2021) zu drehen. Victoria Mahoney, die bisher überwiegend Serienfolgen (z.B. zwei von Grey’s Anatomy) inszeniert hatte, übernahm den Regiestuhl. Nach Beginn der Dreharbeiten kam es im August 2022 zu einem Brand in den altehrwürdigen Cinecittà Studios in Rom. Der Film war eigentlich schon abgedreht, als ein Führungswechsel bei Netflix die Post-Produktion erst einmal auf Eis legte. Und dann kam der Doppelstreik der Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen-Gewerkschaften 2023. Die anvisierten Nachdrehs konnten erst im Septemer/Oktober 2024, also zwei Jahre nach den eigentlichen Aufnahmen, stattfinden.
Dankenswerterweise setzt man beim Sequel nicht auf die üblichen Gesetzmäßigkeiten, nämlich dass alles größer, spektakulärer und actionreicher sein muss. Im Gegenteil, die Actionszenen sind eher rar gesät und personell bleibt das Figurenensemble reduziert. Die Unsterblichen sind hier nämlich eine kleine Gruppe. Außerdem widmet sich das von Comicautor Greg Rucka dieses Mal mit Sarah L. Walker (The Twelve) verfasste Drehbuch vor allem in der ersten Hälfte überwiegend seinen Charakteren und ihrer besonderen Situation. Dazu wird die Mythologie der Unsterblichen ein klein wenig erweitert.
Bei den Actionszenen bleibt man sich treu und inszeniert diese absolut bodenständig und ohne (sichtbare) CGI-Tricksereien. Vor allem die Fights mit Beteiligung von Veronica Ngô (Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny) als Quynh, die im Gegensatz zum ersten Film eine größere Rolle spielt, sind überaus stark choreographiert und umgesetzt. Ein geradliniger Action-Abenteuer-Streifen mit dezenten phantastischen Elementen. So solide alles klingt, The Old Guard 2 macht leider inhaltlich viel zu wenig aus seinem Szenario.
Auch wenn die Story in die richtige Richtung geht, so hätte man die grundsätzlich funktionierende Figuren und ihre Dynamik untereinander etwas tiefgehender herausarbeiten müssen. Die Charaktere und ihre innewohnende Tragik haben mich keineswegs kalt gelassen, aber vonseiten des Skripts macht man es sich hier etwas zu einfach. Mehrfach wird thematisiert, dass die Existenz der Unsterblichen möglicherweise doch endlich sein könnte. Ein deutliches Anzeichen für einen baldigen Abschied. Doch anstatt die Geschichte zu Ende zu führen wird das große Finale auf einen möglichen dritten Teil verschoben, wobei gar nicht sicher ist, ob dieser überhaupt gemacht wird.
Die unverwüstliche Charlize Theron (Oscar-Gewinnerin für Monster [2003]), auch als Produzentin mit an Bord, führt wie schon zuvor ein solides Ensemble an, zu welchem mit Uma Thurman (Pulp Fiction, Kill Bill) als Discord und Henry Golding (Crazy Rich, Last Christmas) als Tuah zwei prominente Neuzugänge hinzukommen, welche aber etwas verschenkt wirken. Wenn es zu einem dritten Teil kommt vermag dieser die Filmreihe vielleicht zu einem runden Abschluss zu führen und aus dem Mittelmaß herauszuholen.
The Old Guards 2 ist seit dem 2. Juli 2025 Teil des Angebots von Netflix.
Fazit: Kurzweilig-geradlinige Fortsetzung des Actioners über unsterbliche Kämpfer*innen, welche sich inhaltlich als zweischneidiges Schwert präsentiert. 5 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 6. Juli 2025. Bilder: Netflix.


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