The Old Guard

Im neuen Netflix-Actioner The Old Guard bekommt es eine Gruppe unsterblicher Söldner nicht nur mit einem Neuling in den eigenen Reihen zu tun, sondern kämpft auch gegen die Machenschaften eines profitgierigen Pharma-Moguls.

The Old Guard
Actionfilm USA 2020. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 125 Minuten.
Mit: Charlize Theron, Kiki Layne, Matthias Schoenaerts, Marwan Kenzari, Luca Marinelli, Chiwetel Ejiofor, Harry Melling u.v.a. Regie: Gina Prince-Blythewood. Drehbuch: Greg Rucka. Nach der Comicserie von Greg Rucka und Leandro Fernández.


Highlander meets The Expendables

Andy (Charlize Theron), Booker (Matthias Schoenaerts), Joe (Marwan Kenzari), und Nicky (Luca Marinelli) bilden ncht nur eine erfolgreiche Söldnertruppe, die gewöhnlich Menschen aus besonders aussichtslosen Situationen befreit. Die vier sind zudem unsterblich und leben seit Jahrhunderten unerkannt. Selbst wenn sie erschossen oder erstochen werden regenerieren sich ihre Körper innerhalb von kurzer Zeit. Ein vom ehemaligen CIA-Agenten Copley (Chiwetel Ejiofor) zugeteilter Auftrag erweist sich als Falle, welche die besonderen Fähigkeiten des Quartetts enthüllt. Fortan macht die Privatarmee des skrupellosen Pharma-Konzernchefs Merrick (Harry Melling) Jagd auf die Unsterblichen. Denn Merrick möchte deren Regenerationfähigkeiten für medizinische Zwecke ausnutzen. Zu allem Überfluss taucht mit Nile (Kiki Layne), einer jungen Soldatin der US-Marines, eine neue Unsterbliche auf, die von ihrer neuen Lebenssituation kalt erwischt wird…

 Ein eingespieltes Team

Der seit September 2014 auch in Deutschland verfügbare Streaminganbieter Netflix hat in den letzten Jahren sein Spektrum an Formaten ziemlich ausgeweitet. Neben eigenproduzierten sowie exklusiv eingekauften Filmen und Serien für alle Altersstufen gibt es mittlerweile auch unterschiedlichste Dokus, Comedy-Specials und Reality-Formate. Während ich vor allem hinsichtlich des Serien-Angebots ziemlich begeistert bin (The Crown, Dark,The End of the F***ing World, Eine Reihe betrüblicher Ereignisse) so konnten mich die Netflix-Filme bisher nicht so überzeugen. Der Auftragskiller-Actioner Polar (2019) war fast völlig misslungen und auch Bright (2017), eine Mischung aus Polizei-Thriller und Urban Fantasy, konnte sein Potenzial nicht nutzen. Crouching Tiger, Hidden Dragen: Sword of Destiny (2016) lieferte zwar einen kurzweiligen Martial-Arts-Film, entpuppte sich aber als enttäuschende Fortsetzung des preisgekrönten Eastern-Epos Tiger and Dragon (2000). Die unterhaltsamen, aber keinesfalls innovativen Komödien Isi & Ossi und Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga (beide 2020) und der melancholische Animationsfilm Ich habe meinen Körper verloren (2019) waren dann schon meine persönlichen Highlights. Irgendwo im Mittelfeld ordnet sich The Old Guard ein.

Bevor die fünfbändige Comicreihe The Old Guard (2017-2020) des amerikanischen Autors Greg Rucka (u.a. Verfasser von diversen Batman– und Wonder Woman-Stories) und des argentinischen Zeichners Leandro Fernández (der Bände über Deadpool und andere Marvel-Figuren illustrierte) überhaupt fertiggestellt war kam eine Verfilmung langsam ins Rollen. Das Studio Skydance sicherte sich die Rechte und während Rucka seine eigene Vorlage als Drehbuch adaptierte wurde Gina Prince-Blythewood (Love & Basketball, Die Bienenhüterin) als Regisseurin verpflichtet, sie ist damit die erste afro-amerikanische Frau, die eine aufwändigen Comicverfilmung stemmt. Für die Hauptrolle der Andy castete man Oscar-Gewinnerin Charlize Theron (Monster), die auch als einer der Produzenten fungierte. Noch bevor im Mai 2019 die Dreharbeiten in England und Marokko begannen sicherte sich Netflix die weltweiten Vertriebsrechte.

Die Prämisse liest sich wie eine Mischung aus dem Highlander-Franchise, in welchem Connor MacLeod (Christopher Lambert) und sein Cousin Duncan MacLeod (Adrian Paul) in diversen Filmen sowie einer Serie über die Jahrhunderte gegen andere Unsterbliche kämpfen, und der mit überaus prominenten Actionstars besetzten Blockbuster-Reihe The Expendables. Die meist recht positiven Kritiken können nicht darüber hinwegtäuschen, dassThe Old Guard eher wenig Neues bietet. Es gelingt zwar streckenweise den verlorenen Lebensmut der unsterblichen Charaktere und ihren Schmerz über den Verlust liebgewonnener Menschen wirkungsvoll zu vermitteln, insgesamt bleibt die ganze Geschichte aber zu sehr an der Oberfläche, auch hinsichtlich des von Harry Melling (bekannt als unausstehlicher Cousin Dudley aus den Harry Potter-Filmen) gespielten, plumpen Bösewichts.

Die 70-Millionen-Dollar-Produktion – ein Großteil des Budgets dürfte die Gage von Charlize Theron verschlungen haben – überzeugt mit ihren bodenständig inszenierten und doch virtuos choreographierten Actionszenen, die weder verharmlosend noch zu blutig und überstilisiert gestaltet wurden. Die teilweise eigenwillige Gruppen-Dynamik der (Anti)-Helden zählt ebenso zu den gelungenen Aspekten. In kurzen Rückblenden wird immer wieder die lange Lebensgeschichte der Unsterblichen illustriert, wenngleich die Szenen aus der Vergangenheit von Andromeda of Scythia alias Andy wirken, als entstammten diese der eher billig produzierten Fantasyserie Xena – Die Kriegerprinzessin (1995-2001). Am meisten hat mich allerdings der zu Elektropop-lastige Soundtrack gestört.

Mehrere Gründe sprechen für eine Fortsetzung. So waren die Klickzahlen innerhalb der ersten Woche nach Veröffentlichtung mehr als zufriedenstellend. Außerdem besteht die Vorlage aus fünf Bändem und bietet ausreichend Material, um die Hintergrundstories der unsterblichen Kämpfer zu vertiefen.

The Old Guard ist seit dem 10. Juli 2020 bei Netflix abrufbar.

Fazit: Geradliniger, solide inszenierter Actionkracher über eine Gruppe unsterblicher Kämpfer, ein brauchbarer Auftakt für eine Filmreihe auf Basis der gleichnamigen Comicserie. 6 von 10 Punkten.

 

Die Gruppe mit Neuzugang Nile

Auftraggeber Copley

 

Marius Joa, 18. Juli 2020. Bilder: Netflix.

 

 

 


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