Eine Reihe betrüblicher Ereignisse – Staffel 2

Auch in der zweiten Staffel von Eine Reihe betrüblicher Ereignisse befinden sich die drei Baudelaire-Kinder auf der Flucht vor dem hinterhältigen Count Olaf, der es auf ihr Vermögen abgesehen hat…

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse: Staffel 2
(A Series Of Unfortunate Events: Season 2)
Mystery-Serie USA 2018. 10 Folgen. Gesamtlänge: ca. 460 Minuten.
Mit: Neil Patrick Harris, Patrick Warburton, Malina Weissman, Louis Hynes, K. Todd Freeman, Presley Smith, Lucy Punch, Avi Lake, Dylan Kingwell, Nathan Fillion, Sara Rue u.v.a. Nach der Buchreihe von Daniel Handler alias Lemony Snicket.

 

Waisen auf der Flucht

Nachdem es Violet (Malina Weisman), Klaus (Louis Hynes) und Sunny Baudelaire (Presley Smith) gelang, Count Olafs (Neil Patrick Harris) Intrigen in der Lucky Smells Lumber Mill aufzudecken werden die drei Waisenkinder von Bankmanager Mr. Poe (Todd K. Freeman), dem Verwalter ihres Vermögens, auf eine Internatsschule geschickt. Diese entpuppt sich jedoch als weiterer Hort des Grauens, vor allem weil sich das Geschwister-Trio mehrfachen Demütigungen vonseiten der fiesen Carmelita Sparks (Kitana Turnbull) ausgesetzt sieht. Olaf und seine “Schauspieler-Truppe” ist natürlich nicht weit. In der Folge versuchen die Baudelaires ihrem Peiniger in einem labyrinthischen Penthouse, einem Dorf voller restriktiver Vogelliebhaber, einem schaurigen Krankenhaus sowie einem gefährlichen Freakshow-Zirkus zu entkommen. Doch werden die Kinder wirklich vor den Plänen des Verkleidungskünstlers und seiner neuen Gespielin Esmé (Lucy Punch) sicher sein? Als die Baudelaires auf die Quagmire-Geschwister Duncan (Dylan Kingwell) und Isadora (Avi Lake) treffen, beginnen die Kinder allmählich mehr über die Geheimorganisation zu erfahren, welcher ihre verstorbenen Eltern und auch Count Olaf angehörten…

Wäre diese Rezension eine Episode von Eine Reihe betrüblicher Ereignisse so würde hier an dieser Stelle Lemony Snicket in Gestalt von Patrick Warburton mit traurigem Blick und aller Dringlichkeit vor der Sichtung warnen. Also weiterlesen auf eigene Gefahr! Scherz beiseite, denn auch in der zweiten Runde bieten die auf den Büchern von Autor Daniel Handler alias Lemony Snicket basierenden betrüblichen TV-Ereignisse ein düster-phantastisches Feuerwerk. Natürlich sollten zarte Gemüter ihren Blick abwenden. Denn Kapitel fünf bis zehn (jeweils auf zwei Folgen aufgeteilt) der Baudelaire’schen Odyssee auf der Suche nach Sicherheit, Liebe und Geborgenheit (also einem echten Zuhause) spart ebenwenig mit hinterhältigen Plänen, fiesen Fallstricken und bösen Überraschungen.

Die Serienadaption (und folglich auch die Buchreihe) erschafft ihre eigene Welt wie ein übergroßer Themenpark mit unterschiedlichsten Stationen, in welcher auch Figuren wie Edward mit den Scherenhänden, die Addams Family oder die Personen aus Pushing Daisies existieren könnten. Gegen die Bildungseinrichtung namens “Prufrock Preparatory” (Motto: “Memento mori”) wirkt selbst die Zaubereischule Hogwarts unter Todesser-Herrschaft wie ein Wohlfühltempel. Im “Village of Fowl Devotees” fühlt man sich in einen desillusionierten Spätwestern versetzt, der zudem von allerlei Hinterwäldlern bevölkert wird. Das Heimlich-Hospital dient auch einer kurzen Reminiszenz an Stanley Kubricks Verfilmung von Stephen Kings The Shining oder auch andere Horrorhaussettings sowie Seitenhieben auf den völlig absurden Bürokratismus im Gesundheitswesen. Als Fan von Zirkus-Szenarien (und einschlägigen Bands wie Gabby Young & Other Animals, Evelyn Evelyn oder The Instant Voodoo Kit) gestaltet sich das Thema Freakshow in den letzten beiden Staffel-Episoden für mich allerdings etwas enttäuschend.

Dennoch sprüht auch diese Season nur so vor fabulierlustigem Einfallsreichtum, der sich freilich hauptsächlich aus der Vorlage von Daniel Handler speist. Das Produktionsteam um Barry Sonnenfeld macht aus der literarischen “absurd gothic fiction” eine hemmungslosen Kostüm- und Szenenbild-Overkill, in dessen Mittelpunkt sich der vielseitig begabte Neil Patrick Harris in der Rolle des fiesen Olaf (inklusive der zahllosen Verkleidungen) so richtig ausleben darf. Der ebenfalls weiterhin perfekt besetzte Patrick Warburton warnt als Erzähler Lemony Snicket wieder mit ernster Miene vor dem drohenen Ungemach und erklärt gleichzeitig den jüngeren Zuschauern mehrdeutige Begriffe, wenn er nicht gerade Handlungsentwicklungen teilweise vorwegnimmt. Neuzugänge im Cast gibt es reichlich, wie Lucy Punch als steinreiche Esmé, Nathan Fillion (Firefly, Serenity) als geheimnisumwobener Taxifahrer Jacques oder Kitana Turnbull als niedlich-fiese Carmelita Sparks in rosa Ballettkleidchen.

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse – Staffel 2 ist seit dem 30. März 2018 (Karfreitag!) bei Netflix abrufbar. Die dritte und finale Season, welche die letzten vier Bände der Reihe in sieben Episoden adaptiert, wird bereits am 1. Januar 2019 komplett veröffentlicht.

Fazit: Staffel 2 setzt die rastlose, thematisch einfallsreiche Irrfahrt der Baudelaires auf der Flucht vor Count Olaf gekonnt fort. Da kann man manchmal kaum hinsehen. 8 von 10 Punkten.

Carmelita quält die Baudelaires

 


Olaf und seine Spießgesellen
Bibliothekarin Olivia Caliban

 

Marius Joa, 30. Dezember 2018. Bilder: Netflix.

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