The OA

Ohne großes Vorwissen widmete ich meine Aufmerksamkeit der Netflix-Serie The OA, in welcher eine ehemals blinde Frau nach sieben Jahren aus dem Nichts zurückkehrt und fünf Menschen um sich versammelt…

The OA
Mystery/Dramaserie USA 2016. 8 Folgen (Staffel 1). Gesamtlänge: ca. 436 Minuten.
Mit: Brit Marling, Emory Cohen, Phyllis Smith, Alice Kridge, Scott Wilson, Patrick Gibson, Brandon Perea, Ian Alexander, Brendan Meyer, Jason Isaacs u.a. Idee: Brit Marling und Zal Batmanglij. Regie: Zal Batmanglij.



 

An der Grenze

Mit 21 verschwindet die blinde Violinistin Prairie Johnson (Brit Marling) ohne Spur aus ihrem Elternhaus, nur um sieben Jahre später mit wiederhergestellter Sehkraft zurückzukehren. Ihre Eltern Nancy (Alice Kridge) und Abel (Scott Willson) sind überglücklich, jedoch auch überfordert. Denn Prairie macht keinerlei Anstalten ihnen von den Erlebnissen der letzten Jahre zu berichten. Stattdessem versammelt die junge Frau, die fortan nur “The OA” genannt werden möchte, fünf Fremde, um ihnen ihre Geschichte zu erzählen. Neben der einsamen Lehrerin Betty (Phyllis Smith) sind es vier Highschool-Schüler, nämlich der sportliche, aber verhaltensauffällige Steve (Patrick Gibson), der sich selbst überlassene Jesse (Brendan Meyer), der vielfach geforderte French (Brandon Perea) und Buck (Ian Alexander), ein Transgender-Junge. Nach und nach enthüllt The OA mehr von sich. Wie sie als achtjähriges Mädchen Nina (Zoey Todorovska) bei einem Busunglück ertrank, um nach einer Nahtoderfahrung (NDE) als blind zurückzukommen, ihrer Adoption durch die Johnsons und ihrem Treffen mit dem Mediziner Dr. Percy alias Hap (Jason Isaacs), der Prairie mit der Aussicht auf eine Studie über NDEs in sein Zuhause lockte und sie in seinem Keller einsperrt. Gemeinsam mit weiteren Gefangenen, darunter der junge Homer (Emory Cohen), sah sich Prairie lebensbedrohenden Experimenten ausgesetzt…

Auch wenn sich Netflix zuletzt etwas strenger zeigte, und teure Serien (wie The Getdown oder Sense8) einstellte, so erscheint die Bandbreite des Streaminganbieters immer noch sehr groß. Ohne große Vorankündigung premierte im Dezember 2016 die achtteilige Produktion The OA. Mit einer Story irgendwo zwischen übersinnlichem Mystery, metaphysischer Science-Fiction und Entführungsdrama haben die beiden Schöpfer Brit Marling und Zal Batmanglij ihr Projekt quasi als Autorenfilm-Serie kreiiert. Während beide (neben u.a. Hollywoodstar Brad Pitt) als Produzenten fungierten sowie die Skripts mit weiteren Co-Autoren schrieben, übernahm Marling die Hauptrolle und Batmanglij führte bei allen Episoden Regie. In gleicher Funktion arbeite das Duo bereits bei den Indie-Filmen Sound Of My Voice (2011) und The East (2013) zusammen. Brit Marling drehte außerdem mit Mike Cahill, einem weiteren College-Weggefährten, die gefeierten Werke Another Earth (2011) und I, Origins (2014).

Was den Inhalt und die Stimmung betrifft so fühlt sich The OA wie eine seltsame Mischung aus Twin Peaks, The 4400, Strangers Things, Inception und Motiven aus diversen Werken von Bestseller-Autor Stephen King (Es, Die Verurteilten, The Green Mile) an. Im Verlauf der acht Episoden werden fast mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, die Authentizität der Erzählungen von Prairie/OA desöfteren angezweifelt und hinterfragt. Bisweilen wirken Teile der Geschichte auch entweder bemüht oder gar etwas dick aufgetragen.

Und dennoch vermag die Serie von Marling und Batmanglij ihren eigenen Sog zu entwickeln, wofür vor allem die famose Inszenierung und die hochauflösenden Bilder in Kinoformat verantwortlich sein dürften. Neben einer fasft durchgehend starken Hauptdarstellerin glänzt die Netflix-Show mit einem leise-authentischen Ensemble um die bekannten Schauspieler Alice Kridge (Star Trek – Der Erste Kontakt, Children Of Dune) als Prairies überforderte Mutter und Jason Isaacs (Harry Potter-Filme, Star Trek: Discovery) als unheilvoller Arzt, scheinbar ohne Skrupel.

Seit dem 16. Dezember 2016 sind alle acht Folgen von The OA bei Netflix abrufbar. Im Februar 2017 bestellte der US-Streaminganbieter eine zweite Staffel.

Fazit: Die Autorenserie von Brit Marling und Zal Batmanglij schickt den Zuschauer auf eine überwiegend rätselhafte Reise entlang der Grenzen von Leben und Tod, Diesseits und Jenseits sowie Traum und Wirklichkeit. 7 von 10 Punkten.

 


Prairie und ihre Eltern
Gefangen in der Glasmenagerie

 


Hap führt Experimente durch

Marius Joa, 3. Oktober 2017. Bilder: Netflix.

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