Octopussy

Nach In tödlicher Mission triftete ein zweiter Bond-Film ins Humorfach ab. Ob dies der Reihe gut getan hat, schreibt Johannes Michel in einer weiteren Kritik unserer James-Bond-Reihe.

James Bond 007: Octopussy
Agententhriller, Großbritannien/USA 1983. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 131 Minuten.
Mit: Roger Moore, Maud Adams, Louis Jourdan, Kristina Wayborn, Kabir Bedi, Steven Berkoff, David Meyer, Tony Meyer, Desmond Llewelyn, Robert Brown, Lois Maxwell u.v.a. Regie: John Glen.

Im Dienste Ihrer Majestät: Bond als Krokodil und Clown

Für insgesamt fünf Bond-Filme zeichnet sich John Glen als Regisseur verantwortlich, Octopussy ist der zweite. Nach In tödlicher Mission zwei Jahre zuvor setzt Glen auch hier auf Witz und Klamauk. Die Fronten sind hier wieder einmal klar: Bond als Westagent gegen die Sowjets – so scheint es zumindest.

In Berlin wird ein Agent des britischen Secret Service ermordet. Er trägt ein so genanntes Fabergé-Ei bei sich, das sich aber als Fälschung erweist. So wird James Bond (Roger Moore) beauftragt herauszufinden, wer diese Eier fälscht und sie auf den Markt bringt. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf Octopussy (Maud Adams), die auf einer Insel wohnt, wo nur Frauen zugelassen sind. Geschäftlich arbeitet sie mit dem dubiosen Geschäftsmann Kamal Khan (Louis Jourdan) zusammen. Bald stellt sich heraus, dass dieser Kontakte zum russischen General Orlov (Steven Berkoff) unterhält, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Westen zu unterjochen und Europa zu „sowjetisieren“. Bond, der relativ glücklos agiert, gerät immer mehr zwischen die Fronten und stößt schließlich eher zufällig auf einen Wanderzirkus, der Octopussy gehört und fatalerweise nach einem Gastspiel in Ostdeutschland westlichen Boden ansteuert. Mit von der Partie ist zudem Orlov …

Namensgebend ist der „Octopussy“, den die Frauen rund um gleichnamige Dame als kleines Tattoo auf sich tragen.

Unter Bondfans ist Octopussy genauso wie sein Vorgänger In tödlicher Mission nicht unbedingt beliebt. Das liegt sicherlich am teilweise übertriebenen Klamauk, der Regisseur John Glen einsetzte, um die Serie am Leben zu erhalten – erst als im 1987 Timothy Dalton als Bond zur Verfügung stand, setzte er auf Härte und verabschiedete sich von diesem Konzept. Bezeichnet ist eine Szene, in der Bond zu Tarzan-Klängen an einer Liane entlang segelt. In der Tat, solche Ausflüchte hätte sich Glen auf jeden Fall sparen können und auch sollen.

Ohne Frage ist, lassen wir die peinlichen Szenen einmal beiseite, auch in Octopussy wieder so einiges los. Gekämpft wird in Zügen und Flugzeugen, auf Militärstützpunkten und in alten Schlossanlagen – die Stuntmen hatten so einiges zu tun. Und auch „Bond als Mann der Frauen“ kommt in keinster Weise zu kurz. Hübsch platziert sind die Szenen, als Bond auf Octopussys Insel anlangt und in seinem Element zu sein scheint – überall nur Frauen. Maud Adams, die hier zum zweiten Mal als Bond-Girl auftritt (wir kennen sie bereits aus Der Mann mit dem goldenen Colt), scheint zunächst nicht zu dem Superagenten zu passen, mit der Zeit zeigt sich aber, das Bond hier eine attraktive und im schließlich zugeneigte Mitspielerin an Land gezogen hat.

Auch in den Nebenrollen ist der Film gut besetzt. Louis Jourdan spielt Kamal Khan so, wie wir den „bösen Araber“ auch heute oft sehen, kalt und herzlos. Würde Octopussy in der heutigen Zeit spielen, wären Proteste von islamischen Gruppierungen wohl nur eine Frage der Zeit. Kristina Wayborn, Miss Schweden 1970, taucht zwar nur am Rande als Magda auf, verführt Bond aber gekonnt. Und der indische Schauspieler Kabir Bedi schließlich, der Octopussys „Geschäftsfreund“ Gobinda mimt, spielt einen großartig kalten Geschäftsmann, dem es, wie sollte es anders sein, nur um das eine geht – das liebe Geld.

Desmond Llewelyn als Tüftler Q wird hier eine etwas größere Rolle eingeräumt. Er darf zum ersten Mal an der Front mit ermitteln und beobachtet Bonds Treiben auf der Insel – wobei er nur knapp dem Tod entgeht. Am Ende unterstützt er Magda beim Sturm auf Gobindas und Jourdans Hauptquartier und steuert einen Heißluftballon. Für Roger Moore war es sein vorletzter Auftritt als James Bond, nachdem zunehmend sein Alter kritisiert wurde – obwohl Bond ja gerade ein gesetzterer Agent sein soll. Dem widersprechen aber natürlich auch die heutigen Bond-Filme.

Fazit: Echtes Bond-Feeling kommt in Octopussy ohne Frage auf. Auch für reichlich Action ist gesorgt. Abstriche gibt es nur aufgrund des teilweise übertriebenen Humors zu machen. 7 von 10 Punkten.


Bond ist von Octopussys Unschuld noch nicht überzeugt.

General Orlov (rechts außen) will seine Mitstreiter von seinem Plan überzeugen.

Auch Magda will Bond nahe sein.

Karmal Khan versteht keinen Spaß.
Johannes Michel, 27. März 2008. Bilder: MGM.


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