Die nackte Kanone (2025)

Über drei Jahrzehnte nach dem dritten Teil der Kult-Reihe Die Nackte Kanone treten Regisseur Akiva Schaffer und Hauptdarsteller Liam Neeson das schwere Erbe vom ZAZ-Trio und Klamauk-Opa Leslie Nielson an. Kann die Neuauflage halbwegs überzeugen?

Die nackte Kanone (The Naked Gun)
Krimikomödie USA 2025. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 85 Minuten. Kinostart: 31. Juli 2025.
Mit: Liam Neeson, Pamela Anderson, Paul Walter Hauser, Danny Huston, Kevin Durand, CCH Pounder u.v.a. Nach der Serie Die nackte Pistole von David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker. Drehbuch: Dan Gregor, Doug Mand, Akiva Schaffer. Regie: Akiva Schaffer.



Police Squad! – The Next Generation

Wie einst sein Vater arbeitet Frank Drebin Junior (Liam Neeson) bei der Spezialeinheit der Polizei, gemeinsam mit Ed Hocken Junior (Paul Walter Hauser), dem Sohn von Drebin Seniors langjährigen Kollegen Ed Hocken Senior. Als Frank zum wiederholten Mal seine Kompetenzen überschreitet und bei einem Banküberfall die Täter eigenmächtig zur Strecke bringt wird er gemeinsam mit Ed von seiner Vorgesetzten Chief Davis (CCH Pounder) zur Verkehrspolizei strafversetzt. Ihre erste Ermittlung dort betrifft Simon Davenport, der mit seinem Elektroauto in den Tod stürzte. Ein Selbstmord, so vermutet Frank anfänglich, wird aber von Simons attraktiver Schwester Beth (Pamela Anderson), einer Krimiautorin, gebeten, den Fall genauer zu untersuchen. Simon arbeitete für den Tech-Milliardär Richard Cane (Danny Huston) und Beth glaubt, dass ihr Bruder von geheimen Machenschaften erfahren hat. Drebin beginnt sich den einflussreichen Cane genau anzusehen. Parallel wird er von seiner Dienststelle mit einem neuen Dienstwagen, einem Elektroauto, ausgestattet…

Nach der wegen nicht zufriedenstellender Quoten eingestellten Krimi-Comedyserie Die nackte Pistole (Originaltitel: Police Squad!) gelang es dem ZAZ-Trio, bestehend aus den Zucker-Brüdern David und Jerry sowie Jim Abrahams, die Show als Kinofilm wieder aufleben zu lassen. Die nackte Kanone (The Naked Gun: From the Files of Police Squad!, 1988) wurde zum Erfolg und verschaffte dem damals 62jährigen Leslie Nielsen einen späten Durchbruch als Leading Man. Mit Die nackte Kanone 2 1/2 (The Naked Gun 2 1/2: The Smell of Fear, 1991) und Die nackte Kanone 33 1/3 (The Naked Gun 33 1/3: The Final Insult, 1994) gab es zudem zwei gelungene Fortsetzungen.

Ed Hocken Junior und Frank Drebin Junior

Obwohl Teil 3 als Abschluss der Reihe gilt gab es im Lauf der 2000er Pläne für einen möglichen vierten Teil, in welchem Leslie Nielsen (1926-2010) in einem kleinen Auftritt den Staffelstab an einen jüngeren Nachfolger übergeben sollte. Bei einem angedachten Neustart ab 2013 war Ed Helms (Hangover-Trilogie) für die Hauptrolle im Gespräch während David Zucker und Co-Autor Pat Proft einen von mehreren Drehbuch-Entwürfen verfassten. Doch erst unter Seth MacFarlane (Family Guy, The Orville) als Produzent nahm die Sache ab 2021 wirklich Fahrt auf. Schnell kursierte der Name Liam Neeson als möglicher Hauptdarsteller, was sich dann auch bewahrheitete. Nach weiteren Verzögerungen bei der Entwicklung, unter anderem auch wegen des Doppelstreiks der Autor*innen- und Schauspieler*innen-Gewerkschaften in Hollywood 2023, fanden von Anfang Mai bis Ende Juni 2024 unter der Regie von Akiva Schaffer (u.a. Produzent von Palm Springs und Mitglied des Comedy-Trios Lonely Island) die Dreharbeiten in Atlanta statt.

Für Folge 15 unseres Podcasts Unter Vieraugen sichteten Johannes und ich den Original-Film von 1988 und machten uns auch Gedanken darüber, ob und inwieweit eine späte Weiterführung der Filmreihe überhaupt funktionieren könnte. Obwohl der Nordire Neeson bereits in Internetclips und Gastauftritten (z.B. in der letzten Staffel der nordirischen Comedyserie Derry Girls) bereits sein komödiantisches Talent bewiesen hatte (und vom Klang seines Namens als perfekter Nachfolger erscheint 😉), war ich sehr skeptisch und befürchtete eine recht niveaulose Angelegenheit à la Fantastic Movie (2007) und der Spiderman-Veralberung Superhero Movie (2008, mit Leslie Nielsen und Pamela Anderson in Nebenrollen). Umso positiver war ich dann von der Neuauflage der „Nackten Kanone“ überrascht.

So vieles, was Schaffer mit seinen Co-Autoren Dan Gregor und Doug Mand (beide u.a. tätig bei How I Met Your Mother und Chip und Chap: Die Ritter des Rechts [2022]) hier aufbietet, funktioniert ziemlich gut, vor allem die Mischung aus Hommage an die alten Filme und Update auf die heutige Zeit. Wenn Frank Drebin 2025 eine Spur der Verwüstung hinterlässt, so tut er dies nun nicht mit einem herkömmlichen Benziner, sondern ganz selbstverständlich in einem (selbstfahrenden) Elektroauto. Zum ordentlichen Running Gag taugt auch das ständige Wegwerfen der Plastik-Kaffeebecher. Und als trotteliger Holzkopf scheint Frank Junior ganz der Papa. In seiner Person wird auch gekonnt das „Klischee“ des alten, weißen Mannes veralbert, welcher sich in der modernen Welt mit ihren neuen technologischen Möglichkeiten und geänderten Vorstellungen nicht zurecht findet.

Wie die Vorgänger wird auch im vorliegenden Legacy-Sequel die Gagdichte konsequent hoch gehalten, egal ob Dialogwitz, Sight Gags oder alberner Slapstick. Die Witze unter der Gürtellinie halten sich gnädigerweise in Grenzen. Auch wenn mit David Zucker einer der Original-Macher dem neuen Film skeptisch und ablehnend gegenübersteht, vor allem weil er nicht an der Produktion beteiligt ist, so funktioniert quasi die gleiche Art Humor immer noch.

Große Abstriche muss man bei der Story machen. Zugegebenermaßen war die Plots schon in den drei Streifen aus den 1980ern und 1990ern nicht sehr ausgeklügelt, aber immerhin so ordentlich, dass sie nicht negativ auffielen. Die Geschichte mit Richard Cane und seinem bösartigen Geheimplan spielt natürlich auf die finsteren Absichten des Antagonisten Vincent Ludwig aus Teil 1 an, doch die Seitenhiebe auf menschenverachtende Tech-Milliardäre wirken dann doch zu zahnlos und beliebig. Zudem wirkt der Score von Lorne Balfe (Megamind, Black Widow) ziemlich austauschbar. Das ikonische Titelthema von Ira Newborn kommt leider nur sehr selten zum Einsatz.          

Auch wenn Liam Neeson sicherlich zu den Kandidaten gehört, die man als Zuschauer*in für die Nachfolge von Leslie Nielsen am wenigstens auf der Rechnung hatte, so macht der nordirisch-amerikanische Schauspieler, den man ja vor allem für Rollen in ernsten Werken wie Schindlers Liste (1993) oder Nell (1994) kennt, eine durchaus gute Figur. Sein Frank Drebin Junior wirkt mit seiner trotteligen Härte wie die logische „Weiterentwicklung“ der harten Kerle, die Neeson in Actionfilmen wie 96 Hours (2008) verkörpert hat. Und kurioserweise war Liam Neeson während der Dreharbeiten glatt mal zehn Jahre älter als sein Vorgänger Leslie Nielsen.

Und dann ist da noch Pamela Anderson, bekannt für die Rettungsschwimmer-Serie Baywatch (1992-1997) und die kürzlich mit The Last Showgirl (2024) einen späten Erfolg feiern konnte. Ihr Part als Love Interest und nur scheinbare Femme Fatale gibt nicht viel her, doch Anderson kostet ihre klischeehafte Rolle genüsslich aus. Zudem haben Liam Neeson und Pamela Anderson eine wirklich tolle Chemie. Und dass die beiden nun auch im echten Leben ein Paar sind, scheint kein Witz und auch kein PR-Gag zu sein.

Fazit: Trotz mauer Story eine spaßig-unterhaltsame Neuauflage der Kult-Reihe, mit den bestens aufgelegten Stars Liam Neeson und Pamela Anderson. 7 von 10 Punkten. 

Chief Davis ist sauer
Frank und Beth kommen sich näher
Tech-Milliardär Richard Cane



Marius Joa, 3. August 2025. Bilder: Paramount.


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