Birthright (2023)

Bei der Eröffnung ihrer eigenen Kino-/Theater-Location, dem Antikyno, zeigte das Filmemacher-Paar Nisan Arikan und Lars Henriks ihren neuesten Film. In der Horrorkomödie Birthright versucht eine hochschwangere Hexe durch ein gefährliches Ritual ihr ungeborenes Kind vor dem Einfluss der Magie zu bewahren.


Birthright
Horrorkomödie Deutschland 2023. 80 Minuten. Ein Film von/mit Nisan Arikan und Lars Henriks u.a.



Horror im neunten Monat

Maria (Nisan Arikan) ist eine Hexe, die schon seit Langem lebt. Mit ihrem nichtmagischen Lebensgefährten Ben (Lars Henriks) erwartet sie ein Kind. Die Schwangerschaft erweist sich weniger beschwerlich für Maria als vielmehr gefährlich für ihr Umfeld. Denn durch die Hormone wird auch grenzenlose Magie entfesselt, was schon für mehrere Todesfälle gesorgt hat. Mit einem uralten Ritual will Maria ihre Verbindung zur magischen Macht endgültig kappen und so ihrer ungeborenen Tochter ein Leben ohne Hexerei ermöglichen. Ausgerechnet Ben soll das Ritual an seiner Liebsten durchführen. Doch zu welchem Preis?

Nach Leon muss sterben (2017), Bearkittens (2018), Performaniax (2019) und Covid Metamorphosen (2021) haben die früher unter dem Label „Obsessive Filmmakers“ firmierenden Nisan Arikan und Lars Henriks (auch privat ein Paar) ihren fünften gemeinsamen Film gemacht, auch abgesehen vom minimalen Budget unter besonderen Vorzeichen. Denn Nisan war während der Dreharbeiten im neunten Monat schwanger, Weltrekord. Die im Sommer 2022 geborene Tochter des Paares hat, wenn man so will, also bereits vor der Geburt Filmerfahrung sammeln können.

Gleich in der ersten Szene bekommt man als Zuschauer*in eine gute Vorstellung davon, welche immensen Kräfte Schwangerschaftshormone in Kombination mit unkontrolliertre Magie freisetzen können. Von daher nachvollziehbar, dass die hochschwangere Protagonistin der Magie abschwören möchte, auch damit ihr Kind ein möglichst normales Leben haben wird. Obgleich wir es hier mit einer bisweilen blutigen Komödie zu tun haben glänzt das Drehbuch mit tiefsinnigen Gesprächen zwischen Maria und ihrem „Muggel“-Partner Ben, in welchen vor allem unterschiedliche Sichtweisen ihrer Situation diskutiert werden.

Angelehnt an historische Hexenrituale und (bei Kenntnis der bisherigen Werke des Duos selbstverständlich) ein wenig Lovecraft-Mythologie umfasst der komplexe Ritus unterschiedliche Teile, die auch in ihrer Schwierigkeit variieren. Das sorgt auch immer wieder für Komik, etwa wenn ein auf den Boden gezeichnetes Pentagramm nur mit Mühe als solches zu erkennen ist. Die Geschichte hält dabei gekonnt die Balance zwischen Komik und ernster Düsternis, auch ohne Effekte-Overkill.

Birthright zeigt eindrucksvoll, dass trotz sehr beschränkter finanzieller Mittel mit Kreativität und Zweckmäßigkeit unterhaltsames Kino entstehen kann. Das Budget lag zwischen 2.000 und 3.000 €, der Dreh dauerte nur etwa zwei Wochen. Die gesamte Filmcrew (Nisan und Lars eingeschlossen) bestand aus kaum mehr als einem halben Dutzend Akteuren. Die Story konzentriert sich auf die beiden Hauptfiguren. Zu den wenigen weiteren Schauspielern gehört Dietrich Kuhlbrodt, Oberstaatsanwalt a.D., Weggefährte von Christoph Schlingensief und Mitglied der dadaistischen Gruppe HgichT, der einen herrlichen Cameo absolviert. Die ganze Postproduktion haben Lars, Nisan und ihr Stamm-Kameramann Christian Grundey allein gestemmt. Respekt.   

Birthright läuft dieses Wochenende (28. bis 30. April 2023) im Antikyno in Hamburg-Harburg. Der nächste Streich der „Anticyneasten“: eine Adaption der Kurzgeschichte From Beyond (Vom Jenseits) von H.P. Lovecraft.  

Fazit: Spaßiger und stimmungsvoller Low-Budget-Hexenhorror mit einer hochschwangeren Protagonistin. 8 von 10 Punkten.



Marius Joa, 27. April 2023. Bilder: Antikyno.


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