The Dark Knight

Mit Batman Begins verschaffte Regisseur Christopher Nolan (Memento, Prestige) dem Mann im Fledermausanzug eine überfällige und höchst gelungene Frischzellenkur. Nun läuft die lang erwartete Fortsetzung The Dark Knight auch in den deutschen Kinos. Weltweit hat der Film seit Mitte Juli bereits 800 Millionen Dollar eingespielt. Aber ist der vor allem aus den USA überschwappende Hype wirklich gerechtfertig?

The Dark Knight
Comicverfilmung/Actionthriller/Drama USA 2008. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 152 Minuten. Deutscher Kinostart: 21. August 2008.
Mit: Christian Bale, Heath Ledger, Michael Caine, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Gary Oldman, Morgan Freeman, Nestor Carbonell, Eric Roberts u.v.a. Regie: Christopher Nolan. Drehbuch: Jonathan & Christopher Nolan. Nach Charakteren von Bob Kane.

Warum so genial?

Mit einem ausgefeilten Überfall auf einer ihrer Banken, verschafft sich der mysteriöse Joker (Heath Ledger) die Aufmerksamkeit der in Gotham City ansässigen Mafia. Unterdessen bekämpfen Milliardär Bruce Wayne alias Batman (Christian Bale), Polizei-Lieutenant Gordon (Gary Oldman) und der höchst erfolgreiche Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart) gemeinsam das Verbrechen. Die Bevölkerung setzt ihre Hoffnungen vor allem auf den unbestechlichen und moralisch integren Dent. Auch Bruce Wayne hofft, durch Dent sein Alter Ego Batman aufgeben zu können, um mit seiner großen Liebe, der Anwältin Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal), zusammen zu sein. Die ist allerdings mit Harvey Dent liiert. Doch für Romantik bleibt keine Zeit, denn unterstützt von Gotham Citys Unterwelt hinterlässt der Joker eine Spur von Tod und Zerstörung. Immer ist er seinen Verfolgern einen Schritt voraus und immer grausamer werden seine Taten. Niemand scheint vor dem geschminkten Soziopathen sicher.

Nach vier Kinofilmen war das Batman-Franchise gestorben. Nachdem aus einem geplanten „Superman gegen Batman“-Film glücklicherweise nichts wurde, wurde der damalige Nachwuchsregisseur Christopher Nolan, der mit seinen ersten beiden Filmen Following (1998) und Memento (2000) ein erstaunliches Niveau erreichte, angeheuert. Mit dem Neustart Batman Begins (2005) wurde die Figur Bruce Wayne und seine Entwicklung zu Batman erforscht. Das alles erfolgte dank einer charakterbetonten und realistisch inszenierten Story. Große theatralische Gegenspieler wie in allen bisherigen Batman-Filmen waren nicht nötig. Nach dem höchst gelungenen „Reboot“ war natürlich die Frage, ob die Fortsetzung das hohe Niveau halten kann. Die Antwort: The Dark Knight überbietet den Vorgänger um Einiges und ist mehr als einfaches Comic-Kino. Ob der Hype gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Tragische Figur: Staatsanwalt Harvey Dent.

Doch warum verdient dieser Film die Höchstwertung? Warum so genial? Weil er den Zuschauer mit seiner Wucht, seiner Tragik und der immer wieder verblüffenden Story regelrecht erschlägt und das im positiven Sinne. Im Grunde ist The Dark Knight ein Film mit der bekannten Handschrift des Regisseurs Christopher Nolan. Ein extrem abwechslungsreicher Plot, der mit unerwarteten und gnadenlosen Wendungen dem Publikum viel abverlangt, ist sicher das Markenzeichen Nolans und wird auch hier bis zum bitteren Ende ausgereizt.

Aber nur ein verblüffender Plot allein ist es nicht, was hier für ein solch grandioses Endprodukt sorgt. So gut wie alle Teile des Films sind herausragend. Die beeindruckenden Bilder, die äußerst intensiven Action-Szenen, Schnitt, Musik, Ton, alles ist auf höchstem Niveau. Bei den Effekten muss man kleine Abstriche bei der Maske von Two-Face machen, die etwas überzogen wirkt. Auch wirkt die Story in mancher Hinsicht etwas konstruiert und nicht immer ganz realistisch.

Doch trotz dieser als gering anzusehenden Schwächen muss man The Dark Knight ohne weiteres als die beste Comic-Verfilmung aller Zeiten ansehen! Der größte Trumpf sind neben dem herausragenden Drehbuch der beiden Nolan-Brüder die brillanten Darsteller. In einem mehr als guten Schauspielerensemble stechen Aaron Eckhart als tragische Figur Harvey Dent und der am 22. Januar 2008 viel zu früh verstorbene Heath Ledger als Joker hervor. Der Joker im Film ist das personifizierte Böse, er kennt keine Gnade kennt, hat außer Tod und Zerstörung keine Ziele und badet sich in seiner Anarchie. Heath Ledger spielt wie der leibhaftige Teufel, ohne jedoch zu dick aufzutragen. Eine bereits vielfach diskutierte Oscar-Nominierung wäre sicherlich angemessen.

Der Aufstieg und Fall des Bezirksanwalts Harvey Dent gehört zum Tragischsten, was seit langem auf einer Kinoleinwand zu sehen war. Und auch für Batman bedeutet der Kampf mit dem Joker das „Ende der Unschuld“. Denn nur zu gut weiß er, dass der Joker ein Produkt seiner eigenen Arbeit ist. Die Mafia-Vereinigungen haben sich mit dem Joker zusammengeschlossen, um Batman zu Fall zu bringen. Batman weiß, dass er im Kampf gegen den Joker nur seine eigenen Regeln verletzen kann. Um den Finsterling zu besiegen, muss er so genauso werden.

Man könnte die Lobeshymnen endlos fortsetzen, doch im Endeffekt kann man nur jedem empfehlen, sich den Film anzusehen. Denn eins dürfte klar sein: The Dark Knight ist kein einfacher Blockbuster, den man nach ein paar Jahren wieder vergessen hat. Vielmehr zeigt er, wie man beeindruckende Action mit großen schauspielerischen Momenten und einer meisterhaften Story verbinden kann. Und davon sollte sich Hollywood mehr als eine Scheibe abschneiden.

Fazit: Grandiose, verstörende und in beinahe allen Belangen perfekte Comic-Verfilmung. Eine echte Achterbahnfahrt für die Zuschauer. 10 von 10 Punkten!


Batman muss an seine Grenzen gehen.

„Warum so ernst?“

Lieutenant Gordon hat alle Hände voll zu tun.

Rachel Dawes steht zwischen zwei Männern.

Bruce Wayne und sein Butler Alfred.
Marius Joa, 24. August 2008. Bilder: Warner.

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