Killing Eve: Staffel 4

Mit der vierten Staffel fand Killing Eve, die britische Agentenserie über die eigenwillige Beziehung zwischen einer Geheimdienstmitarbeiterin und einer psychopathischen Auftragskillerin, 2022 ein umstritten aufgenommenes Ende. Im Mittelpunkt steht zudem weiterhin die Geheimorganisation „The Twelve“.    

Killing Eve: Sraffel 4 (Killing Eve: Series 4)
Agentenserie UK 2022. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 8 Folgen. Gesamtlänge: ca. 335 Minuten.
Mit: Sandra Oh, Jodie Comer, Fiona Shaw, Kim Bodnia, Camille Cottin, Anjana Vasan, Robert Gilbert u.v.a. Nach Büchern von Luke Jennings. Adaption: Laura Neal.



Vers(ch)enktes Finale

Monate nach ihrer letzten Begegnung gehen Eve Polastri (Sandra Oh), ehemalige Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes, und Auftragskillerin Villanelle (Jodie Comer) getrennte Wege. Eve arbeitet mittlerweile für eine private Sicherheitsfirma, versucht gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Yusuf (Robert Gilbert) aber weiterhin die Geheimorganisation „The Twelve“ zu stoppen. Villanelle sucht ihr Heil in der Religion, lebt daher bei einem Vikar, in dessen Kirchengemeinde sie sich engagiert. Carolyn Martens (Fiona Shaw), ein ehemals hohes Tier beim MI6 und Eves frühere Chefin, wurde wegen ihrer Vergehen als Kultur-Attaché nach Spanien abgeschoben, woraufhin sie zu den Russen überläuft. Hélène (Camille Cotton), ein eher hochrangiges Mitglied von „The Twelve“, dezimiert mit der Hilfe der jungen „Nachwuchskillerin“ Pam (Anjana Vasan) die eigenen Reihen, um an die Hintermänner der Organisation heranzukommen…

Aud Basis von Codename Villanelle, einem Buch von Schriftsteller Luke Jennings, welches vier zwischen 2014 und 2016 kombinierte, entstand für BBC America die Serie Killing Eve. Darin kommt eine von Sandra Oh (Grey’s Anatomy) gespielte Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes einer international tätigen Auftragskillerin namens Villanelle, verkörpert von Jodie Comer (Free Guy), auf die Sour. Zwischen den beiden so unterschiedlichen Frauen entwickelt sich eine gegenseitige Faszination und Obsession. Im Verlauf der ersten drei Staffeln kommt es immer wieder zu verhängnisvollen Begegnungen.

Begegnung am Aquarium

Die preisgekrönte TV-Serie konnte vor allem wegen ihrer weiblichen Perspektive auf das Spionagethriller-Genre punkten. Die Rolle des Showrunners wurde jedes Jahr neu besetzt, auf Phoebe Waller-Bridge (Fleabag) bei Staffel 1 folgte Emerald Fennell (Promising Young Woman) für Staffel 2 und Suzanne Heathcote (Fear the Walking Dead) bei Staffel 3. Für die vierte und letzte Season übernahm Laura Neal, welche schon Teil des Autor*innen-Teams der dritten Runde war. Schon in Staffel drei ließ Killing Eve in erzählerischer Hinsicht etwas nach. Dieser Abwärtstrend setzt sich leider in den letzten Folgen verstärkt fort.

Was in den ersten beiden Seasons und zum großen Teil auch noch in der dritten inhaltlich rund und pointiert wirkte, erschien mir in den Folgen 25 bis 32 irgendwie etwas ausgelutscht. Villanelle versucht ein besserer Mensch zu werden, verfällt aber schnell wieder in altbekannte Muster. Eve will mit aller Macht, „The Twelve“ zur Strecke bringen und überschreitet dabei immer mehr Grenzen. Carolyn scheint ihren verstorbenen Sohn rächen zu wollen. Und da wären auch noch die weitgehend undurchsichtige „Twelve-Femme-Fatale“ Hélène. Den dauergestressten Russen Konstantin nicht zu vergessen.

Eins muss man Neal und ihren Co-Autorinnen lassen: die Hauptcharaktere wirken so verloren wie der Plot insgesamt. Da werden neue Figuren eingeführt, die schon nach zwei, drei Episoden wieder verschwinden oder sehr unterentwickelt bleiben. Einige Wendungen kamen mir recht beliebig vor und selbst die ausgedehnte Schwarzweiß-Rückblende auf die Ursprünge der „Twelve“ im Berlin des Jahres 1979 wird eher verschenkt. Einzig die unscheinbare „Nachwuchskillerin“ Pam, gespielt von Anjana Vasan (Kleine schmutzige Briefe), bringt etwas frischen Wind in die Angelegenheit. Das Serienende entpuppt sich als zweischneidiges Schwert: einerseits scheint der Ausgang logisch, aber auch recht unbefriedigend, vor allem in Anbetracht der Zeit, die man mit den Charakteren verbracht hat.

Dialoge, Inszenierung und das Schauspiel-Ensemble bewegen sich aber weiterhin auf dem Niveau der Vorjahre. Als während einer Begegnung der beiden Protagonistinnen eine bekannte und im Kontext treffende Fabel zitiert wird, dann deutet dies an, in welch bessere Richtung die Staffel hätte gehen können. Golden-Globe-Gewinnerin Sandra Oh als Eve und Emmy-Preisträgerin Jodie Comer als Villanelle liefern erneut ab. Fiona Shaw (Harry PotterFilmreihe) als scharfzüngiger, eiserner Geheimdienst-Lady hätte ich durchaus noch länger zugesehen. Die Musik der amerikanischen Alternativeband Unloved funktioniert wieder sehr stimmungstreibend, hätte in manchen Szenen allerdings etwas weniger präsent sein können.

Die vierte und letzte Staffel von Killing Eve ist als Stream bei mehreren Anbietern verfügbar und seit Januar 2023 auf DVD erhältlich. Im März 2023 erschien zudem eine Komplettbox mit allen vier Staffeln.

Fazit: Trotz weiterhin starker Besetzung, Dialoge und Inszenierung eine inhaltlich enttäuschende Finalstaffel. 4 von 10 Punkten.

Villanelle sucht ihr Heil im Glauben
Carolyn ist übergelaufen
Was führt Hélène im Schilde?



Marius Joa, 27. April 2025. Bilder: BBC America/Universal.


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