2019 gab der britische Royal Prinz Andrew der BBC-Journalistin Emily Maitlis ein folgenschweres Interview über seine Beziehungen zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Um dieses Gespräch dreht sich die dreiteilige Miniserie A Very Royal Scandal, basierend auf einem Buch von Maitlis selbst.
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A Very Royal Scandal
Drama/Miniserie UK 2024. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 3 Folgen. Gesamtlänge: ca. 180 Minuten.
Mit: Ruth Wilson, Michael Sheen, Joanna Scanlan, Lydia Leonard, Éanna Hardwicke, Honor Swinton Byrne, Sofia Oxenham, Claire Rushbrook, Alex Jennings u.v.a. Nach dem Buch Airhead: The Imperfect Art of Making News von Emily Maitlis. Drehbuch: Jeremy Brock. Regie: Julian Jarrold.

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No sweats and no regrets
2024 erschienen gleich zwei Produktion über das Fernseh-Interview welches Andrew Mountbatten-Windsor, Sohn von Königin Elizabeth II. (1926-2022) und Bruder des aktuellen britischen Königs Charles III., der Journalistin Emily Maitlis zu seiner Freundschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein im November 2019 gab. Im April wurde der Spielfilm Scoop (2024) von Regisseur Philip Martin weltweit auf Netflix veröffentlicht. Fünf Monate später folgte die dreiteilige Miniserie A Very Royal Scandal bei Amazon Prime im Vereinigten Königreich. Nach der deutschen Erstveröffentlichung im Stream bei Magenta TV kam der Dreiteiler im November auch ins Free-TV zum ZDF sowie in die dazugehörige Mediathek, wo dieser noch wenige Tage verfügbar ist.
2019. Nachdem der erfolgreiche und einflussreiche Investment-Banker Jeffrey Epstein (John Hopkins) wegen Menschenhandel bzw. sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Mädchen verurteilt wurde und im Gefängnis scheinbar durch Selbstmord starb, gerät das britische Königshaus unter Druck. Denn Prinz Andrew (Michael Sheen), Herzog von York und zweiter Sohn der Monarchin Elizabeth II., war einige Jahre mit Epstein befreundet und profitierte von dieser Freundschaft auch finanziell. Zudem wirft mit Virginia Giuffre eines der Opfer Andrew vor, sie vergewaltigt zu haben. Moderatorin Emily Maitlis (Ruth Wilson) und ihr Team beim BBC-Format Newsnight wollen ein Interview mit dem Prinzen. Nach einem Treffen vorab willigen Andrew und seine Privatsekretärin Amanda Thirsk (Joanna Scanlan) ein. Alles scheint ganz gut gelaufen zu sein, doch nachdem der Newsnight-Beitrag ausgestrahlt wurde, mehrt sich die Kritik am Verhalten Andrews…

Neben Laufzeit und Format unterscheiden sich Scoop und A Very Royal Scandal hinsichtlich der Perspektive. Während der Film auf einer Vorlage von Produzentin Sam McAlister basiert und die Handlung weitgehend aus ihrer Sichtweise erzählt wird, so beruft sich die Miniserie auf ein Sachbuch von Moderatorin Emily Maitlis, welche hier wiederum im Zentrum steht. Außerdem wird auch die Perspektive von Andrew in den Vordergrund gestellt. Für die zwei zentralen Hauptrollen konnten mit Ruth Wilson (The Affair, His Dark Materials) und Michael Sheen (Die Queen, Good Omens) namhafte Schauspieler*innen verpflichtet werden.
Inszeniert hat den Dreiteiler Julian Jarrold (Geliebte Jane, The Crown), das Drehbuch stammt von Jeremy Brock (Der letzte König von Schottland, Der Adler der Neunten Legion), wobei Emily Maitlis als eine der ausführenden Produzent*innen fungierte. Mit Lydia Leonard (spielte Cherie Blair in The Crown) als Redaktionsleiterin Esme Wren und Alex Jennings (Prinz Charles in Die Queen, Edward VIII. in The Crown) als Sir Edward Young, Privatsekretär der britischen Krone, sind zudem zwei Darsteller*innen mit „royaler“ Schauspielerfahrung vertreten.
A Very Royal Scandal beruht auf wahren Begebenheit, nimmt sich aber dramaturgische Freiheiten. Vor allem wird die ganze Angelegenheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. So sehen wir zwischenzeitlich auch Rückblenden auf Treffen mit Jeffrey Epstein. Darüber hinaus konzentriert sich die Handlung auf Moderatorin Emily Maitlis, die fast nur für ihren Job zu leben scheint und daher wenig Zeit mit der eigenen Familie verbringt, sowie Prinz Andrew. Das prominenteste von Epsteins Opfern, Virginia Giuffre (1984-2025), kommt in Originalaufnahmen zu Wort.
Die Miniserie hat definitiv ihre starken und durchaus überraschenden Momente, doch beschlich mich nach den drei Stunden das Gefühl, dass hier inhaltlich doch mehr drin gewesen wäre. Wie der frühere Prinz Andrew hier dargestellt wird bewegt sich hart an der Grenze zur Witzfigur, obwohl Michael Sheen in der Rolle einen guten Job macht, was übrigens für das komplette Ensemble gilt. Vor allem die letzte Episode wirkt eher wie ein wenig inspiriertes Dénouement. Am besten funktioniert die Produktion, wenn die emotionale Tragweite angedeutet wird, etwa in Person von Prinzessin Beatrix, gespielt von Honor Swinton Byrne (The Souvenir). Leider kam ich nur in den „Genuss“ der deutschen Synchronfassung, welche die bemerkenswerte Leistung vollbringt, dass fast alle Stimmen irgendwie gleich klingen und man in Zukunft vermutlich wenig bis keinen Unterschied zu einer mit künstlicher Intelligenz generierten Synchronisation feststellen wird.
A Very Royal Scandal ist nur noch bis 22. Dezember 2025 kostenlos in der ZDF-Mediathek abrufbar. Außerdem gibt es die Miniserie als Teil des Angebots von Magenta TV und als kostenpflichtigen Stream bei Amazon.
Fazit: Insgesamt eher gelungene, inhaltlich etwas unausgegorene Miniserie über das folgenreiche Interview von Emily Maitlis mit dem früheren Prinzen Andrew. 7 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 19. Dezember 2025. Bilder: Blueprint/Magenta TV.


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