Das „neue“ Star Trek-Universum unter der Ägide von Alex „Transformers“ Kurtzman wächst weiter. Mit Sektion 31 erschien im Januar diesen Jahres erstmals in der Franchise-Geschichte ein abendfüllender Streaming-Film. Die ehemalige Imperatorin Philippa Georgiou (Michelle Yeoh) aus dem Spiegeluniversum wird darin von Agenten des Föderationsgeheimdienstes für eine heikle Mission rekrutiert.
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Star Trek: Sektion 31 (Star Trek: Section 31)
Science-Fiction-Film USA 2025. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. 95 Minuten. Starttermin: 24. Januar 2025.
Mit: Michelle Yeoh, Omari Hardwicke, Sam Richardson, Kacey Rohl, Sven Ruygrok, Robert Kazinsky u.a. Nach Star Trek von Gene Roddenberry. Drehbuch: Craig Sweeny. Regie: Olatunde Osunsanmi.

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Seit ihrer Rückkehr vom 32. ins frühe 24. Jahrhundert hat sich Philippa Georgiou (Michelle Yeoh), ehemals ruchlose Herrscherin des Terranischen Imperiums im Spiegeluniversum, auf einer abgelegenen Raumstation niedergelassen. Eines Tages taucht der geheimnisvolle Alok Sahar (Omari Hardwicke) auf, den Philippa schnell als Agenten von Sektion 31, dem verdeckt operierenden Geheimdienst der Vereinten Föderation der Planeten, erkennt. Alok und sein Team – Chamäleonid Quasi (Sam Richardson), der mit einem Exoskelett ausgestattete Kämpfer Zeph (Robert Kazinsky), der von einem vulkanischen Androidenkörper aus agierende Mini-Alien Fuzz (Sven Ruygruk) und Lieutenant Rachel Garrett von der Sternenflotte – sollen eine gefährliche Waffe mit verheerendem Potenzial sicherstellen, welche nicht in falsche Hände geraten darf. Dafür benötigen sie die Hilfe von Georgiou, die sich widerwillig dem Team einschließt. Beim Versuch an die Waffe zu gelangen, wird diese von einem maskierten Angreifer gestohlen…
Knapp 60 Jahre nach der Premiere der Originalserie (1966-69) floriert das Star Trek-Franchise seit ein paar Jahren mit mehreren Serien wieder, allerdings nicht mehr im linearen Fernsehen, sondern beim Streaminganbieter Paramount+, nachdem zuvor Netflix und Amazon Prime hierzulande als Heimat der neueren Produktionen fungierten. Der „Relaunch“ der großen Raumfahrt-Saga begann 2017 mit Star Trek: Discovery (2017-2024). Von 2020 bis 2023 lief außerdem Star Trek: Picard, über den titelgebenden Enterprise-Captain aus Star Trek: The Next Generation (1987-1994) im hohen Alter. Inhaltlich konnten mich beide Shows auf Dauer nicht wirklich überzeugen. Einen besseren Job machten da schon Star Trek: Strange New Worlds, eine weitere Prequel-Serie über die frühen Jahre der Enterprise-Crew unter Captain Pike, welche dieses Jahr in eine dritte Staffel geht, und die temporeich-spaßige Animationsserie Star Trek: Lower Decks (2020-2024). Mit Sektion 31 gibt es nach einigen Jahren wieder einen Star Trek-Film, allerdings nicht wie die bisherigen dreizehn im Kino, sondern erstmals „nur“ als Stream. Allerdings nicht weiter schlimm, denn der 14. Trek-Streifen erweist sich als wenig gelungen.

Bereits während der Dreharbeiten zur ersten Staffel von Discovery äußerte Schauspielerin Michelle Yeoh gegenüber Kurtzman ihr Interesse an einer Spinoff-Serie über ihre Figur Philippa Georgiou. Die Sache nahm in den Folgejahren Gestalt an. 2019 begannen die beiden Autorinnen Bo Yeon Kim und Erika Lippoldt erste Skripts zu schreiben, für 2020 waren die Dreharbeiten geplant. Doch die Covid19-Pandemie machte diesen (wie so vielen anderen) Plänen einen Strich durch die Rechnung. Nachdem Philippa Georgiou Discovery mit Staffel 3 verließ und die Serie 2024 mit der fünften Season endete kam das Projekt mit dem Titel Sektion 31 erneut ins Rollen. Allerdings nicht wie geplant als Serie, sondern als Einzelfilm, inszeniert von Olatunde Osunsanmi (Regisseur diverser Discovery-Episoden). Egal was an Material über die Jahre alles zusammengeschrieben und schließlich verworfen wurde, es dürfte sicherlich spannender sein als das vorliegende Endprodukt.
Bei der titelgebenden Organisation handelt es sich um einen scheinbar unabhängig von der Sternenflotte agierenden Geheimdienst, welcher zum Schutze der Föderation und ihrer Angehörigen weitreichende Befugnisse für verdeckte Operationen und andere Aktionen im juristischen Graubereich durchführt bzw. wichtige Informationen sammelt. Sektion 31 wurde erstmals in der siebten und letzten Staffel von Deep Space Nine (1993-1999) zum Thema, als einer ihrer Agenten den Stationsarzt Dr. Bashir rekrutieren wollte. Außerdem stand die Schattenorganisation im Mittelpunkt von Handlungssträngen der vierten und letzten Staffel von Star Trek: Enterprise (2001-2005) sowie der zweiten Season von Discovery. Im vorliegenden Film spielt Sektion 31 allerdings außer als Auftraggeberin keine wirkliche Rolle. Stattdessen serviert uns das Skript von Craig Sweeny (Medium – Nichts bleibt verborgen) eine uninspirierte lustlose Mischung aus Mission: Impossible und Guardians of the Galaxy.
Nach den überwiegen negativen Kritiken waren meine Erwartungen bereits recht niedrig. Obwohl ich die unverwüstliche Michelle Yeoh (James Bond – Der Morgen stirbt nie, Tiger & Dragon) wirklich gerne sehe und mich sehr gefreut habe, dass sie für ihre Performance in dem Multiversums-Meisterwerk Everything Everywhere All At Once (2022) den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewinnen konnte, so hat sich die von ihr verkörperte Massenmörderin Philippa Georgiou, die man der unsäglichen Hauptfigur Michael Burnham als Badass-Mentorin an die Seite stellte, schon in den ersten drei Discovery-Staffeln abgenutzt. Sektion 31 gewinnt der Figur auch keine neuen Facetten ab. Generell behandelt das Drehbuch seine Figuren mit ziemlichen Desinteresse. Flapsige Dialoge und überbordende Kostüme sollen die nicht vorhandene Charakterzeichnung ersetzen.
Der austauschbare Plot wird hier genauso lieblos heruntergekurbelt wie bei Zack Snyders zweiteiligem Möchtegern-Scifi-Epos Rebel Moon (2023/24), nur das die ganze Chose hier dankenswerterweise nur ca. 90 Minuten dauert und sích nicht mehrere Stunden hinzieht. Aufgrund der temporeichen und soliden Inszenierung gerät der Scifi-Actionfilm dann durchaus einigermaßen kurzweilig. Die Verbindung zum Star Trek-Universum besteht leider im Grunde nur darin, dass hier gebeamt und gefühlt jede zweite Szene erwähnt wird, dass Rachel Garrett (die junge Version des Captains der USS Enterprise C, siehe Folge 15 von The Next Generation – Staffel 3) ja zur Sternenflotte gehört.
Somit hat jetzt auch Star Trek das, was andere große Franchises schon länger haben, nämlich einen eigentlich überflüssigen, austauschbaren Nummernfilm. Auch wenn Sektion 31 vor allem am Ende wie ein Pilotfilm wirkt, so bleibt zu hoffen, dass es Kurtzman und Co bei diesem einen Streifen belassen, auch damit Michelle Yeoh wieder mehr Zeit für spannendere Rollen hat.
Star Trek: Sektion 31 ist seit dem 24. Januar 2025 Teil des Angebots von Paramount+ sowie am 8. Mai 2025 auf DVD und BluRay erschienen.
Fazit: Einigermaßen kurzweiliger, aber erschreckend lieb- und lustloser Scifi-Actioner. 3 von 10 Punkten.
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Marius Joa, 10. Mai 2025. Bilder: Paramount+.
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