The Woman in Cabin 10

Eine Journalistin glaubt auf einer exklusiven Schiffsreise einen Todesfall beobachtet zu haben, doch keiner glaubt ihr. Ahoi für den Netflix-Thriller The Woman in Cabin 10 von Regisseur Simon Stone, nach dem Bestseller von Ruth Ware. Die Hauptrolle spielt Keira Knightley (Fluch der Karibik, Abbitte).

The Woman in Cabin 10
Thriller UK, USA 2025. FSK: Freigegeben ab 16 Jahren. 95 Minuten. Starttermin: 10. Oktober 2025.
Mit: Keira Knightley, Guy Pearce, David Ajala, Amanda Collin, Art Malik, Hannah Waddingham, David Morrissey, Kaya Scodelario, Daniel Ings, Paul Kaye, Gitte Witt, Lisa Loven Kongsli u.a. Nach dem Roman von Ruth Ware. Drehbuch: Joe Shrapnel, Anna Waterhouse, Simon Stone. Regie: Simon Stone.



Tod auf der Luxusyacht

Laura Blacklock (Keira Knightley) zählt zu den besten britischen Investigativjournalist*innen. Doch die Ermordung einer ihrer Quellen lässt Laura traumatisiert zurück. Obwohl sie sich eigentlich eine Pause gönnen sollte, erscheint die Journalistin gleich wieder bei der Arbeit. Die Einladung der todkranken Milliardärin Anne Lyngstad Bullmer (Lisa Loven Kongsli) zu einem Fundraiser-Cruise nach Norwegen auf deren Luxusyacht bietet allerdings die perfekte Gelegenheit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Vor ihrem Tod möchte Anne eine Stiftung zur Krebsforschung ins Leben rufen und hat dafür gemeinsam mit ihrem Ehemann Richard Bullmer (Guy Pearce) neben Laura auch wohlhabende Gäste eingeladen, darunter die Galeristin Dame Heidi Heatherly (Hannah Waddingham) und ihren Ehemann Thomas (David Morrissey), sowie Rock-Musiker Danny Tyler (Paul Kaye) und Influencerin Grace (Kaya Scodelario). Auch Fotograf Ben Morgan (David Ajala), Lauras Ex-Freund, ist auf der mehrtätigen Schifffahrt zugegeben.

In der ersten Nacht wacht die Journalistin vom Lärm aus der Kabine Nr. 10 nebenan auf und sieht, wie eine Frau ins Wasser fällt. Doch die alarmierte Crew findet keinerlei Anzeichen dafür, dass jemand von Bord gegangen ist. Zudem sind alle Besatzungsmitglieder und Passagiere*innen vollzählig. Laura ist sich sicher darüber, was sie gehen hat, doch niemand an Bord der Yacht glaubt ihr. Schließlich beginnt sie eigenmächtig Nachforschungen anzustellen…

Die Zeiten, in denen sich Netflix auf hochwertige Eigenproduktionen wie Lillyhammer (2012-14), House of Cards (2013-18), Orange is the New Black (2013-18) oder The Crown (2016-23) und hochkarätige Einkäufe wie Penny Dreadful (2014-16) konzentrierte, sind leider vorbei. Seit Jahren hat der Streaminganbieter mit dem roten N sein Angebot auf alle erdenklichen Formate erweitert. Statt Qualität setzt man fast nur noch auf Quantität. Hauptsache, der Output ist unerschöpflich. Das bedeutet natürlich auch verstärkt austauschbare Stangenware, wie eben The Woman in Cabin 10.

Reißerisch aufgemachte, konstruiert-wendungsreiche Krimis/Thriller bei Netflix basieren nicht selten auf einer Romanvorlage des amerikanischen Bestsellerautors Harlan Coben (siehe u.a. In ewiger Schuld [2024]). The Woman in Cabin 10 wiederum auf dem gleichnamigen erfolgreichen Roman der britischen Schriftstellerin Ruth Ware von 2016. Auf den ersten Blick klingt die Prämisse vielversprechend, zumal es ja erst einmal offen bleibt, ob die Protagonistin wirklich etwas gesehen hat oder sich den Vorfall nur einbildet. Und insgesamt wird die Yacht als zentraler Schauplatz gut in Szene gesetzt.

Zudem lässt ein Blick auf die namhafte britische Besetzungsliste durchaus aufhorchen. Neben Hauptdarstellerin Keira Knightley (nach frühen Erfolgen mit Kick It Like Beckham [2002], Fluch der Karibik [2003] und Abbitte [2007] weiterhin gefragt) als hartnäckige Journalistin sehen wir etwa Guy Pearce (Memento), kürzlich Oscar-nominiert für das Einwanderer-Epos Der Brutalist, als Ehemann der Milliardärin, Kaya Scodelario (Maze Runner) als Influencerin, David Ajala (Star Trek: Discovery) als Ben, Art Malik (James Bond – Der Hauch des Todes) als Dr. Mehta, Hannah Waddingham (Game of Thrones, Ted Lasso) als bekannte Galeristin und David Morrissey (State of Play, The Walking Dead) als deren Gatten.

Das erschreckend uninspirierte Skript von Joe Shrapnel und Anna Waterhouse ((Jean Seberg – Against All Enemies) sowie Regisseur Simon Stone (Die Ausgrabung) erweist sich zwar als geradlinig, lässt bei mir aber die Frage entstehen, wieso man für so eine lahme Schreibarbeit drei Autor*innen braucht. Der Plot wird schnörkellos abgespult, verliert unglücklicherweise im Verlauf an Spannung, weil das große Geheimnis an Bord dann doch recht früh enthüllt wird. Zudem wirkt das Finale unlogisch und konstruiert. Sicherlich gibt es inhaltlich schlechter ausgearbeitet Filme, aber erzählerisch wird hier wenig geboten. Wobei man vielleicht dankbar sein muss, dass die ganze Angelegenheit nicht noch viel reißerischer umgesetzt und unnötig in die Länge gezogen wurde.

Bis auf die solide Keira Knightley werden alle anderen Schauspieler*innen hemmungslos verschenkt, entweder weil ihre Figuren nichts zu tun bekommen und/oder einfach schwach ausgearbeitet wurden. Mit weniger prominenten Akteuren hätte das Endergebnis sicherlich nicht schlechter ausgesehen. Zur eher kurzen Überbrückung ader Wartezeit auf  den (hoffentlich guten) neuen Netflix-Krimi, nämlich Wake Up Dead Man, den dritten Teil der Knives Out-Reihe von Rian Johnson (Start: 12. Dezember 2025), erweist sich The Woman in Cabin 10 als noch brauchbar.     

The Woman in Cabin 10 ist seit dem 10. Oktober 2025 Teil des Angebots von Netflix.

Fazit: Routiniert inszenierter Netflix-Thriller, der allerdings sowohl sein inhaltliches als auch schauspielerisches Potenzial sträflich vernachlässigt. 5 von 10 Punkten.




Marius Joa, 4. Dezember 2025. Bilder: Netflix.


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